BOZEN – Am Andreas-Hofer-Tag, den 20. Februar 2023 wurde Ehrenlandeskommandant Paul Bacher mit einem bewegenden Trauergottesdient verabschiedet. Rund 200 Schützen aus ganz Tirol gaben Paul Bacher das letzte Geleit und unterstrichen seine Bedeutung für das Schützenwesen in Tirol.
Paul Bacher prägte nicht nur den Südtiroler Schützenbund, sein Lebenswerk wirkt weit darüber hinaus. Die Ehrungen, die er zu Lebzeiten erhalten hatte, sprechen für sich.
Paul Bacher war 19 Jahre als Mitglied der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes aktiv, 10 Jahre davon als Landeskommandant, sodass er 2012 aufgrund seiner Verdienste von der Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes zum Ehrenlandeskommandanten ernannt worden ist.
Paul pflegte Kontakt zum Bund der Tiroler Schützenkompanien, zu den Bayerischen Gebirgsschützen und den Welschtiroler Schützen, zum Klerus sowie zur Landespolitik und war aufgrund seiner umsichtigen Art im gesamten Land geschätzt.
Den Trauergottesdient zelebrierte Dekan Bernhard Holzer mit Landeskurat Pater Christoph Waldner OT und Pater Reinald Romaner OFM.
Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Major Roland Seppi, hielt die Grabrede und würdigte Paul Bacher mit den Worten:
„Im Namen des Südtiroler Schützenbundes und als Landeskommandant, ist es meine traurige Aufgabe, und zugleich eine große Ehre, die Grabrede zu halten […] Lieber Paul, zu deinem Ableben habe ich erst gestern gelesen, „einer der letzten Tiroler in Bozen ist gestorben“, er hinterlässt eine große Leere. Das stimmt aber nur zum Teil! Ich bin mir nämlich sicher, dass innerhalb der ladinischen und deutschen Minderheit in Bozen wieder Bürger und Bürgerinnen nachkommen werden, die sich mit Anstand und Rückgrat für den Erhalt ihrer Werte einsetzen werden. Und ein großes Beispiel werden sie sich an dir nehmen. Denn du hast es den Bozner Bürgern und Bürgerinnen vorgemacht, dass man sich in der misslichen Situation einer Minderheit nicht ducken soll.“
Die Ehrensalve feuerte die Ehrenformation des Schützenbezirkes Bozen unter dem Kommando des Grieser Hauptmanns Alexander Corradini ab und ließ ein letztes Mal den Himmel für Paul Bacher erschallen.
Mit Ehrenlandeskommandant Paul Bacher verlässt uns nicht nur ein großer Tiroler, sondern vor allem ein Schützenvater, der uns Stütze und ein großes Vorbild war.
Grabrede von Landeskommandant Mjr. Roland Seppi
Geschätzte Trauerfamilie, Hohe Geistlichkeit, liebe Schützen der Kompanie Gries geschätzte Tiroler Schützen aus allen Landesteilen, geschätzte Trauergemeinde, im Names des süd-Tiroler Schützenbundes und als Landeskommandant, ist es meine traurige Aufgabe, und zugleich eine große Ehre, die Grabrede zu halten.
Lieber Ehrenlandeskommandant Paul, bereits vor einigen Monaten hast du uns wissen lassen, „es geht mir amol net so guat“. Nun hat dich deine Vorahnung eingeholt, du bist nun endgültig von uns gegangen in deine neue Heimat im Himmel. Du warst, nein du bist für uns wie ein Buch in dem 86 Jahre erlebter Zeitgeschichte zusammengefasst ist. Vor der versammelten Trauergemeinde erlaube ich mir dieses Buch zu öffnen um aus deinem erfüllten Leben zu erzählen.
Geboren im Jahre 1937, in der stockfinsteren Epoche unserer Heimat, umgeben von unanständigen politischen Systemen die es mit unserer Tiroler Eigenart nicht gut meinten. Hilflos standen unsere Vorfahren da, zwischen Hoffen und Bangen, wie wird es wohl weitergehen. Deine Eltern haben dich in den Katakomben Kindergarten von Bozen Dorf geschickt. Das haben sie gut gemacht, dein Weg war ab dieser Entscheidung vorgegeben! „Nicht aufgeben, das Festhalten an der Muttersprache“ wurde ab diesem Zeitpunkt Teil deiner Persönlichkeit. In deinem Heranwachsen begegneten dir immer wieder die Gemeinheiten der italienischen Nachkriegsdemokratie, die immer wieder versuchte, aus deiner Generation gefügige und unterwürfige Italiener zu machen.
