BRUNECK – Am Freitag, den 11. Juni 2021 fand unter der Federführung des Schützenbezirkes Pustertal, auf dem Rathausplatz eine würdige Gedenkfeier statt. Rund 400 Teilnehmer waren der Einladung von Bezirksmajor Erich Mayr gefolgt um der Feuernacht zu gedenken die sich zum 60. Mal jährte.
Damals als sich Südtirol auf einem Todesmarsch befand, wie es vielseits formuliert wird, wurden in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni, in ganz Südtirol 37 Strommasten gesprengt. Im Pustertal waren es die Puschtra Buibm, die in dieser Zeit aktiv waren, weshalb ein gewichtiger Teil dieser Veranstaltung unter das Motto „Holt sie Heim“ gestellt wurde. Sie mussten ins Exil gehen und haben in Abwesenheit langjährige Haftstrafen erhalten. Eine Begnadigung haben sie nie erhalten. In Videobotschaften berichteten die drei noch lebenden Buibm: Sepp Forer, Heinrich Oberleiter und Siegfried Steger über ihren Kampf in den Sechziger Jahren und dass dieser nicht umsonst war.
Die Gäste wurden von Bez.Mjr. Erich Mayr begrüßt, der auch durch den Abend führte. Es sei eine schwere Zeit für die Minderheit mit Masseneinwanderung und Ungleichbehandlung für die deutsche und ladinische Volksgruppe gewesen, als Menschen die mitten im Leben standen den Plan fassten Masten zu sprengen. Gewalt sollte nie eine Lösung sein, aber der Stärkere müsse den Schwächeren auch respektieren. Des Weiteren wurde von Mayr der Opfer beider Seiten gedacht. Er mahnte die politischen Verantwortungsträger, die auch von den positiven Entwicklungen profitierten, sich mit aller Kraft für einen Schlussstrich mit einer Amnestie einzusetzen.
Mit einigen Passagen aus dem fiktionalen Tagebuch „Ich Kerschbaumer“ vorgetragen von Hauptmann Stefan Liensberger, gelang es die Gäste nochmals emotional in die Bombenjahre einzutauchen zu lassen.
Anschließend wurden von Bürgermeister Roland Grießmair die Grußworte der Stadtgemeinde Bruneck überbracht. Nachdem er den Schützen für ihre Erinnerungskultur gedankt hatte, richtete auch er einen Blick auf die Bombenjahre: „Dort wo der Dialog aufhört sind Konflikte und Gewalt die Folgen.“ Im Sinne der Versöhnung sei auch er für eine Begnadigung der Puschtra Buibm.
Die drei Mädchen von der Familienmusik Hofer rundeten die Veranstaltung mit passenden Liedern aus dem Projekt Vermaechtnis ab und sorgten bei den Teilnehmern für den einen oder anderen Gänsehautmoment.
In ihrer Gedenkrede hielt ehemalige Landesrätin Dr. Martha Stocker Rückschau auf die Feuernacht, den bald einsetzenden Folterungen, bis hin zur Autonomie. Die Verhandlungen seien vorallem mit der Mitte-Links Regierung unter Aldo Moro begonnen worden. Die jenen Prozess mit Silvius Magnago einleitete, der schließlich zur Autonomie führte.
Abschließend forderte sie wörtlich: „Wenn wir auf die Feuernacht zurückblicken, aber auch auf die Folgen, mit vielen unschuldigen Opfern, von wem auch immer zu verantworten, auf die vielen Wunden, die geschlagen wurden, dann werden wir wohl sagen müssen, dass wir uns gegenseitig, alles in allem genommen, vieles zu verzeihen haben und haben werden. Und wenn es so sein wird, dann kann man auch einen Schlussstrich ziehen. Gegenseitig zu verzeihen haben sich Menschen. Der Staat aber müsste sich endlich zu seiner versäumten Verantwortung bekennen und dafür auch ein Zeichen setzen. Zu diesem Zeichen der zVerantwortungsübernahme sollte dann auch die Begnadigung unserer Buibm gehören, wenn sie diese denn wollen.“