ST. PAULS – Am Sonntag, den 8. Dezember 2024, versammelten sich über 2.000 Teilnehmer in St. Pauls, um anlässlich des 60. Todestages von Sepp Kerschbaumer dessen herausragende Verdienste sowie die der verstorbenen und lebenden Tiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre zu würdigen. Im Mittelpunkt der Feier standen der unermüdliche Einsatz für die Freiheit und Selbstbestimmung Südtirols sowie die Erinnerung an eine entscheidende Epoche in der Geschichte der Südtiroler.
Frontabschreitung, Einmarsch und heilige Messfeier
Die Feierlichkeiten begannen mit der Meldung der angetretenen Formationen und der anschließenden Frontabschreitung durch Bürgermeister Wilfried Trettl, die Landeskommandanten Roland Seppi und Enzo Cestari, Landeskommandant-Stellvertreter Gerhard Biller sowie den Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang.
Im Anschluss führte die Musikkapelle Girlan die Schützen und Teilnehmer zum Kirchgang in den sogenannten „Dom am Lande“. Pater Reinald Romaner OFM zelebrierte die Heilige Messe und hob dabei besonders die Vorbildwirkung Sepp Kerschbaumers für die Tiroler Bevölkerung hervor.
Gedenkfeier im Friedhof
Nach dem Kirchgang marschierten die Teilnehmer zum Friedhof, wo Roland Lang die Anwesenden begrüßte und kurz auf die aktuelle politische Lage einging:
„55 Jahre nach dem Südtirol-Paket, versucht die Landespolitik, verlorene Kompetenzen der Autonomie zurückzuerlangen. Die Verhandlungen sind jedoch schwach. Zudem hat Landeshauptmann Arno Kompatscher Vertreter der Fratelli d‘Italia in die Landesregierung aufgenommen, was die Verhandlungen weiter erschwert. Die Entscheidung von Ministerpräsidentin Meloni, Alessandro Urzí in die Verhandlungen einzubinden, ist eine Watschn für Südtirol. Urzí fordert eine Herabsetzung des Wahlrechts für zugewanderte Italiener, eine Aufweichung des Proporzes und die automatische Anerkennung des Zweisprachigkeitsnachweises. Er ist bekannt für seinen Einsatz gegen die Tiroler Identität. Es ist Fünf vor Zwölf: Wir müssen uns für die Ziele des Südtirol-Autonomiekonvents entscheiden oder den bequemen Weg der Assimilation wählen.“
„Vergeben, aber nicht vergessen!“
Der im Exil lebende Freiheitskämpfer Univ.-Prof Dr. Erhard Hartung (81) hielt via Mobiltelefon die Gedenkrede. Er betonte die Bedeutung von Sepp Kerschbaumers entschlossenem Einsatz für die Heimat und den Schutz der Menschenwürde.
„Es ist mir eine große Ehre, hier zur Erinnerung an Sepp Kerschbaumer und sein Wirken für unsere Heimat zu sprechen“, so Hartung. Er erinnerte daran, dass Kerschbaumer und seine Mitstreiter in einer Zeit kämpften, in der die Rechte der Südtiroler massiv unterdrückt wurden. „Die Südtiroler Freiheitskämpfer haben einen entscheidenden Beitrag für eine bessere Autonomie geleistet!“, zitierte Hartung den ehemaligen Landesrat Dr. Bruno Hosp.
Besondere Beachtung fand die Erwähnung der „Feuernacht“ vom 11. auf den 12. Juni 1961, an der Kerschbaumer maßgeblich beteiligt war. „Diese weltweit für Aufsehen erregende Aktion erfolgte mit Wissen lokaler und österreichischer Politiker mit dem Ziel der Freiheit und Loslösung Südtirols von Italien durch Selbstbestimmung“, erklärte Hartung. Er schilderte die politische Lage jener Zeit und die provokativen Maßnahmen der italienischen Regierung, die die Südtiroler zur Verzweiflung trieben.