Lieber Paul, heute gilt besonders deiner Generation ein großer Dank dafür, dass sie standhaft geblieben ist. Ihr seid den Sirenengesängen der italienischen Demokratie, die einmal Süß und öfters SAUER auf euch eingewirkt hat, nicht auf den Leim gegangen. Da du auch immer ein Sportsmann warst, kann man heute auch sagen, deine Generation war diejenige, die dafür gesorgt hat, dass wir Südtiroler den Anschluss an unser kulturelles Hinterland nicht versäumt haben. Später in deiner zehnjährigen Amtszeit als Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes warst du weiterhin bestrebt die Begegnung innerhalb einer wieder modern gewordenen Region Tirol zu pflegen. Dein Fahrtenbuch nach Nordtirol und Bayern zeigt von Fleiß und Anstand, wie du unseren Landsleuten im Norden begegnet bist.
Im Gegensatz einiger Politiker von heute, hast du Nordtirol, Bayern und ganz Österreich nicht nur besucht, wenn du oder unser Land etwas gebraucht haben, nein du hattest Gefühl für unser Hinterland, dieses Hinterland hatte für dich einen emotionalen Wert. Eines deiner wichtigsten Anliegen war der Kampf gegen den bei uns immer noch lebendigen Faschismus, auch in Form von Denkmälern und Namen.
So hast du als Landekommandant den Protestmarsch am 8. November 2008 in Bozen angeführt. Rund 4.000 Schützen und Zivilisten nahmen daran teil. Demonstriert wurde „Gegen Faschismus und für Tirol” – die Schleifung der faschistischen Relikte in Südtirol und die Wiedervereinigung Tirols wurden dabei gefordert. Dieser Marsch wird mir immer in besonderer Erinnerung bleiben.
Und nun Paul dein Wirken in Bozen. Dein dauernder Einsatz für die Heimat, dein Auftritt mit Rückgrat hat der deutschen und ladinischen Minderheit in der Stadtgemeinde Bozen gutgetan. Deine Persönlichkeit war mit Sicherheit auch ein Eckpunkt an dem sich die Bevölkerung und auch der eine oder andere politische Vertreter orientieren konnte.
Lieber Paul, zu deinem Ableben habe ich erst gestern gelesen, „einer der letzten Tiroler in Bozen ist gestorben“, er hinterlässt eine große Leere. Das stimmt aber nur zum Teil! Ich bin mir nämlich sicher, dass innerhalb der ladinischen und deutschen Minderheit in Bozen wieder Bürger und Bürgerinnen nachkommen werden, die sich mit Anstand und Rückgrat für den Erhalt ihrer Werte einsetzen werden. Und ein großes Beispiel werden sie sich an dir nehmen. Denn du hast es den Bozner Bürgern und Bürgerinnen vorgemacht, dass man sich in der misslichen Situation einer Minderheit nicht ducken soll.
„Je selbstbewusster und würdevoller sich die deutsche und ladinische Volksgruppe verhaltet, umso mehr wird sie geachtet“. Das war dein Lebensmotto, das sich hoffentlich auch deine Nachkommen zu eigen machen werden.
Lieber Paul, somit hatte alles was du gemacht hast seinen richtigen Sinn. Vergelt`s Gott lieber Ehrenlandeskommandant und ruhe in Frieden. Schützen Heil!
Landeskommandant Major Thomas Saurer
„Mit Traurigkeit hat den Bund der Tiroler Schützenkompanien die Nachricht über das Ableben von Ehren-Landeskommandant Major Paul Bacher erreicht. Die Nord- und Osttiroler Schützenkompanien verlieren mit dem Kameraden Paul Bacher einen Verbündeten, der sich über die Maße für das Tiroler Schützenwesen eingesetzt hat. Grenzenlos. Das stete Engagement für unsere Landeskultur und für unsere Landesidentität werden unvergessen bleiben. Der Bund der Tiroler Schützenkompanien wird in enger Verbundenheit ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen.“