SALTAUS – Am Sonntag, dem 8. September 2024, einen Tag nach dem 60. Todestag von Luis Amplatz, versammelten sich Angehörige und heimatlich Interessierte aus allen Teilen Tirols auf den Brunner Mahdern oberhalb von Saltaus zur Gedenkfeier.
Leutnant Luis Amplatz von der SK Gries/Bozen war im Freiheitskampf in den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit Mjr Georg Klotz bei den italienischen Besatzern gefürchtet und meistgesucht. Weder Carabinieri noch das Heer, das in übertriebener Stärke in Süd-Tirol agierte, konnte die beiden Heimatschützer fassen.
Als letztes Mittel schleuste der Geheimdienst Spitzel mit Mordauftrag ein, denen es gelang ausreichend Vertrauen zu erlangen. Dieser „Raffl“, seinen Namen zu nennen verdient er hier nicht, der die Mordtat ausführte, stammte aus Nord-Tirol.
In der Nacht des 7. September 1964, als die beiden Freiheitskämpfer noch schliefen, feuerte der Mörder drei Schüsse auf Luis Amplatz und zwei auf Georg Klotz ab. Schützenleutnant Luis Amplatz wurde tödlich getroffen. Ein Schuss blieb in der Brust von Mjr Georg Klotz stecken, ohne die Lunge zu durchbohren. Trotz schwerster Verwundung entkam er seinen Häschern durch seine Flucht ins Ötztal.
Durch die Gedenkstunde führte Sepp Mitterhofer, Bezirksobmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB)
Um 11 Uhr zelebrierte Landeskurat Pater Christoph Waldner OT, Landeskurat des Südtiroler Schützenbundes SSB, die Gedenkmesse.
Luis Amplatz hat mit vielen den Boden geschaffen, dass wir so leben können, wie wir leben und deutsch reden können.“ Der Zelebrant sprach von vielen kleinen Wundern, die oft nicht wahrgenommen würden. „Aus dem Staunen für Menschen, die die Schneid gehabt hatten, alles zu wagen, sollte Dankbarkeit erwachsen“, sagte Pater Christoph in seiner Predigt.
Lieder zur Messe und nach dem offiziellen Teil spielte die Musikkapelle Saltaus unter dem Gastdirigenten Adolf Augscheller.
Nach dem Gottesdienst überbrachte der Bundesobmann des SHB, Roland Lang, eine ausführliche, den Freiheitskampf würdigende und die Landeseinheit hervorhebende Grußbotschaft des Landeskommandanten des Bundes der Tiroler Schützenkompanien, HR Mag. Thomas Saurer.
Roland Lang betonte in seiner Rede die Beweggründe für den Kampf einiger namentlich genannter Freiheitskämpfer. Alles Tirolerische wurde mit faschistischen Gesetzen geahndet.
Diesen mutigen Frauen und Männern ist es zu verdanken, dass es ein Tirolbewusstsein überhaupt noch gibt“, meinte der Obmann des SHB. Italien verdrehte Tatsachen, schob den Freiheitskämpfern Taten in die Schuhe, die sie nie begangen hatten und stellte die Patrioten als neonazistisch dar. Roland Lang nannte Zeugen aus dem Kreis der Freiheitskämpfer und des italienischen Heeres, die bekräftigten, dass es nie das Ziel gewesen sei, Menschen zu töten, sondern zu erschrecken. Gemordet haben nicht die Freiheitskämpfer, sondern der italienische Staat in – und außerhalb von Gefängnissen. Roland Lang brachte auch die Sorge um die deutsche Schule zum Ausdruck und rief dazu auf, sich weiterhin für Süd-Tirol einzusetzen. Er dankte den Schützenkompanien St. Martin in Passeier und Riffian für das Ausrichten der Feier.
Als Hauptrednerin griff Gudrun Kofler, Abgeordnete zum Tiroler Landtag und Enkelin von Mjr Georg Klotz, zum Mikrofon.
Sie führte aus, dass Luis Amplatz mit der Dienstpistole eines Carabinierihauptmanns aus nächster Nähe feig im Schlaf erschossen wurde. Gudrun Kofler schilderte den Ablauf des Attentats, das Begräbnis und den Lebenslauf des Ermordeten mit dem Schwerpunkt auf den Freiheitskampf. Sie betonte die Wichtigkeit von Kameraden und Freunden, die volles Vertrauen verbindet. Achtsamkeit, Besonnenheit, eine gesunde Sorgfalt und das Bauchgefühl als Gradmesser seien wichtig. Gudrun Kofler zitierte ein Gedicht von Luis Amplatz:
Der Himmel ohne Sterne gibt keinen Hoffnungsschein,
die Hilfe ist so ferne und wir sind ganz allein.
Aus Leid und Kerkermauern erhebt sich ein Symbol.
Es wird uns überdauern, die Treue zu Tirol!
Mit dem Wunsch nach einem geeinten Tirol, der verbindet und mit „Alles für Tirol“ beendete Gudrun Kofler ihre Rede.
Ehrenlandeskommandant Elmar Thaler oblag die Heldenehrung. Er zeigte auf, dass Zwangsassimilierung, Unterdrückung und Rechteverlust zur bewaffneten Notwehr führten, um Europa aufzurütteln.
Die Freiheitskämpfer waren dazu bereit, ihre Gesundheit, ihr Leben und die Zukunft ihrer Familien für die eigene Freiheit und die der Nachkommen zu riskieren. Ohne sie wäre die Kultur des Landes untergegangen.
Es gelte nun das erkämpfte Vermächtnis zu bewahren, gegen das langsame Verschwinden der Eigenheit, der Sprache und der Identität aufzutreten, damit die Opfer der Freiheitskämpfer nicht umsonst waren. Es gab damals Menschen, die mittun hätten können. Die einen hatten nicht die Möglichkeit, die anderen nicht die Schneid. Das sei auch heute noch so. Anspielend auf die Predigt sagte Elmar Thaler, dass es ein Wunder sei, was damals gewagt wurde und wie viele den steilen Anstieg zu den Brunner Mahdern gewagt hatten.
„Die Freiheitskämpfer mussten großartige Menschen gewesen sein, wenn so lange nachher die Erinnerung an sie noch lebt“, meinte er abschließend und forderte auf, sich weiter für Süd-Tirol einzusetzen.
Für die Freiheitskämpfer schoss die Ehrenformation unter dem Kommando von Hauptmann Armin Oberprantacher eine Ehrensalve.
Anschließend legten Gudrun Kofler, Elmar Thaler und Sepp Mitterhofer einen Kranz an der Gedenkstätte für Luis Amplatz bei der Hütte, in der er ermordet wurde, nieder.
Mit dem „Guten Kameraden“ und der Landeshymne klang die Gedenkfeier aus. Vor und nach der Feier gab es die Möglichkeit, sich bei Essen und Getränken zu stärken.
Die jüngste Teilnehmerin war ungefähr drei Jahre alt. Der älteste, Oswald Astfäller, seinerzeit ebenfalls Freiheitskämpfer, schaffte mit einem treuen Gefährten den eineinhalbstündigen Auf- und Abstieg zu den Brunner Mahdern.
Während der Feier blieb der Himmel trocken. Bald danach erschwerte einsetzender Regen den Abstieg von den Brunner Mahdern und machte ihn gefährlich.
Für 2029 ist das nächste Gedenken an Luis Amplatz auf den Brunner Mahdern geplant.