Hartung stellte klar, dass die Freiheitskämpfer keine Terroristen waren, sondern Menschen, die für ihre Rechte eintraten. „Wir waren selbstlose, das Recht und die Freiheit liebende Personen“, betonte er. Dabei erinnerte er an die gewaltsamen Repressionen, die die Freiheitskämpfer erlebten, und forderte die heutige Politik auf, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und Lösungen für die noch offenen Fragen zu finden.
„Wir ehemaligen Freiheitskämpfer waren selbst Opfer und haben den seinerzeitigen Tätern längst vergeben, unsere Hand zur Versöhnung ausgestreckt aber können und dürfen nicht vergessen.“, schloss Erhard Hartung seine bewegende Rede.
Ehrensalve und Kranzniederlegung
Im Anschluss an die Gedenkrede spielte die Bürgerkapelle Girlan am ehemaligen Grab von Sepp Kerschbaumer das Lied vom „Guten Kameraden“. Die Ehrensalve wurde von der Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan unter Hauptmann Maximilian Schmid abgefeuert. Abgeschlossen wurde die sehr würdige Gedenkfeier mit der Tiroler Landeshymne und der Österreichischen Bundeshymne.
Kerschbaumer, leuchtendes Beispiel für die Jugend
Landeskommandant Roland Seppi würdigte Kerschbaumer als einen Mann, der die politische Apathie in Südtirol aufbrach und die Südtiroler Volkspartei zum Handeln aufrief. Dennoch bleibt die Wahrheit schmerzlich: Auch 60 Jahre später hat Südtirol noch nicht vollständige Freiheit erlangt. Die politische Landschaft ist nach wie vor von Kompromissen und dem Einfluss Italiens geprägt.
„Wir sind immer noch unfreiwillige Untertanen des italienischen Staates, aber unter gänzlich anderen Vorzeichen! Der Stiefelstaat ist nicht mehr der widerwillige Geber, sondern der geduldige Zurücknehmer“, so Seppi, der dabei auch die heutige politische Führung kritisiert: „Sie verlieren zunehmend den Kontakt zum kulturellen und politischen „Hinterland“ und dabei die wahren Herausforderungen der Tiroler Identität aus den Augen“.
Seppi schloss seine Rede mit einem Appell an die Verantwortungsträger, den Tirolern eine Zukunft zu bieten, die auf echten Werten basiert – auf dem Rückgrat der Identität und einer unabhängigen, selbstbewussten Haltung.
„Für unsere Tiroler Identität braucht es Zukunftsdenker, keine Paragraphenreiter“, betonte Seppi und erinnerte an den großen Mut von Sepp Kerschbaumer, der auch heute noch als leuchtendes Beispiel für die Jugend gilt.
Freiheit und Selbstbestimmung
Die Gedenkfeier wurde von Vertretern der Kirche, der Schützen sowie der Politik begleitet und fand in einem würdigen Rahmen statt. Sie unterstrich die Bedeutung, das Andenken an Sepp Kerschbaumer und seine Mitstreiter zu bewahren. Die Teilnehmer verließen die Veranstaltung mit einem starken Gefühl der Verbundenheit und dem festen Vorsatz, die Werte der Freiheit und Selbstbestimmung auch in Zukunft zu verteidigen.
Gedenkrede von Prof. Dr. Erhard Hartung
Sehr geschätzter Kamerad Sepp, sehr verehrte Vertreter von Kirche, Schützen und Politik sowie sämtliche Teilnehmer, die zur Ehrung von Dir, anlässlich Deines 60. Todestags, anwesend sind!
Es ist mir eine große Ehre vom Südtiroler Schützenbund ausgewählt und aufgefordert zu sein hier zur Erinnerung an Dich und Dein Wirken für unsere Heimat zu sprechen. Ursächlich dafür dürften neben Deinem vorbildlichen Eintreten für die Heimat von uns Tirolern auch unsere Beiden ähnlichen Schicksale sein. Auf Grund unseres Erkennens des sehr stark gefährdeten Volkstums, unseres christlichen Glaubens, an unsere verbrieften Rechte und unsere ehrliche Liebe zur Heimat hatten wir den dafür erforderlichen Mut und die notwendige Kraft uns in mannigfaltiger Weise zu äußern und gegen die eindeutige Verletzung uns zugesagter, beschlossener Verträge und vielfach schwerer Verletzungen der Menschenrechte und Menschenwürde einzutreten. Dafür wurden wir Freiheitskämpfer von der Justiz, der Politik, den Medien strafrechtlich verfolgt, inhaftiert, schwer gefoltert sowie über viele Jahre gedemütigt und verleumdet.
