MONTAN – In einer Veranstaltung auf Castelfeder im Südtiroler Unterland erinnerte der Schützenbezirk Süd-Tiroler Unterland am 8. Juni 2021 der historischen Kundgebung von Castelfeder im fernen Jahr 1946.
1945 wurde den Südtirolern nach der fanatischen Italianisierungspolitik des Faschismus im demokratischen Italien das Recht auf Selbstbestimmung wiederholt verwehrt. Die Italianisierungspolitik wurde mit der politischen Aufspaltung Südtirols flankiert, womit das Süd-Tiroler Unterland der italienischsprachigen Nachbarprovinz Trient einverleibt und die Unterlandler majorisiert wurden.
Nach vorhergehenden Verboten durch die Staatsverwaltung konnte am 30. Mai 1946 endlich die Kundgebung auf Castelfeder abgehalten werden, zu welcher sich etwa 4.000 Teilnehmer unter strömendem Regen einfanden.
Mit prägnanten politischen Reden, die von Dr. Karl von Lutterotti, Bezirksobmann Josef Geier, Hans Tiefenbrunner aus Entiklar, Paul von Sternbach sowie Dr. Toni Ebner stammten, wurde einheitlich die Forderung nach einer Rückgliederung des Unterlandes an die Provinz Bozen, eine Beendigung der Benachteiligung der Südtiroler, die sich im demokratischen Italien fortsetzte, sowie eine Beendigung der gezielten Zuwanderungspolitik, ausgesprochen mit den prägenden Worten: „Das Land nordwärts von Salurn ist tirolerisches Land. Wir sind seit Jahrhunderten Tiroler und gehören zu unseren Brüdern von Bozen, Brixen und Meran. Wir lassen uns nicht trennen, in guten wie in bösen Tagen wollen wir in unlösbarer Verbundenheit das gleiche Los teilen“.
Der Einladung des Schützenbezirkes folgten Marketenderinnen und Schützen, die Landtagsabgeordnete Myriam Atz Tammerle, die Bürgermeister aus Montan, Neumarkt, Tramin, Truden und Kurtatsch und Südtirolerinnen und Südtiroler, die das historische Bewusstsein entgegen der beliebigen Vergesslichkeit wachhalten wollen.
Die Marketenderin Katharina Gschnell und der Bezirksmajor-Stellvertreter Lukas Varesco erinnerten im Verlesen der historischen Reden an die politischen Gegebenheiten jener Zeit. Der Trudner Bürgermeister und Schütze Michael Epp reflektierte das Heute aus volkstumspolitischer Sicht kritisch, unterstrich allerdings auch das Gute und Lebenswerte an der Heimat. Sodann blickte der Ehrenlandeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Elmar Thaler, in die Zukunft und ermahnte jeden Einzelnen zur konkreten Tat für eine bessere Zukunft.
Bezirksmajor Peter Frank beendete die Veranstaltung durch Verlesen eines historischen „Dolomiten“-Artikels, aus welchem hervorging, dass das Südtiroler Volk im Jahre 1946 im internationalen Kontext gesprochen habe – und gehört wurde. Heute habe das Volk ebenso gesprochen und man erwarte sich, dass man die Stimme in Bozen erhöre.
Die Veranstaltung endete mit dem Enthüllen einer Gedenktafel, welche die historische Botschaft von Castelfeder verewigt.
Die Schützen im Unterland bekräftigen mit der Aktion auf Castelfeder im Jahr 2021: Dass Grundrechte nicht geschenkt, sondern erkämpft werden; dass das demokratische Italien die Italianisierungspolitik des italienischen Faschismus fortgesetzt hat; dass die Südtiroler Politik endlich mehr Einsatz für volkstumspolitische Themen und für die Bewusstseinsbildung zeigen muss.