Sonderausstellung: „Die Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“ zieht über 12.000 Besucher an – Ein Rückblick auf eine beeindruckende Veranstaltung
NEUSTIFT – Nach 25 ereignisreichen Tagen endete am gestrigen Samstag die Sonderausstellung „Die Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“ in der Engelsburg in Neustift. Organisiert vom Schützenbezirk Brixen in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Schützenbund, zog die Ausstellung mehr als 12.000 Besucherinnen und Besucher an und erhielt eine überwältigende Resonanz aus der Bevölkerung.
Die Ausstellung erinnerte an den 100. Jahrestag des Inkrafttretens des „Lex Gentile“-Dekrets und bot intensive Einblicke in die Zeit des Verbots der deutschen Schulen in Südtirol. Besucher konnten zahlreiche Exponate, Fotografien, Dokumente und multimediale Beiträge betrachten, die die Rolle der Katakombenschulen während des Faschismus beleuchteten. Die beeindruckende Vielfalt an Informationen ermöglichte es den Besuchern, die komplexe und bewegende Geschichte dieser Zeitspanne nachzuvollziehen.
Eine Ausstellung mit bleibendem Eindruck
Am 20. Juli 2024 wurde die Ausstellung in einem feierlichen Rahmen eröffnet, bei dem zahlreiche prominente Ehrengäste anwesend waren. Von diesem Zeitpunkt an war die Ausstellung täglich, außer sonntags, von 10.30 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Die feierliche Eröffnung setzte den Ton für die kommenden Wochen und zog bereits ab den ersten Tag viele Interessierte an.
Die Ausstellung behandelte verschiedene Themen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Katakombenschulen in den Gemeinden des Eisacktals gelegt wurde. Auch der Einfluss des Faschismus auf das Schulwesen, die Stiftsschule von Neustift während dieser Zeit, der Widerstand gegen das „Lex Gentile“-Dekret sowie der Alltag und die Herausforderungen der Katakombenschüler und -lehrer wurden umfassend dargestellt. Besonders berührend waren die Zeitzeugenberichte und Interviews, die die historischen Ereignisse lebendig machten. Diese persönlichen Geschichten vermittelten einen tiefen Eindruck von den Herausforderungen und dem Mut der Menschen, die sich für den Erhalt ihrer kulturellen Identität einsetzten.
Die angebotenen Führungen stießen auf große Begeisterung und wurden mehrmals wöchentlich für Gäste, Einheimische und Kinder aus Sommercamps durchgeführt. Auch mehrere prominente Gäste, die ihren Urlaub in Südtirol verbrachten, besuchten die Ausstellung. Ein besonderes Highlight war die Aufführung einer typischen Unterrichtsszene aus den Katakombenschulen, dargeboten von Mitgliedern der Heimatbühne Vahrn. An vier Samstagen wurde diese Szene nachgestellt und bot den Zuschauern die Möglichkeit, Geschichte hautnah zu erleben. Diese Aufführungen waren nicht nur lehrreich, sondern auch emotional und gaben einen lebendigen Einblick in die damaligen Schulverhältnisse.
Großes Interesse und positive Resonanz
„Das Interesse an der Ausstellung war enorm. Über 12.000 Menschen aus Südtirol und darüber hinaus besuchten die Engelsburg, um sich mit der bewegenden Geschichte der Katakombenschulen auseinanderzusetzen“, berichtet Major Walter Kofler, Vorsitzender des Organisationskomitees. Viele Besucher zeigten sich tief beeindruckt von der detaillierten und einfühlsamen Darstellung der historischen Ereignisse. Auch das Medienecho war dementsprechend groß.
Die Leihgabe der Ausstellung „Kampf um die Schule“ des Geschichtsvereins Brixen wertete die gesamte Initiative zusätzlich auf. Diese Kooperation ermöglichte es, die Ausstellung mit einzigartigen und seltenen Exponaten zu bereichern, die den Besuchern einen besonderen Einblick in die Geschichte boten.
„Viele italienische Besucher wussten verständlicherweise nichts von diesen ehemaligen Geheimschulen in Südtirol“, erklärt Kofler. „Deshalb war es wichtig, die Ausstellung zweisprachig (deutsch und italienisch) zu konzipieren. Mehrere Einträge im Gästebuch zeigen, dass gar einige italienische Touristen überrascht waren und die damaligen Maßnahmen des italienischen Staates gegenüber der Südtiroler Bevölkerung verurteilten.“ Diese zweisprachige Präsentation ermöglichte es, ein breiteres Publikum zu erreichen und trug aktiv zur Verständigung und zum Dialog zwischen den Kulturen bei.
Die Ausstellung „Die Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“ vermittelte nicht nur historisches Wissen, sondern stärkte auch das Bewusstsein für die Bedeutung der deutschen Schule in Südtirol. Sie erinnerte daran, dass die heutigen Bildungserfolge auf den Bemühungen und Opfern der Vergangenheit basieren. Die Ausstellung würdigte die Errungenschaften und Herausforderungen der älteren Generationen und hielt deren Vermächtnis für die Zukunft fest. Diese historische Rückschau bot eine wertvolle Gelegenheit zur Reflexion über die Bedeutung von Bildung und kultureller Identität in einer sich ständig verändernden Welt.
Dank und Ausblick
Die Organisatoren danken allen Beteiligten, Unterstützern und Besuchern für ihren Beitrag zum Erfolg dieser außergewöhnlichen Ausstellung. „Die positive Resonanz und die hohe Besucherzahl zeigen, dass das Interesse an der eigenen Geschichte und Kultur ungebrochen ist“, erklärt Major Kofler. Die Ausstellung leistete einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Vermittlung der südtirolerischen Identität.
Nicht zu vergessen ist der ehrenamtliche Einsatz aller Beteiligten. „Besonderer Dank gebührt dem Organisationskomitee, dem Aufsichtspersonal, den Ausstellungsführern und den Mitgliedern der Heimatbühne Vahrn für die unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit“, betonte Kofler. Ein weiterer Dank gilt dem Kloster Neustift, das die Engelsburg kostenlos zur Verfügung stellte sowie dem Geschichtsverein Brixen für die Präsentation ihrer Ausstellung „Kampf um die Schule“.
Die unermüdliche Arbeit und das Engagement der Ehrenamtlichen waren entscheidend für den reibungslosen Ablauf und den großen Erfolg der Ausstellung.
Die Ausstellung in der Engelsburg mag zu Ende sein, doch die Erinnerungen und Lehren daraus bleiben lebendig und werden auch zukünftige Generationen inspirieren und prägen. Sie hat nicht nur historische Ereignisse ins Gedächtnis gerufen, sondern auch die Bedeutung von Widerstand, Bildung und kultureller Identität betont, die bis heute – gerade in Südtirol – von größter Wichtigkeit sind.