GAIS – Voll besetzte Stuhlreihen, eine sehr emotionale szenische Lesung mit Musik, die zur Annäherung an die Optionszeit vor 80 Jahren beitragen sollte, und langanhaltender Applaus – diese Bilanz konnten am 29.11.2019 die Veranstalter, der Schützenbezirk Pustertal und die Schützenkompanie Gais ziehen.
Die offizielle Begrüßung nahm Bezirksmajor Erich Mayr vor, es folgte eine kurze Einführung in die Optionszeit durch Verena Obwegs, die mit Efrem Oberlechner „schicksal.option“ konzipiert hat: Ende des Jahres 1939 als zwei Diktatoren die ladinische und die deutsche Bevölkerung Südtirols zu einer schicksalhaften Entscheidung zwangen. Die Heimat, Hab und Gut, Freunde zu verlassen, um nicht Sprache, Kultur und Identität zu verlieren, oder dazubleiben, auf die Gefahr hin Italiener werden zu müssen und – allen Versprechungen zum Trotz – die Heimat dennoch verlassen zu müssen und in den Süden Italiens zwangsumgesiedelt zu werden. Oder für Deutschland zu optieren, und in der Fremde vielleicht eine „neue“ Heimat zu finden. Die Entscheidung führte zu einer Spaltung der Südtiroler Gesellschaft und zu einem Riss durch viele der betroffenen Familien. Mit Nachwirkungen bis in die heutigen Tage!
„schicksal.option“ gibt die Stimmung von damals in Szenen, Bildern, Liedern und Texten wieder. Regie führte Pauline Leimegger.
„Geschichte wird lebendig, wenn die Menschen zu Wort kommen, deren Schicksale untrennbar mit den Zeitläufen verknüpft waren. Das gilt umso mehr, wenn es um so ein finsterstes Kapitel unserer Geschichte wie die Option geht.“
Ein kurzer Filmauszug aus „Verkaufte Heimat“ führte das Publikum in die schwer zu ertragende Zeit ein.
Ein hochemotionaler Brief der Tochter eines Dableibers aus dem Gadertal wurde von Judith Valentin vorgetragen.
Mit einem aufwühlenden Selbstgespräch eines Optanten, brachte Christian Steger das Publikum zum Nachdenken, Stoff und Inspiration gaben die Erzählungen von Angehörigen und Freunden der Produktion. Spannung kam bei einem fiktiven Zwiegespräch der Nachkommen, welches Stefan Liensberger und Elmar Hellweger führten auf.
Eingebettet waren diese Beiträge in Auszügen aus dem Tagebuch des Brunecker Richters und Grundbuchbeamten Paul Tschurtschenthaler, vorgetragen von Efrem Oberlechner. Tschurtschenthalers persönlicher Wandel kann in seinen Eintragungen im Laufe des Jahres 1939 nachvollzogen werden: Anfänglich bitter enttäuscht vom Verrat des Führers an den Südtirolern durch dessen Aussagen über die auf „ewig“ festgelegte Brennergrenze, hofft er nach dem Anschluss Österreichs an das Reich auf die „Erlösung“ auch für Südtirol, um letztendlich zu resignieren und seine Heimat Richtung Vorarlberg zu verlassen, wo er 1941 in Bregenz verstirbt.
Umrahmt wurden Beiträge und Auszüge von der Familienmusik Hofer, die mit Liedern aus der Zwischenkriegszeit, ein Bild der damaligen Zeit wiedergaben. Begleitet wurden die Auftritte, die Lieder und die Tagebuchauszüge mit Lichtbildern aus der damaligen Zeit.
Mit den Dankesworten durch den Hauptmann der Schützenkompanie Gais Gerald Leiter endete die Veranstaltung.
Die Darsteller:
Die Familienmusik Hofer aus Steinhaus (mit Heimatliedern zur Option)
Armin Plankensteiner aus Percha erkrankte unmittelbar vor der Premiere – für ihn ist Efrem Oberlechner eingesprungen. (Texte aus den Tagebüchern von Paul Tschurtschenthaler)
Judith Valentin von der SK St. Vigil (Brief einer Dableiberin)
Bezirksmajorstellvertreter Christian Steger von der SK St. Johann und Kinder aus Onach
(Gedanken eines Auswanderers)
Oberleutnant Elmar Hellweger der SK St. Georgen und Hauptmann Stefan Liensberger von der SK Onach (Diskussion der Nachkommen)
Produktion:
Regie und Leitung Schauspiel: Pauline Leimegger aus Onach
Idee/Gesamtleitung: Efrem Oberlechner der SK Ehrenburg
Idee/Gesamtleitung/Text/Konzept: Bezirksschriftführerin Verena Obwegs der SK Enneberg
Audiovisuelle Medien: Patrick Brugger der SK St. Georgen