Auf der 57. Bundesversammlung haben sich die 144 Mitgliedskompanien- und Kapellen für das Führungsquartett Roland Seppi, Christoph Schmid, Egon Zemmer und Franzjosef Roner ausgesprochen.
BOZEN – Die Südtiroler Schützen haben seit Samstag, den 18. Juni 2022 einen neuen Landeskommandanten: Roland Seppi wurde mit 71 von 138 abgegebenen Stimmen zum neuen Kommandanten gewählt, sein Kontrahent Stefan Gutweniger erhielt 66 Stimmen.
Christoph Schmid wurde mit 87 Stimmen zum Landeskommandant-Stellvertreter gewählt und Seppi für die nächsten drei Jahre zur Seite stehen. Sein Gegenkandidat Arthur Bacher erhielt 49 Stimmen. Egon Zemmer wurde mit 106 Stimmen als Bundesgeschäftsführer im Amt bestätigt, ebenso Bundeskassier Franzjosef Roner (80 Stimmen) – sein Gegenkandidat Mirko Seeber erhielt 56 Stimmen.
Die neue Schützenführung (v.l.): Egon Zemmer, Roland Seppi, Franzjosef Roner und Christoph Schmid.
„Nichts ist heute mehr so wie es war“
Der scheidende Landeskommandant Renato des Dorides ging auf aktuelle Themen ein und fand dabei klare Worte: „Die Pandemie hat unsere Welt verändert. Die Pandemie und ein grausamer Krieg im Osten – vor unserer Haustür – haben unzählige Opfer gefordert und viel Leid verursacht – sie haben die Welt verändert – in Europa – und auch in unserem Land Tirol. Wir Schützen passen uns nicht an – wir kämpfen heute nicht mit der Waffe, denn wir schauen in die Zukunft. Wir bewegen uns aber einig mit Entschlossenheit für Rechte, die uns in unserem Land zustehen – für Selbstbestimmung und Freiheit“, so Landeskommandant des Dorides.
Tätigkeiten im vergangenen Schützenjahr
Bundesgeschäftsführer Egon Zemmer blickte in seinem Tätigkeitsbericht auf ein ereignisreiches Schützenjahr zurück.
60 Jahre Feuernacht
Über 70 Hochspannungsmasten im ganzen Land leuchteten rot in die Nacht zur Erinnerung und Mahnung, nicht stehen zu bleiben und das Streben nach Freiheit fortzuführen. Die Botschaft an Land und Politik bei Veranstaltungen in den Bezirken sowie bei der Gedenkfeier in Frangart war klar und deutlich: „Holt sie endlich heim!“.
Gegen den Greenpass
Nach gefühlten hunderten Verordnungen meldete sich der Südtiroler Schützenbund zur 31. in einem offenen Brief an den Landeshauptmann zu Wort. Mit Unverständnis und Bedauern musste wiederum zur Kenntnis genommen werden, dass Verordnungen aus Rom widerspruchslos übernommen wurden und eine eigenständige autonome Regelung auf der Strafbank gestellt wurde. Der Südtiroler Schützenbund war besorgt darüber, dass der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft bröckelt, und er warnte davor, Werte wie Freiheit, Eigenverantwortung und die freie Gestaltung der eigenen gesundheitlichen Unversehrtheit aufzugeben.
Direkte Demokratie
Der Südtiroler Schützenbund beteiligte sich mit vielen weiteren Landesorganisationen zum Referendum der Initiative für mehr Demokratie. Diese setzt sich nunmehr seit über einem Vierteljahrhundert für eine vervollständigte und bürgerfreundliche Demokratie in Südtirol ein. Nach kaum mehr als einem Monat konnten 16.365 Unterschriften gesammelt werden. Trotz niedriger Wahlbeteiligung bei der letzten Landesvolksabstimmung siegte deutlich der Wille des Volkes, gegen fragwürdige Entscheidungen der politischen Vertretung sich wehren zu können.
Ehrenamt in Not
Der Auftakt der Initiative „Ehrenamt in Not“ war am internationalen Tag des Ehrenamtes. Der Südtiroler Schützenbund kam auf Schloss Sigmundskron zu einer Mahnwache zusammen. Im verlesenen Manifest wurde der Landtag aufgefordert, das Südtiroler Ehrenamt zu retten und nicht aus der Hand zu geben.