Lieber Sepp, um Dich und Dein damaliges Handeln überhaupt heute verstehen zu können, möchte ich in Erinnerung rufen, dass in den späten 1950er Jahren in Europa auf Zypern ein Freiheitskampf unter Führung von General Grivas und Erzbischof Makarios stattfand und nur dadurch die Insel von England unabhängig wurde. Im Baskenland, Nord-Irland und Algerien waren Freiheitskämpfer aktiv und das von uns bekämpfte Italien hat noch im Jahre 1963 Ansprüche auf das Hinterland von Triest gestellt, wobei es zeitgleich die uns und Österreich 1946 im sogenannten Pariser-Abkommen zugesicherten autonomen Grundrechte und die Selbstverwaltung, bewusst verweigerte.
Gott sei gedankt, denn die schwierige Situation der Nachkriegsjahre hat sich im Vergleich zu heute, wesentlich verbessert. Es sei erlaubt die Worte, des mit uns Beiden befreundeten, ehemaligen Landesrat Dr. Bruno Hosp zu zitieren: „Die Südtiroler Freiheitskämpfer haben einen entscheidenden Beitrag für eine bessere Autonomie geleistet!“. Trotzdem könnt Ihr, hier Anwesenden, mich nur dank technischer Hilfsmittel hören, die meine physische Anwesenheit nicht zwingend erforderlich machen. Ursächlich dafür ist ein noch immer bestehender italienischer Haftbefehl zur Verbüßung einer lebenslangen Strafe welche vor über einem halben Jahrhundert über mich in Abwesenheit verhängt wurde. Nach Erkenntnis des österreichischen Verwaltungsgerichtshofes widerspricht dieses Urteil der Europäischen Menschenrechtskonvention, da ich weder Ladung, Anklageschrift noch Urteil, trotz Anforderung und bekannten Aufenthalts, nicht zugestellt erhielt.
Nun, zurück zu Dir, lieber Sepp: es ist Dein großer Verdienst, dass Du die schweren Verbrechen der italienischen Politik und ihrer, seit der Besetzung Südtirols fortlaufenden, kolonialen Verwaltung, noch rechtzeitig erkannt hast und gestärkt durch Deinen Glauben die notwendige Kraft hattest Ende der 1950er Jahre mit Gleichgesinnten den „Befreiungs-Ausschuss-Südtirol“, kurz BAS genannt, zu gründen sowie aktiv, maßgeblich an der Vorbereitung und Ausführung der sogenannten „Feuernacht“ vom 11. auf 12. Juni 1961 beteiligt warst. Diese, weltweit Aufsehen erregende Aktion erfolgte mit Wissen lokaler und österreichischer Politiker mit dem Ziel der Freiheit und Loslösung Südtirols von Italien durch Selbstbestimmung.
Um deutlich zu machen, dass wir Freiheitskämpfer keine Terroristen, Neonazi oder Faschisten sind, wurde von einem gemeinsamen Team aus Nord- und Südtirolern, welche mir später in Kameradschaft verbunden waren, am 31. Jänner 1961 das Mussolini huldigende Reiterdenkmal in Waidbruck gesprengt und verhindert, dass es wiedererrichtet wurde. Seine Reste befinden sich heute in einem italienischen Depot wo andere, noch sichtbare Relikte des Faschismus, wie z.B.: das Siegesdenkmal in Bozen, das Mussolini-Relief am Bozner Finanzamt oder die Ossarien in Grenznähe, welche öffentlich Ärger erregen, besser aufgehoben wären. Italien möge sich an Österreich und Deutschland, wo keine Denkmäler in Erinnerung an ehemalige Kriegsverbrecher bestehen, ein Beispiel nehmen und den damals Verfolgten bzw. deren Nachkommen ein Ausgleich gewährt wird.
