TOBLACH – Im Soldatenfriedhof 1915 – 1918 Naßwand wurde am Samstag, den 16. Juni 2018, 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, wo Tiroler Standschützen mit Hilfe des Deutschen Alpenkorps in dieser Gegend gekämpft hatten, der Toten von damals gedacht. Die Veranstaltung wurde stellvertretend für die Gefallenen Ahnen von der Gebirgsjägervereinigung Burgau und Umgebung (Reservisten der Deutschen Gebirgstruppe), der Schützenkompanie Toblach und durch den Ehrenmajor des Südtiroler Schützenbundes Josef Kaser organisiert.
Neben Bundesfähnrich Olt. Robert Ventir mit der Bundesfahne des Südtiroler Schützenbundes, waren auch Fahnenabordnungen aus der Umgebung und eine Fahnenabordnung aus Kals am Großglockner in Dankbarkeit für den Einsatz des Deutschen Alpenkorps vor 100 Jahren dabei.
Nach der Aufstellung am Eingang zum Soldatenfriedhof erfolgte ein kurzer Einmarsch zur Kapelle wo Hauptmann Georg Lanz und Oberstabsfeldwebel Harald Wagner neben den bereits Erwähnten, weitere Gäste begrüßen konnten: Den Pfarrer von Toblach Josef Gschnitzer, den Bürgermeister der Gemeinde Toblach Guido Bocher, den Bezirksmajor des Pustertales Erich Mayr, den Bezirksmajor von Brixen Florian Lechner, die Bläser der Bürgerkapelle Sand in Taufers Karl Wieser und Walter Reden, die Sänger der Gebirgsjägervereinigung Burgau Emil Vietz und Manfred Seeleuther und die Vertreter der Presse.
Weiters konnte auch die Familie Fuchs vom Hotel Bellevue mit ihren Helfern begrüßt werden. Denen für die jahrzehntelange Pflege des Soldatenfriedhofes Nasswand später noch ein besonderer Dank ausgesprochen wurde.
Anschließend folgte der Wortgottesdienst, in der Predigt durch Pfarrer Josef Gschnitzer wurde der über 70 Jahre währende Frieden in Europa gewürdigt. Er mahnte aber auch an, den Glauben in der heutige Zeit selber zu leben, die Menschen mit anderen Religionen die in unser Land kommen, würden ihm dann keine Angst machen.
Es folgten die Grußworte, der Bürgermeister der Gemeinde Toblach Guido Bocher erinnerte an die vielen Opfer des Ersten Weltkrieges, an den Niedergang der europäischen Großmächte, an das Leid der Zivilbevölkerung und an die schmerzhafte Teilung Tirols. Die Geschichte des Ersten Weltkrieges muss Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses bleiben. Die Gräber der Gefallenen sollten zur Versöhnung aufrufen.
Der Bezirksmajor des Pustetales Erich Mayr erinnerte daran, dass anfängliche Kriegsbegeisterung und Aufbruchstimmung zu Kriegsbeginn herrschte. Dies sollte sich spätestens mit dem Eintritt Italiens in den Krieg ändern. Nur durch Fehlinformationen über den Waffenstillstand konnten italienische Truppen das Land besetzen. Auch dies besiegelte das Schicksal des Landes mit. Es folgte die Unterdrückung des Volkes im Faschismus und Nationalsozialismus, die Option und die Bombenjahre. Erst später folgte der heutige Wohlstand. Besorgniserregend sei, dass die Verantwortlichen in Politik die sich nicht immer für die Interessen des Volkes einsetzen würden. Es sei daher heute umso wichtiger, sich zu den Werten zu bekennen und mahnte zur geistigen Einheit des Landes. Auf das die Opfer der Helden nicht umsonst waren.
In seiner Gedenkansprache erinnerte Oberstabfeldwebel Harald Wagner an den Einsatz des Deutschen Alpenkorps im Dolomitenkrieg. Mit der Kriegserklärung Italiens am 23. Mai 1915 entstand eine für Österreich-Ungarn bedrohliche Lage, alle aktiven Truppen, die zur Verteidigung im Hochgebirge vorgesehenen k.k. Landesschützen-Regimenter befanden sich an der Ostfront in Galizien. Das Landesverteidigungskommando von Tirol konnte nur improvisieren und die übergebliebenen, nicht militärpflichtigen Standschützen einsetzen. Der deutschen Heeresleitung war bewusst, dass die Gefahr für Süddeutschland sehr groß werden konnte. Aus Eliteregimentern um einen bayerischen Kern wurde das Alpenkorps – eine verstärkte Infanteriedivision aufgestellt. Der Einsatz des Alpenkorps beschränkte sich vornehmlich auf Abwehr- und Patrouillengefechte sowie auf die Artillerieunterstützung. Da das Deutsche Reich noch nicht offiziell im Kriegszustand mit den Italienern stand. Von besonderem Wert war hier der gemeinsame Einsatz der deutschen Soldaten mit den Standschützen. Die Standschützen waren gebirgsgewohnte Männer, die den Soldaten des Alpenkorps das richtige Verhalten und den Einsatz im Hochgebirge zeigten. Im Gegenzug halfen die Deutschen dabei, die militärische Ausbildung der Standschützen zu verbessern. Als im Oktober 1915 von der Ostfront österreichisch-ungarische Verbände frei wurden und an die Tiroler Front verlegt werden konnten, wurden die Deutschen aus den Dolomiten abgezogen. Als Dank, aber vor allem als ein äußerliches Zeichen für den Zusammenhalt der kämpfenden Soldaten, wurden den Männern des Alpenkorps im Juni 1915 vom Landesverteidigungskommando Tirol 20.000 Edelweißabzeichen überreicht, die laut Vorschrift über dem linken Ohr an der Kopfbedeckung zu tragen waren. Dieses Edelweiß besitzt noch heute einen hohen Stellenwert unter den Männern der deutschen Gebirgstruppe.
Zum Totengedenken merkte Wagner an: „Man sagt die Zeit heilt alle Wunden, die Annexion von Südtirol bleibt aber Unrecht, wir das deutsche Volk können dieses Leid der Annexion gut nachvollziehen. Auch wir haben Teile unseres Landes an die Siegermächte verloren, auch wenn wir es niemals vergessen und gutheißen können, müssen wir versuchen mit diesem Schicksal zu leben und nach politischen Lösungen zu suchen. Was uns bleibt, ist das Geschehene niemals zu vergessen und derer die ihr Leben in diesen schweren Zeiten für Südtirol und für Deutschland gelassen haben, zu gedenken. Aus diesem Grund legen wir heute für alle gefallenen und vermissten Soldaten des Ersten Weltkriegs einen Ehrenkranz nieder, um ihnen zu gedenken. Wir werden euch in Ehren halten, wir werden euch niemals vergessen!“
Zur Kranzniederlegung wurde durch die Solisten „Ich hatt’ einen Kameraden“ gespielt. Die Ehrensalve erfolgte durch die Schützenkompanie Toblach mit Nachbarkompanien unter Hptm. Georg Lanz. Nach der Bayernhymne und der Tiroler Landeshymne folgte das Gesangsduo der Gebirgsjäger: „Auf einem Jägergrab blühen keine Rosen, da blüht das Edelweiß“.
Der Ehrenmajor des SSB Josef Kaser dankte allen Beteiligten und Gästen, er hob die Wichtigkeit solcher Gedenkfeiern hervor, nicht nur das Gedenken an die toten Soldaten sei wichtig, es sollte aber auch, an das schwere Schicksal der Familien zuhause erinnert werden und er beendete die Feier mit den Worten: „Nie wieder Krieg!“