Sepp Kerschbaumer Gedenkfeier am 8. Dezember in St. Pauls

ST. PAULS – Am Sonntag, den 8. Dezember 2024, wird in St. Pauls der verstorbenen und lebenden Tiroler Freiheitskämpfer der 1950er und 1960er Jahre gedacht. Wir Schützen möchten durch unsere Teilnahme an dieser Gedenkfeier unseren Respekt, unsere Achtung sowie unseren Dank für den selbstlosen und uneigennützigen Einsatz und den Opfertod für Volk und Heimat Tirol zum Ausdruck bringen.

PROGRAMM

  • 9.30 Uhr Aufstellung in der Dorfstraße in St. Pauls;
  • Fahne des Südtiroler Heimatbundes, Obmann SHB, Mitglieder des Heimatbundes, Ehrengäste mit Eppaner Bürgermeister, Landeskommandanten des SSB, WTSB, BTSK und BBGS, Bundesfahne SSB, Bundesleitung, Bürgerkapelle St. Michael, Kranzträger, Ehrenformation SK „Sepp Kerschbaumer“ Eppan, Bezirk Pustertal, Bezirk Wipptal, Bezirk Brixen, Bezirk Vinschgau, Bezirk Burggrafenamt/Passeier, Bezirk Süd-Tiroler Unterland, Bezirk Bozen, weitere Abordnungen;
  • 9.45 Uhr Meldung und Frontabschreitung;
  • 10.00 Uhr Abmarsch zur Kirche;
  • 10.15 Uhr Heilige Messfeier mit Pater Reinald Romaner;
  • 11.00 Uhr Abmarsch zum Friedhof.

Gedenkfeier auf dem Friedhof

  • Begrüßung durch den Obmann des SHB Roland Lang;
  • Gedenkrede von Freiheitskämpfer Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung;
  • Gemeinsames Gebet mit Pater Reinald Romaner;
  • Ehrensalve durch die Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan;
  • Weise des „Guten Kameraden“, Kranzniederlegung, Landes- u. Bundeshymne;
  • Schluss- und Dankesworte von Landeskommandant Roland Seppi.

Die Freiwillige Feuerwehr St. Pauls bietet in der Feuerwehrhalle (gegenüber der Kellereigenossenschaft) ab 8.00 Uhr wieder ein „Halbmittag“ an, da die Gasthäuser an diesem Tag zumeist überfüllt sind.

Einige Informationen zum heurigen Gedenkredner

Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung

Geboren im Jänner 1943 in Innsbruck und dort aufgewachsen. Nach der Feuernacht im Juni 1961, als eine landesweite Verhaftungswelle einsetzte und Misshandlungen in mehreren Carabinieri-Kasernen bekannt wurden, nahm die Zahl der Sympathisanten für die Südtiroler Freiheitskämpfer zu. Auch Erhard Hartung, damals Student der Humanmedizin, kam durch Helmut Heuberger und Heinrich Klier zum Befreiungsausschuss Südtirol (BAS). Als Arzt stellte er sich unter anderem bei der Rettungsaktion eines Verwundeten zur Verfügung, die ihn an die Grenze zu Italien zur Porze-Scharte im osttiroler Obertilliach führen sollte. Zeitgleich kam es bei Übungen einer italienischen Antisabotagetruppe im Grenzgebiet zu einem tödlichen Unfall. Die Leichen der Soldaten wurden im Geheimen zur Porze-Scharte gebracht und als Opfer der Südtiroler Freiheitskämpfer dargestellt. Beim folgenden Prozess in Österreich ist eine politische Einflussnahme Italiens jedoch nicht zu übersehen. Letztendlich verbrachte Hartung 15 Monate in Untersuchungshaft, erhielt einen nicht rechtskräftigen Freispruch in Wien und lebte acht Jahre im politischen Asyl in Deutschland. Dieses fand nach einem Treffen mit Bundeskanzler Bruno Kreisky und der darauf folgenden Einstellung des österreichischen Strafverfahrens durch Bundespräsident Rudolf Kirchschläger ein Ende. Ein Gericht in Florenz verurteilt Erhard Hartung 1971 menschenrechtswidrig – da Ladung, Anklageschrift und Urteil nicht zugestellt wurden – in Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft. Neue Erkenntnisse und Gutachten sowie die Berichte der Betroffenen legen unmissverständlich dar, dass er an diesem Blutbad nicht beteiligt gewesen sein kann und dass es sich um eine Vertuschungsaktion des italienischen Geheimdienstes handelte. Dies geschah in einer Zeit der „Politik der Spannung“, die von Italien mit einem Veto gegen Österreichs Beitrittswunsch zur EWG genutzt wurde.

Siegfried Steger (links) und Erhard Hartung
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