Ursächlich für den gewaltigen Aufstand von uns Tirolern waren primär die Nichteinhaltung von Verträgen, die Jahrzehnte lange italienische Ausbeutung sowie das auch bei uns eingeführte Kolonialsystem Italiens, welches an die schlimmsten Kolonialmethoden in Afrika erinnerte, sodass von uns ein LOS VON ROM gefordert wurde. Nach Beurteilung von Kanonikus Michael Gamper befanden wir uns auf einem Todesmarsch da Lebensgrundlagen entzogen, der Zugang zur Arbeit erschwert und der Bezug von günstigen Sozialwohnungen fast unmöglich gemacht wurde. Dem folgte eine massive Abwanderung ins Ausland, welche durch staatlich geförderte, angesiedelte Zuwanderer aus Italien ausgeglichen wurde. So war mit mathematischer Sicherheit vorauszusehen, dass wir Tiroler binnen kurzer Zeit, in der eigenen Heimat zu einer rechtlosen Minderheit werden.
Auch wenn es Dir, lieber Sepp, und allen Freiheitskämpfern oberstes Ziel war bei unserem Kampf
Menschenleben zu schonen, eskalierte die Auseinandersetzung wegen der Folterungen von politischen Südtiroler Häftlingen durch Carabinieri, unfairen Gerichtsverfahren mit Verurteilung von 157 Personen zu mehreren Jahrhunderten Haft, der Stationierung von bis zu 40.000 Uniformierten sowie durch gezielte, geheimdienstliche Provokationen wie den bis heute ungesühnten Mord an Luis Amplatz und dem völkerrechtswidrigen Vorfall in Tesselberg.
Lieber Sepp, Du musst wissen, dass Du und andere Freiheitskämpfer durch korrekte Forschung heute anders beurteilt werden und wir keine Terroristen, sondern selbstlose, das Recht und die Freiheit liebende Personen waren. So hat die Landeshauptstadt Innsbruck eine Straße im olympischen Dorf nach Dir benannt. Auch ist bewiesen, dass die angeblichen Anschläge auf dem Pfitscherjoch, der Steinalm und der Porzescharte, welche acht italienische Soldaten getötet hätten, nicht uns Südtiroler Freiheitskämpfern anzulasten sind.
Gleich wie Dir in schwerster Zeit der Liebe Gott beigestanden ist, so hilft heute die moderne Technik mir: Gutachter haben herausgefunden, dass Mast 119 auf der Porzescharte im Juni 1967 gleich zweimal am gleichen Tag gesprengt wurde. Das beweist zweifelsfrei, dass u.a. ich nicht Täter sein kann und der österreichische Bundespräsident bereits 1975 zu Recht jede Verfolgung einstellte. Heute ist es Aufgabe der Politik auch hier eine Lösung zu finden.
Wir ehemaligen Freiheitskämpfer waren selbst Opfer und haben den seinerzeitigen Tätern längst vergeben, unsere Hand zur Versöhnung ausgestreckt aber können und dürfen nicht vergessen.
In diesem Sinn erlaube ich mir auf die permanente Ausstellung im „Haus der Tiroler Geschichte“ im
Zentrum von Bozen hinzuweisen. Denn nur wer sein Land kennt und liebt, kann wachsam und wehrhaft für freiheitliche und demokratische Werte eintreten.
Auf Wiedersehen allen Teilnehmern, hoffentlich dann „in persona“ im kommenden Jahr,
mit Tiroler Grüßen
Erhard Hartung
Schluss- und Dankesworte von Landeskommandant Roland Seppi
Hohe Geistlichkeit, geschätzte Tiroler Landsleute, als Einleitung zu diesem Gedenktag erlaube ich mir, den Vers aus diesem religiösen Lied, textlich verändert an die Zeit von Sepp Kerschbaumer anzupassen.
Ja, die politische Elite der Süd-Tiroler damals, allesamt in der Südtiroler Volkspartei beheimatet, war sicherlich in dieser Stimmungslage. Unsere Vorfahren wussten nicht, wie man sich gegenüber den boshaften Absichten des „italienischen Giganten“ verhalten sollte. Sie waren hilflos, und glaubten besser still zu sein „und zu warten auf das, was da kommen mag“. Wir als österreichische Minderheiten in Italien, wir ducken uns, das war angesagt.
