MERAN – Zusammenhalt, das ist entscheidend, wenn ein Volk etwas erreichen will. Es braucht den Willen und den Mut, etwas zu verändern. Und das war beim Unabhängigkeitstag in Meran zu spüren. Die Tiroler nehmen ihre Zukunft wieder selbst in die Hand.
Es war ein Volksfest der besonderen Art, ein stimmungsvolles Fest für Jung und Alt und zugleich eine atemberaubende Willensbekundung in der ehemaligen Hauptstadt Tirols. Abgesehen davon, dass die Südtiroler kulturell und sprachlich überhaupt nicht zu Italien gehören, haben die Menschen erkannt, dass es auch ohne Italien geht. Und dass Italien die eigene Entwicklung bremst. Sie sind überzeugt, dass es der Weg der Unabhängigkeit ist, den es zu beschreiten gilt.
Auch andere nach Unabhängigkeit strebende Völker aus ganz Europa waren dabei: Vertreter aus Katalonien, Flandern, Schottland, Venetien, Toskana, Triest, der Lombardei und dem Baskenland. Eines haben diese Völker alle gemeinsam: Sie gehören alle einem Staat an, der nicht der ihre ist. Sie wollen selbst über ihre Zukunft bestimmen. Seite an Seite kämpfen sie mit den Südtirolern für eine echte Freiheit ohne Fremdbestimmung. Es folgten Grußworte der europäischen Völker.
Steven Vergauwen, der Sprecher der flämischen Volksbewegung VVB betonte, dass Flandern die Forderung der Südtiroler voll und ganz unterstütze, die faschistischen Denkmäler und Relikte aus Südtirol verschwinden zu lassen. „Gemeinsam werden wir weiter daran arbeiten unser höchstes Ziel zu erreichen. Ein freies Flandern und ein freies Tirol“, so Vergauwen abschließend.
Für Venetien sprach Alberto Montagner der Raixe Venete: „Sie geben uns nicht das Recht zu entscheiden, sie geben uns nicht unsere Selbstbestimmung, wir sind nicht Herren unseres eigenen Schicksals. Keine politische Kraft ist bereit, uns die Autonomie zu geben, die wir gefordert haben und die uns historisch und wirtschaftlich zusteht.“
„Es ist so aufregend wieder mit den restlichen ICEC-Kollegen am iatz!-Tag teilzunehmen. Vielen Dank für eure Entschlossenheit und eure Gastfreundschaft, ihr seid wirklich ein großartiger Partner im Freiheitskampf“, so Anna Arqué aus Katalonien. Zum Selbstbestimmungsreferendum in Katalonien am 1. Oktober 2017 betonte Arqué: „Einige von euch waren damals als internationale Wahlbeobachter mit dabei. Wir danken euch dafür. Ihr seid lebendige Zeugen dessen, was das für die Katalanen und die Demokraten im Allgemeinen bedeutet hat.“
Robin McAlpine von der Scottish Independence Convention meinte es treffend: „Wir gehen nicht als ein Land vorwärts, wir gehen als viele Länder gemeinsam in diese Zukunft der Unabhängigkeit. Unsere Zukunft ist stärker, genau weil wir kleiner sind.“
Immer wieder durch großen Beifall unterbrochen wurde anschließend die Hauptrede von Stefan Liensberger, Hauptmann der Onacher Schützen: „Setzen wir uns ein, für das was uns am Herzen liegt. Lassen wir den Gedanken der Freiheit nicht mehr aus, keinen Tag und keine Nacht. Für das gibt es jetzt kein Dankeschön, aber unsere Kinder werden Vergelt’s Gott sagen“, so Liensberger, der seine Rede im Pusterer Dialekt hielt. „Es heißt ja so schön: Alle Wege führen nach Rom. Umgekehrt heißt das aber auch, dass genug Wege auch von Rom wegführen!“, betonte Liensberger abschließend.
Unrechtsgrenzen können in Europa friedlich richtiggestellt werden, das hat die Geschichte bereits gelehrt. Auch Deutschland wurde 1989 unerwartet und entgegen aller Voraussagen wiedervereint. „Es braucht den Mut zum Bekenntnis, denn nichts ist für immer, und nichts ist für die Ewigkeit“, so das Fazit des Veranstalters des Unabhängigkeitstages.