LENGMOOS – Am Montag, den 17. Juli 2023 wurde Ehrenmajor Dr. Bruno Hosp mit einem bewegenden Trauergottesdient verabschiedet. Rund 200 Schützen aus ganz Tirol gaben Bruno Hosp das letzte Geleit und unterstrichen seine Bedeutung für das Schützenwesen, aber vor allem auch sein Wirken für Volk und Heimat.
Bruno Hosp prägte nicht nur den Südtiroler Schützenbund, sein Lebenswerk wirkt weit darüber hinaus. Die Ehrungen, die er zu Lebzeiten erhalten hatte, sprechen für sich. Hosp hatte entscheidend dazu beigetragen, das Schützenwesen aufzubauen, zu festigen und ihm Profil zu geben. Eine ausgewogene Führung der Schützen und ein Ausbau der Zusammenarbeit zwischen den Schützen Gesamttirols über die Unrechtsgrenze am Brenner hinweg war ihm stets ein Anliegen.
Im Laufe seiner Amtszeit als Landesrat hat er mit Grundsatz-Wortmeldungen zu Themen, die unmittelbar mit der kulturellen Identität der Südtiroler zu tun haben, die öffentlichen Diskussionen entscheidend mitgeprägt und die politische Entscheidungsfindung wesentlich mitbestimmt: so zur Toponomastik, zum Thema Hochschule in Südtirol und zum Thema Muttersprache und Zweitsprachenerwerb in der Schule.
Bruno Hosp war ein überzeugter Schütze und war auch wesentlich am Zustandekommen der Alpenregion der Schützen beteiligt, die am 13. April 1975 in Innsbruck feierlich gegründet worden ist. Das war besonders für uns Südtiroler als Zeichen der Überwindung von Grenzen in Europa von größter Bedeutung.
Von 1974 bis 1984 war er Bürgermeister der Gemeinde Ritten. Von 1978 bis 1989 diente er der SVP als Landessekretär. 1983 wurde er erstmals in den Südtiroler Landtag gewählt. Von 1989 bis 2003 war er Landesrat für deutsche und ladinische Kultur sowie für Denkmalpflege.
Den Trauergottesdient zelebrierte Althochmeister Abt Dr. Dr. Arnold Othmar Wieland mit Landeskurat P. Christoph Waldner OT und P. Reinald Romaner OFM sowie weiteren Konzelebranten.
Landeskommandant Roland Seppi und Dr. Franz Pahl, langjähriger Weggefährte von Bruno Hosp, würdigten den Verstorbenen in ihren Grabreden, die wir untenstehend vollinhaltlich veröffentlichen.
Die Ehrensalve feuerte eine Ehrenformation des Schützenbezirkes Bozen unter dem Kommando des Rittner Hauptmanns Klaus Mayr ab und ließ ein letztes Mal den Himmel für Bruno Hosp erschallen.
Geschätzte Trauerfamilie, hohe Geistlichkeit, liebe Schützen der Kompanie Ritten, geschätzte Tiroler Schützen aus allen Landesteilen, geschätzte Trauergemeinde, lieber Ehrenmajor Bruno!
Im Namen des Südtiroler Schützenbundes und als Landeskommandant, ist es meine traurige Aufgabe, und zugleich eine große Ehre, die Grabrede zu halten.
Alle, die dich heute auf deinem letzten Weg begleiten, hatten diesen Nachmittag wohl anders geplant. Aber lieber Bruno, alles Weltliche wird zurückgestellt, jetzt und heute hat das Alltägliche für diese große Trauergemeinde keine Bedeutung.
Wir stehen hier vor deinem Sarg, und wissen, wir sind dir zu großem Dank verpflichtet. Und zwar alle aus der Südtiroler Gesellschaft, die sich hier im beinahe geographischen Zentrum Tirols zur Trauerfeier eingefunden haben.
Die Politik, die Kultur, das Schützenwesen, die große Gemeinschaft der Gemeinde Ritten. Diesen vier, und sicher noch vielen anderen mehr, hast du viel, sehr viel gegeben.
Wir Schützen hatten in dir einen Kameraden, mit Anstand und Rückgrat. Du warst von allen respektiert, selbst die eifrigsten Gegner der deutschen und ladinischen Volksgruppen hatten dir kaum etwas entgegen zu setzen.
