Michael-Gaismayr-Gedenkfeier in Padua

Vor 490 Jahre wurde der Tiroler Freiheitsheld ermordet

VENETIEN/TIROL – Anlässlich des 490. Todestages von Michael Gaismayr , der am 15. April 1532 in Padua ermordet wurde, fand am Sonntag, den 10. April, um 11.00 Uhr in „Prato della Valle“ in Padua ein feierliches Gedenken statt.

Der Verein „Comitato Celebrazioni Storiche della Serenissima Repubblica di Venezia“ organisierte in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Padua die Gedenkfeier am Originalschauplatz des Attentates am „Palazzo Strozzi“. An diesem Ort, genau vor 490 Jahren wurde Gaismayr  von drei Männern im Auftrag  von Erzherzog Ferdinand von Österreich erstochen.

Die Heldenehrung wurde durch das historische  „Regiment Marini“, unter dem Kommando von Hauptmann Alberto Montagner und eigens aus Südtirol angereisten Vertretern des Südtiroler Schützenbundes abgehalten.

Es folgten Ansprachen des ehemaligen italienischen Ministers, EU-Politikers und Bürgermeisters von Padua, Dr. Flavio Zanonato, der damals die Gaismayr  Gedenktafel anbringen ließ; des Historikers Dr. Silvio Cecchinato und der in Bozen arbeitenden und bekannten Biografin Frau Dr. Fiammetta Bada. Am Ende überbrachten der Präsident des Komitees Ferdinando Marcassa und der Bezirksmajor  Lorenz Puff, der als Vertreter des Südtiroler Schützenbundes anwesend war, ihre Grußworte.

Der Vormittag endete mit einem geselligen Moment zwischen Venezianern und Tirolern im Gedenken an eine gemeinsame historische Figur.

Michael Gaismayr, der Tiroler Bauernführer

Frühjahr 1525, die Bauernaufstände verbreiteten sich von Süddeutschland aus in die Alpenländer. Schon bald wehrten sich auch die Bergknappen und Bauern im Ständestaat Tirol. Michael Gaismayr war einer, der sich an ihre Spitze stellte und Weltgeschichte schrieb.

Im Jahr 1490 wird Michael Gaismayr in eine wohlhabende Bauern- und Bergbaufamilie in Tschöfs bei Sterzing geboren. Er besucht die Lateinschule in Sterzing, studiert Jura, arbeitet nach dem Abschluss als Schreiber im Bergbau und später in den Diensten des Landeshauptmanns Leonhard von Völs in der Landesverwaltung von Tirol. Er wird 1524 zum Hauptmann ernannt, ein Rang, der zu dieser Zeit nur dem Adel vorbehalten war. Durch seine Arbeit wird Gaismayr mit dem schweren Leben und der Ausbeutung der einfachen Leute in seiner Heimat konfrontiert. Die regierenden Stände Tirols hatten keinerlei Verständnis für deren Bedürfnisse, unterdrücken die Bauern und bereicherten sich auf deren Kosten.

Zu dieser Zeit schlägt sich Gaismayr in seiner politischen Überzeugung  auf die Seite der arbeitenden Bevölkerung. Seine Karriere endet plötzlich, es wird ihm Unterschlagung vorgeworfen – er wird kaltgestellt. Im damaligen „Heiligen Land Tirol“ duldet man keinen System-Kritiker . Er verliert seine Anstellung und bekommt einen Posten als Schreiber beim Erzbischof von Brixen – eine vergleichsweise unbedeutende Arbeit.

In Brixen wird Michael Gaismayr mit dem Fall des Peter Pässler konfrontiert. Der Fischer wehrt sich gegen den Entzug seiner Fangrechte, er wird gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung soll am 9. Mai 1525 in Brixen stattfinden. Doch dazu kommt es nicht, weil bewaffnete Tiroler  Bauern Pässler befreien können. In der Folge bricht ein Aufstand aus. Die Bauern plündern die Häuser wohlsituierter Brixener Adliger, erstürmen die Hofburg und das Kloster Neustift. Gaismayr schließt sich den Tiroler Aufständischen an. Ein Mann, so wie Gaismayr mit militärischen Kenntnissen wird dort gut gebraucht, prompt wählt man ihn zu ihrem Hauptmann. Als Führer der Bauern verhandelt Gaismayr mit dem Tiroler Regenten Erzherzog Ferdinand I., der Landtag wird einberufen und etliche Forderungen der Bauern werden zunächst erfüllt.

Doch dann kommt es zu einer dramatischen Wende. Erzherzog Ferdinand I. lässt Gaismayr verhaften, distanziert sich von allen seiner zuvor versprochenen Zugeständnisse und geht gewaltsam gegen die Bauern vor. Gaismayr gelingt die Flucht in die Schweiz. Enttäuscht vom Verrat des Erzherzogs Ferdinand I. an den Bauern, wird er zu einem radikalen Denker. Er entwirft eine neue Tiroler Landesordnung, dort soll es eine Gesellschaft ohne Privilegien geben. Adel und Klerus sollen komplett abgeschafft werden.

In seinem Entwurf propagiert Gaismayr eine christliche Republik, in der die Menschen ihre Regierung und ihre Richter frei wählen. Die Gemeinden Tirols sollen sich selbst verwalten. Kranke und Arme werden vom Staat unterstützt. Trient soll ein Handwerkszentrum, Bozen eine reine Handelsstadt und Brixen die Tiroler Hauptstadt werden. Binnenzölle werden komplett abgeschafft, dafür werden aber an den Landesgrenzen Außenzölle erhoben.

Gaismayr gehört zu den wenigen damaligen Bauernführern, die ein politisches Konzept haben. Sein Entwurf einer freien Bauernrepublik ist einzigartig in der Zeit der Bauernkriege und seiner Zeit um Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte voraus.

Im Frühjahr 1526 kommt es zu neuen und heftigen Bauernaufständen in Salzburg. Gaismayr kommt den Aufständischen zu Hilfe und übernimmt deren Führung. Nach anfänglichen Erfolgen werden die Aufständischen aber bei der Belagerung von Radstadt durch kaiserliche Truppen und Söldner geschlagen. Gaismayr flieht mit 1500 Gefolgsleuten und findet Asyl in der Republik Venedig. Von dort aus versucht er den Freiheitskampf fortzusetzen.

Erzherzog Ferdinand I. hat zwischenzeitlich ein sehr hohes Kopfgeld auf Michael Gaismayr ausgesetzt. Am 15. April 1532 ist einer von vielen Anschlägen erfolgreich: Gaismayr wird in seinem Palais in Padua von drei Männern erstochen.

Tirol verliert seinen ersten christlich-sozialen Helden, die alte unsoziale Ungleichheit wird wieder hergestellt. Der Freistaat Tirol wurde 1532 zu Grabe getragen.

Major Lorenz Puff
Bezirksmajor Schützenbezirk Bozen

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