Zwei Monate später wurde eine Petition gestartet. Egon Zemmer war es gelungen 15 Südtiroler Verbände in der Initiative zu vereinen um gemeinsam ein starkes Signal zu senden. Von insgesamt über 5.300 Unterschriften haben 1.596 gesetzliche Vertreter Südtiroler Vereine – stellvertretend für ihren gesamten Verein – die Petition unterzeichnet. Unter anderem haben 27 Bürgermeister unterzeichnet und 13 Gemeinderatsbeschlüsse haben das Anliegen der Initiative unterstützt um die Zukunft des Südtiroler Ehrenamtes zu sichern.
Als weiterer Akt wurde ein 17-seitiges verbandsübergreifendes Positionspapier mit Schilderungen von Problemen, Verbesserungs- und Lösungsvorschlägen von den Verbänden verfasst. Bei einem Treffen von Südtiroler Verbandsvertretern mit Landeshauptmann Arno Kompatscher wurden die Unterschriften und das Positionspapier übergeben.
„Ehrenamt ist keine Arbeit, die nicht bezahlt wird. Es ist Arbeit, die unbezahlbar ist“, fand Egon Zemmer klare Worte.
„Psaier verbindet“
Das war der Leitspruch vom 26. Alpenregionstreffen mit über 7.000 Teilnehmern, und das konnte durch den unermüdlichen Einsatz der Schützenkompanie St. Martin auch ausgelebt werden. Großen Applaus gab es für Hauptmann Armin Oberprantacher von der Schützenkompanie St. Martin, stellvertretend für alle ehrenamtlichen Helfer, Schützen und Marketenderinnen die im Einsatz standen.
Unabhängigkeit und Freiheit
Zusammenhalt, das ist entscheidend, wenn ein Volk etwas erreichen will. Es braucht den Willen und den Mut, etwas zu verändern. Und das wurde beim Unabhängigkeitstag in Meran gezeigt. Viele freiheitsstrebende Völker aus ganz Europa waren zum dritten Male Gast in unserem Land. Stefan Liensberger, der Hauptmann der Onacher Schützen traf es in seiner Hauptrede auf dem Punkt, wo er meinte, dass es ja so schön heißt: „Alle Wege führen nach Rom. Umgekehrt heißt das aber auch, dass genug Wege von Rom wegführen.“
Sozialbilanz gezogen
Bundeskassier Franzjosef Roner, der Jugendreferent Kuno Huber, die Bundesmarketenderin Manuela Lastei der Schriftleiter der Tiroler Schützenzeitung Renato des Dorides, der Medien- und Öffentlichkeitsreferent Egon Zemmer, die Bundeschießreferentin Sonja Hackhofer sowie der Ladiner Vertreter Major Emanuel Delmonego blickten in ihren Berichten auf ein umfangreiches Tätigkeitsjahr zurück und gaben Einblick in die anstehenden Veranstaltungen. Auch der Obmann-Stv. des Herz-Jesu-Notfonds Hubert Straudi gab Rechenschaft über die geleistete Tätigkeit.
Dank für hervorragende Zusammenarbeit
Landeskommandant Thomas Saurer überbrachte die Grußworte des Bundes der Tiroler Schützenkompanien und bedankte sich bei der Bundesleitung des SSB für die hervorragende Zusammenarbeit. Grußworte überbrachten auch der Regionalratspräsident Sepp Noggler und Georg Simeoni vom Alpenverein.
Günther Obwegs Preis vergeben
Verliehen wurde im Zuge der Versammlung auch der Günther-Obwegs-Preis. Für ihre Arbeit mit dem Titel „Mehrsprachigkeit und CLIL-Unterricht aus der Sicht des Minderheitenschutzes“ ging der 1. Preis an Mag. Melanie Mair aus Tscherms. Geehrt für ihre Arbeiten wurden auch Andreas Raffeiner und Otto Mahlknecht, beide aus Bozen, sowie Paul Decarli aus Auer.
Gottesdienst und Heldengedenken
Der Versammlung ging ein feierlicher Gottesdienst im Bozner Dom voraus, der von Landeskurat P. Christoph Waldner OT zelebriert und von der Musikkapelle Flaas musikalisch mitgestaltet wurde. Anschließend wurde am Peter-Mayr-Denkmal im Gedenken an die verstorbenen Schützenkameraden und Marketenderinnen ein Kranz niedergelegt und eine Ehrensalve von der Ehrenformation des Schützenbezirkes Bozen abgefeuert. Auf dem Virgl ertönten mehrere Böllerschüsse.