Doch es war, wie bei vielen Völkern der Geschichte, auch bei uns in Tirol nicht anders. Wenn Politik ihrem Auftrag nicht mehr nachkommt, wenn sie zaudert, „lahmarschig ist“, wie ich vor kurzem auf RAI Südtirol gehört habe, kommen Impulse aus dem Volk. Es wird versucht die Gewählten wachzurütteln. In den 1960-iger Jahren hatten auch wir einen der „aufstand“. Es war Sepp Kerschbaumer, der mit ganz einfachen Zeichen, zuerst einen passiven Protest einleitete.
Er hisste unsere verbotene Tiroler Fahne, er versuchte die politisch Verantwortlichen daran zu erinnern, dass sie einen Auftrag hätten, er verlangte von ihnen den aufrechten Gang. Und gerade deshalb wurde Sepp Kerschbaumer, später von seiner Südtiroler Volkspartei, hochgelobt und als leuchtendes Beispiel für die Jugend dargestellt.
Geschätzter Sepp Kerschbaumer,
heute 60 Jahre nach deinem Tod im Gefängnis, kann ich dir berichten, die Zeiten nach dir waren weiterhin schwierig. Doch der italienische Riese musste einlenken, tröpfchenweise gab er uns Verwaltungsbefugnisse. Die absolute Freiheit, die war da leider nicht dabei, leider bis heute nicht!
Einige deiner späteren Nachfolger, also die Macher von heute, haben zur Freude Italiens ihren Radius Richtung Norden eingeengt. Doch trotz der freiwilligen Einschränkung ihres Weitblickes auf ungefähr 45 Autominuten, Innsbruck ist für sie bereits Ausland, preisen sie sich als große Förderer der europäischen Einigung.
Eine Schuldirektorin, die sich um die eigene deutsche Sprache in Bozen bemüht, bekommt für Ihren Einsatz ein Disziplinarverfahren angehängt. Sogar diese Schmutzarbeit nehmen unsere neuen Visionäre den Faschisten ab.
Geschätzter Sepp Kerschbaumer, es sind lustlose Heimatpfleger, deine politischen Nachfolger!
Zurück in die 1960er Jahre. Ja, die erkämpften italienischen Zugeständnisse ergaben kleine Freiräume. Die politische und wirtschaftliche Aufbau-Generation wurde dadurch gefestigt und diente der ladinischen und deutschen Minderheit, die beide immer selbstbewusster wurden. Gewisse Volksvertreter wurden jedoch übermütig. Wirtschaft und Politik gab sich viel Eigenlob, und immer wieder die Botschaft an die UNO, zeigt uns Südtiroler doch her in aller Welt! Wir haben den besten Schutz, den sich eine Minderheit nur vorstellen kann. Niemand warnte die Südtiroler Volkspartei vor dieser naiven Botschaft, auch nicht Österreich. Liebe Schutzmacht, das war unverantwortlich und fahrlässig!
Geschätzter Sepp, um den Kreis der vergangenen 60 Jahre in voller Wahrheit abzuschließen, darf auch Folgendes nicht fehlen. Wir sind immer noch unfreiwillige Untertanen des italienischen Staates, aber unter anderen Vorzeichen! Der Stiefelstaat ist nicht mehr der widerwillige Geber, sondern der zielstrebige Zurückforderer!
Und Südtirolerseits kann man mit dem neuen, engen Schmalspurdenken, der Schlitzohrigkeit italienischer Diplomatie, auch nicht ansatzweise die Stirn bieten. Vor allem in Bozen lachen sich die rot oder schwarz gefärbten italienischen Nationalisten neuerdings ins Fäustchen, „piano piano ci baciano la mano“. „Nun warten die von der SVP wachgeküssten, auf das was da kommen mag“!
Geschätzter Sepp Kerschbaumer, das ist die Wahrheit 60 Jahre nach deinem Tod. Es tut mir leid, denn gerade Du hättest dir eine andere, eine bessere Wahrheit verdient!
Schützen Heil
Mjr. Roland Seppi
Landeskommandant