So wirst du uns auch in Erinnerung bleiben! Als Mann mit Format, ein vornehmer Herr!
Dein aufrechtes Auftreten in Wort und Tat, deine einnehmende Art, deine angenehme Rhetorik, ist für uns Schützen auch in Zukunft ein Leitfaden an dem wir uns orientieren werden.
Und da sind natürlich auch die Ergebnisse deines Einsatzes in Parteipolitik, Gemeinde und Landespolitik, allgemeiner Kulturarbeit, Rittner Sommerspiele und vieles mehr!
Ich bin nicht in der Lage, und es steht mir als Landekommandant auch nicht zu, über alles, und für alle das Wort zu ergreifen. Ich nehme mir aber die Freiheit auf eine wichtige Entscheidung der Gemeinde Ritten, bei der du lieber Bruno als Bürgermeister die Verantwortung hattest, zu erinnern.
Am 14. März 1983, beschloss die Landesregierung, sämtliche „Namen“ die gefälscht waren, auf den Ortschildern in die zweite Reihe zu versetzen. Also unseren deutschen Namen den Wert und den Platz zu geben, der ihnen zusteht.
In die zweite Reihe kommen die Fälschungen, die wir als Südtiroler niemals annehmen werden, in Südtirol dürfen Fälschungen nicht Fuß fassen.
Nach kräftigem Widerstand von allen italienischen Parteien, war es die Gemeinde Ritten, die unter deiner Führung, selbstbewusst und mit Rückgrat, als erste Gemeinde in Südtirol, diesen Beschluss umsetzte.
Die Rittner haben unter deiner Führung das tiefschwarze Eis gebrochen, das Böse hat einen vorläufigen Dämpfer erhalten.
Nachdem der Bann gebrochen war, sind alle Gemeinden in Südtirol deinem guten Beispiel gefolgt.
Deine Gemeinde hat Großartiges geleistet! Sie hat mit Entschlossenheit und Mut DEM LAND SÜDTIROL EINEN TEIL SEINER WÜRDE WIEDER ZURÜCKGEGEBEN.
Etwas das diese schöne Gemeinde als nachhaltigen Erfolg in ihr Geschichtsbuch schreiben kann und schreiben soll.
Lieber Bruno, zum Schluss möchte ich dich noch um Rat fragen: Wie sollen wir uns verhalten, wenn unsere Minderheit gerade unter einem Schwächeanfall leidet, wenn erkämpfte Selbstverwaltung dem Lauf der Zeit wieder geopfert wird, wenn uns Sirenengesänge von den wesentlichen Zukunftsfragen unserer Minderheit ablenken?
Ich weiß, es ist eine Frage die du uns nicht mehr beantworten kannst!
Die Lösung werden wir wohl selbst finden müssen! Ich hoffe aber, dass wir baldmöglichst die richtigen Entscheidungen treffen. Um das bereits leck geschlagene Autonomie-Schiff vor der endgültigen Flutung durch den aufkommenden Nationalismus, Zentralismus und vor der eigenen Oberflächlichkeit zu retten.
Eines haben wir von dir gelernt: Die Autonomie und dessen Zustand dauernd selbst zu loben, zu glauben wir seien die Besten, schwächt uns selbst, und stärkt die, die es mit uns nicht gut meinen.
Lieber Bruno, du würdest vernünftig und mutig auftreten und in dieser Situation, deinen ganzen Einsatz zeigen, eben genau so, wie es ein Mann mit Format wie du, machen würde.
Persönlich hatte ich auch noch das Glück und die Freude, mit dir Einiges zu bereden. In meiner kurzen Zeit als Landeskommandant, hast du mir sehr wichtige Unterstützung und gute Ratschläge gegeben.
Einen letzten Wunsch habe ich noch für dich: Möge dir der Herr eine neue Heimat schenken, ganz nach dem Motto des Bozner Bergsteigerliedes: „Und wenn dann einst, so leid mir‘s tut, mein Lebenslicht erlischt; freu ich mich, dass der Himmel auch schön wie die Heimat ist!“
Vergelts Gott lieber Ehrenmajor Bruno.
