TIROL – Vor 100 Jahren wurde das Ende des Ersten Weltkriegs von den Siegermächten ausgerufen. Die Zerreißung Tirols war schließlich die Folge. Das Land Tirol lud in Zusammenarbeit mit den drei Tiroler Schützenbünden und der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino von 2. bis 4. November 2018 zu gemeinsame Veranstaltungen, die nicht nur den Blick in die Vergangenheit richteten, sondern bewusst auch Gegenwart und Zukunft beleuchteten. Unter dem Motto „Denktage 1918|2018 – Konflikt-Erfahrung-Chance“ wurde der Fokus auf die gemeinsame Geschichte und aktuelle Herausforderungen gelegt.
Den Auftakt machte die Erinnerungsfeier am Freitagabend, dem 2. November, zum 100-jährigen Ende des Ersten Weltkrieges und der Ausrufung der Ersten Republik Österreich. Vor der Innsbrucker Hofburg und anschließend im Congress Innsbruck konnten 1.000 Teilnehmer aus der Politik, von offiziellen Einrichtungen und vor allem Traditionsverbänden nördlich uns südlich des Brenners begrüßt werden. Am 3. November fand in der Dogana des Innsbrucker Kongresshauses der Zukunftskongress mit 250 Mitwirkenden statt, zu der Gemeindevertreter aus allen Teilen Tirols geladen waren. Den Abschluss machten schließlich am 4. November, dem Seelensonntag, viele Tiroler Gemeinden – dort fanden Gedenkveranstaltungen und Vernetzungstreffen mit Partnergemeinden statt.
Gemeinschaftsprojekt „DENKTAGE 1918|2018“
Intention der Denktage war es, an die Gräuel der Kriegsjahre und an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren zu erinnern. Vorträge und Diskussionsrunden konnten zum Nachdenken anregen – über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges. Die Denktage werden ganz bewusst von den Euregioländern Tirol, Südtirol und Trentino gemeinsam den drei Tiroler Schützenbünden und den drei Gemeindeverbänden ausgerichtet, und zwar als starkes Zeichen dafür, dass die Länder zusammenarbeiten und immer mehr zusammenwachsen.
„Wenn wir gemeinsam erinnern und gemeinsam an die Zukunft denken, dann müssen wir uns auch die Verantwortung ins Bewusstsein rufen, die wir für die Entwicklung unseres Landes tragen. Wir müssen uns bewusst sein, wo die Ursachen des Weltkrieges lagen: im Nationalismus, in einem völligen Versagen der politischen Führungen und in der Fehleinschätzung, dass mit Krieg Probleme gelöst werden können, die Politik und Diplomatie nicht lösen können. Alles, was wir tun, aber auch das, was wir unterlassen, muss daher den Frieden im Blick haben. Wir dürfen heute im Herzen Europas seit Jahrzehnten in Frieden leben. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst der europäischen Einigung, der Europäischen Union“, betonte Tirols Landeshauptmann Günther Platter in seiner Eröffnungsrede.
Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher betonte in seiner Ansprache: „Imperialismus und Nationalismus haben zum 1. Weltkrieg mit 17 Millionen Toten, unsäglichem Leid und Zerstörung geführt. Es war der Krieg, an dessen Ende auch die Teilung Tirols und die Grenzziehung am Brenner stand. Erst nach Faschismus und Nationalsozialismus, einem weiteren Weltkrieg und dem Holocaust hat Europa die richtigen Lehren gezogen und den Weg der Zusammenarbeit gefunden.”
Gedenkkreuz „An der Front“ – Landesgedenken mit drei Ehrenkompanien
Die DENKTAGE 1918|2018 hatten am Allerseelentag, dem 2. November 2018, mit einer Erinnerungsfeier vor der Innsbrucker Hofburg begonnen – dabei zog, wie bereits beim Gedenken „Brücken für den Frieden“ am 23. Mai 2015, ein überdimensionales Gedenkkreuz ein. Das 3,6 m große Kreuz aus Cortenstahl entstammt der Werkstatt von Hans Bergmann, Schützenkamerad der Schützenkompanie Strassen in Osttirol. Hans Bergmann war es auch, der die 75 kleineren Gedenkkreuze für das gemeinsame Schützenprojekt „An der Front“ fertigte. Die Erinnerungstafel nahm Bezug auf die Weltkriegsjahre von 1914 bis 1918: „Im Gedenken den Opfern des Ersten Weltkrieges – Das Land Tirol und die Tiroler Schützen“
Die drei Schützenbünde nahmen sich den Gedenkfeiern würdig an
Das Gedenkkreuz zog übrigens würdevoll ein, getragen von Schützen und Vertretern der Tiroler Traditionsverbände, begleitet von Marketenderinnen, die später ihre Fackeln mit den selbst gestalteten Erinnerungskerzen tauschten.
Nach der feierlichen Segnung und einem Allerseelengebet durch Innsbrucks Diözesanbischof SE MMag. Hermann Glettler feuerten die drei Ehrenkompanien – die Schützenkompanie Strassen in Osttirol, die Ehrenformation aus dem Ultental und die gemischte Ehrenformation aus Welschtirol – ihre General-Dechargen in Erinnerung an die Gefallenen und Opfer dieses ersten industriellen Krieges ab. Zu den Klängen „Ich hatt’ einen Kameraden“ durch die K. u. K Postmusik Tirol wurde ein Gedenkkranz in den Landesfarben Weiß-Rot niedergelegt. Die Landeshauptleute Günther Platter und Arno Kompatscher, als auch Giuseppe Zorzi, der in Vertretung des Trentiner Landeshauptmannes gekommen war, richteten die Kranzschleifen und hielten in Stille inne. Der Gesamtkommandierende, Innsbrucks Baon-Kommandant Mjr. Helmuth Paolazzi, führte schließlich die vielen Schützenabordnungen, darunter auch unzählige Bezirks-, Regiments-, Talschafts- und Bataillonsstandarten der Schützenbünde, in die Dogana des Kongresshauses. Auch dabei stand das Gedenkkreuz und somit das gemeinschaftliche Schützenprojekt „An der Front“ im Mittelpunkt der Erinnerungsfeierlichkeiten. Somit schlossen sich aber auch die Gedenken zu „100 Jahre Erster Weltkrieg“, dem sich die Tiroler Schützen in den Erinnerungsjahren 2014 bis 2018 würdig und verantwortungsbewusst angenommen hatten.
Fotos: Hans Gregoritsch und DieFotografen/Land Tirol