Braucht es die Schützen?
TARTSCH – Den Bezirkstag eröffnete Diakon Norbert Punter mit einer Wort-Gottes-Feier. Er zeigte in seiner Predigt die Wichtigkeit der Schützen in der modernen Welt. Vor allem das Festhalten am Väterglauben und bei dessen Vorleben könnten die Schützen in der heutigen Zeit viel bewirken. Obwohl die Feier auf Grund des schlechten Wetters nicht auf dem Dorfplatz stattfinden konnte, war es ein würdiger Auftakt für den Vinschger Bezirkstag.
Mit der unerwarteten Frage „Braucht es die Schützen?“ eröffnete Bezirksmajor Arno Rainer seine Rede zum Bezirkstag der Vinschger Schützen, der wegen der Corona-Bestimmungen in einer stark abgeschwächten Form und mit dem gebotenen Abstand in Tartsch abgehalten wurde. Vor 200 Jahren wäre es niemanden auch nur im Traum eingefallen, diese Frage zu stellen. Jeder wusste, die Schützen sind da um das Land Tirol zu verteidigen.
Aber heute? Braucht es die Schützen? Brauche ich die Schützen? Brauchen die Schützen mich?
Die Kompanien im ganzen Land haben kulturelle, solidarische und volkstumspolitische Aufgaben. Sie erhalten Traditionen, beleben Vergessenes neu, pflegen Kameradschaft, leisten Nachbarschaftshilfe, erhalten die Tiroler Wesensart, sie treten für Minderheitenrechte und die Durchsetzung der Zweisprachigkeit ein. Nicht zu vergessen, dass sie auf die Lösung der Ortsnamensfrage und der Entfernung von faschistischen Relikten eintreten. Darum, so Major Rainer, braucht es die Schützen. Jeder Einzelne kann sich einzelner Aufgaben annehmen, auch wenn er nicht bei den Schützen ist. Allerdings ist der Großteil nur im Verein zu meistern oder einfach leichter zu erreichen. Kein anderer Verein deckt alle Aufgaben ab. Vor allem wenn es um volkstumspolitische Fragen geht, gehen andere Vereine und auch der Großteil der Bevölkerung in Deckung. Hier sind oft nur wir Schützen der einsame Rufer in der Wüste, denn wir wissen: Politische Fragen sind zu wichtig, um sie allein der Politik zu überlassen.
Auf ein ereignisreiches Jahr 2019 wurde durch die Bataillonskommandanten und die Referenten zurückgeblickt. In Wort und Bild berichteten unter anderem Marketenderinnen und Jungschützen über ihre Tätigkeit. Stärkste Ausrückung 2019 war die Fahnenweihe und die 60-Jahr-Feier der SK Schlanders, gefolgt von der 60-Jahr-Feier der SK Latsch. Im Schnitt waren pro Bezirksausrückung 79 Schützen und Marketenderinnen dabei. Auch die Ausbildung kam nicht zu kurz. Bei den Neuwahlen in den Kompanien wurden einige neue Offiziere gewählt. Vor allem für sie fand ein gemeinsames Exerzieren in der Obstgenossenschaft in Schlanders statt.
Der Tätigkeitsdrang der Vinschger Schützen wurde 2020 jäh unterbrochen. Covid 19 und „Lockdown“ waren die Auslöser. Bataillonskommandant Peter Raffeiner meinte in seiner Ansprache: „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will“- es sein interessant zu beobachten wie jeder Staat anders versucht Herr der Lage zu werden, und Italien da auf Einsperren und Bürokratismus zurückgreift.
Seit einigen Jahren wird beim Bezirkstag immer die Kompanie des Jahres gekürt. Berechnet wird diese durch die Stärke bei Bezirksausrückungen im Vergleich zur Größe der Kompanie, sowie dem Vergleichsschießen, welches jedes Jahr im Jänner stattfindet. Mit einer bis dahin noch nie erreichten Punktezahl ging der wohlverdiente Titel dieses Mal an die Kompanie Kastelbell.
Höhepunkt des Abends war der Abschluss des Offizierslehrgangs. Neun hochmotivierte Offiziere haben sich seit Herbst 2018, in regelmäßigen Abständen, in den verschiedensten Bereichen, von Rhetorik über richtiges Auftreten bis hin zur Geschichte Tirols, weitergebildet. Beim Bezirkstag nun, wurden Huber Stocker, Marcel Fliri, Michael Gerstgrasser, Helmuth Frank, Hansjörg Eberhöfer, Stefan Winkler, Philipp Hauser und Simon Stecher dafür der Offiziersbrief und ein Portepee mit dem Logo der Vinschger Schützen überreicht.