Ruhe in Frieden.
Roland Seppi, Landeskommandant
Liebe Familienangehörige, Freunde und Bekannte, liebe Inga, liebe Julia, lieber Bruno,
an deinem Grabe verneigen wir uns in Ehrfurcht und Dankbarkeit für dein Leben und Handeln, dein Beispiel und deine Menschlichkeit!
Du hast eine große Lebensernte hinterlassen, die aus der Vergangenheit in die Zukunft wirkt.
Du warst Politiker mit klaren Grundsätzen und einem eisernen Willen im unermüdlichen Einsatz für die Gemeinschaft. Du hast immer eine verantwortungsvolle Haltung eingenommen. In deinem politischen Handeln hast du eine Richtung vorgegeben und Zielvorstellungen entwickelt, die in konkreten Plänen Gestalt annahmen.
Du warst ein Kultur- und Bildungspolitiker, der für die Jugend weitsichtige Bildungsmöglichkeiten geschaffen hat. Du hast die Erfordernisse erkannt, formuliert, dafür geworben und verwirklicht.
Du hast vorausschauend gehandelt, für Ideen geworben, Mitstreiter und treue Freunde gewonnen, die an deinen Initiativen mitwirkten und sie verwirklichen halfen.
Du hast gesehen, wo man handeln muss, du hast Widerstände überwunden und beharrlich gearbeitet. Deine Initiativen sind zu kulturellen Werken und Bildungsinstitutionen geworden, die heute selbstverständliche Errungenschaft sind. Doch ohne dich wären sie nicht rechtzeitig entstanden.
Du hast der jungen Generation Chancen eröffnet, die sie genutzt hat, um sich eine eigene berufliche, soziale und familiäre Existenz aufzubauen. Du hast damit auch bedeutende soziale Zeichen gesetzt.
Du warst als Landessekretär der Südtiroler Volkspartei ein Politiker mit klarer Sicht in der Volkstumspolitik, die die Grundlage für das Weiterbestehen der deutschen und ladinischen Volksgruppe sichern muss. In den Gremien der SVP hast du mit Sachverstand vorausschauernd Stellung genommen, auch gegen den Strom und bequeme, gedankenlose Meinungsmode.
Du warst der Politiker mit Grundsätzen, die vielen Richtung und Halt vermittelten. Du warst ein Analytiker der politischen Entwicklungen, mit der Befähigung zur Synthese, die die Möglichkeiten erkennt und Ziele umsetzt.
Du hast überzeugt, du hast Menschen geführt, Gremien klug geleitet, ihre Kräfte gebündelt und sie zu entschlossenem Handeln bewegt. Im Landtag habe ich dein kluges, verantwortungsvolles Reden viele Male gehört und deine Maßstäbe als überzeugende Richtschnur geschätzt. Das hat uns von Anfang an in tiefer Freundschaft verbunden.
Du warst ein Politiker mit tiefen menschlichen Empfindungen für jeden Einzelnen, der sich an dich wandte, um Verständnis für seine Anliegen zu finden.
Immer wieder hast du mir in all den Jahren gesagt, dass dir deine Gattin Inga eine beispielhafte Frau und eine treue Stütze war.
Ihre große Bildung, ihre journalistische und sprachliche Meisterschaft, ihr kluges Urteil, ihre reiche Erfahrung, fachkundige Tatkraft und Einfühlung haben beispielhaft dein Leben begleitet.
In den Tagen, als dein Leben sich bereit machte, in die Ewigkeit einzugehen, sind deine Gattin Inga und deine Tochter Julia beispielhaft und selbstlos an deiner Seite gewesen.
Nun bist du in der unaussprechlichen Herrlichkeit des ewigen Seins, und schließt deinen Sohn Matthias in die Arme deines Herzens.
Du hast als tiefer, gedankenreicher Mensch das Leben mit einem Ziel und Sinn gesehen, die über das Leben hinausreichen.
„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden“, sagte der Dichter Hermann Hesse. Und als gläubiger Mensch galt für dich das Wort des Paulus:
Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
Lieber Bruno, in Glauben und Vertrauen, Liebe und Ehre deinem Andenken!
Franz Pahl