PRAD – Eine interessante Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft Südtirol – Wohin geht unser Land?“ findet am Freitag, den 17. November 2017, um 20.00 Uhr im Nationalparkhaus „Aquaprad“ in Prad statt.
Der Schützenkompanie Prad, die den Abend in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Schützenbund organisiert, ist es gelungen, prominente Diskussionsteilnehmer zu gewinnen. Erwartet werden Wendelin Weingartner, der ehemalige Landeshauptmann von Tirol, der Vorsitzende der SVP-Landtagsfraktion, Dieter Steger, die Landtagsabgeordneten Ulli Mair (Freiheitliche) und Elena Artioli (Team Autonomie), der Landeskommandant des Schützenbundes, Elmar Thaler, sowie Benjamin Pixner in Vertretung der Süd-Tiroler Freiheit. Die Moderation übernimmt Eberhard Daum.
Alle Diskussionsteilnehmer haben bereits vorab kurze Stellungnahmen abgegeben:
Südtirol hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg enorm entwickelt. Aus einem relativ armen Gebiet inmitten unwirtlicher Berge und abgelegener Täler, wo selbst die Kommunikation zwischen konservativer Landbevölkerung und liberalem Stadtbürgertum eine Herausforderung war, ist heute eine Vorzeigeregion jenes Landes geworden, dem die Mehrheit der Bevölkerung lange nicht angehören wollte. Zum Erfolg hat auch eine gewisse Sturheit beigetragen, bewährte Traditionen zu pflegen und zu verteidigen. Das einst ungeliebte Land Italien hat mit Zugeständnissen für unsere Autonomie und wachsende Bewunderung seiner Bevölkerung für unser Land seinen Beitrag dafür geleistet, dass ich heute sagen kann: Das katalanische Referendum ist keine Option für Südtirol. Unsere Rolle ist die einer Lokomotive für Italien im europäischen Kontext. Welcher Herausforderung müssen wir uns dabei stellen? Ich glaube vor allem jener der Mehrsprachigkeit. Die Italiener in den Städten sprechen kaum Deutsch, und auch die Italienischkenntnisse der Deutschen auf dem Land sind nicht zufriedenstellend, Englisch Fehlanzeige. Das führt so weit, dass die Gastwirtschaft teilweise auswärtiges Personal dem einheimischen vorzieht. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig das Zusammenspiel von Tradition und Aufgeschlossenheit ist. Dies wünsche ich auch Ihnen, liebe Schützen: keine Angst vor der Weltoffenheit, dir wir als Brücke der Kulturen pflegen und ausbauen müssen, immer fest verankert und den Werten, die wir uns die Ahnen mitgegeben haben.
Elena Artioli, Landtagsabgeordnete „Team Autonomie”
„Europa wird überrannt. Von vermeintlichen EU-Eliten, die zwar von Demokratie und Mitbestimmung faseln, das Volk allerdings bei jeder Gelegenheit hintergehen. Von Regierungschefs wie in Spanien, die die Interessen des spanischen Nationalstaates über ein Europa der Völker stellen. Von Konzernen und Banken, die ihre schmutzigen Geschäfte gegen uns alle durchziehen. Von Horden illegaler Einwanderer, die an den Küsten Nordafrikas auf eine Überfahrt in unser Sozialsystem drängen. Von globalen Gefahren wie dem Terrorismus und groben Sicherheitsmängeln in unseren Dörfern und Städten, die unmittelbar mit der Einwanderung und untätigen Politikern zusammenhängen. Diese Entwicklungen machen auch nicht vor Südtirol Halt. Wollen wir in einer gleichgeschalteten, überfremdeten und abgehobenen EU aufgehen und von Europas Blickwinkel aus als normale italienische Provinz enden? Oder wollen wir auf Südtiroler Werte und Unabhängigkeit bestehen und den nachfolgenden Generationen Heimat, Sicherheit und Perspektiven in Südtirol bieten? Dann ist mehr denn je ein politischer Richtungswechsel notwendig.“
Ulli Mair, Landtagsabgeordnete „Die Freiheitlichen“
„Für Südtirol geht es darum, Autonomierechte und Selbstverwaltung weiter zu stärken. Um den Wohlstand und den sozialen Frieden zu sichern und auszubauen, müssen wir global vernetzt und offen für Neues sein und gleichzeitig unsere politischen Entscheidungen nach den konkreten Bedürfnissen in unserem Land ausrichten. Es gilt also mehr denn je global zu denken und lokal zu handeln. Ganz besonders wichtig ist es, in unsere Köpfe zu investieren und die Qualität unseres Bildungswesens stetig zu verbessern. Was wir um diese Ziele zu erreichen, ist ein stabiles politisches Umfeld, das nicht auf Nationalismus aufbaut, sondern europäisch ausgerichtet und dem Subsidiaritätsprinzip verpflichtet ist. Gleichzeitig gilt es den Bildungsstandort zu stärken und in die Köpfe zu investieren. Wir sind eine Region im Herzen Europas mit besten Voraussetzungen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Wir dürfen mit Zuversicht in die Zukunft schauen.“
Dieter Steger, Vorsitzender der SVP-Fraktion im Südtiroler Landtag
Auch für die Zukunft wird entscheidend sein, dass sich Südtirol als eigenständige Region behauptet. Damit hält sich Südtirol die Option offen, wenn sich einmal ein historisches Fenster auftun sollte, selbst entscheiden zu können, in welchem Staat und in welcher Form der Eigenständigkeit seine Bewohner leben wollen.
Wendelin Weingartner, Altlandeshauptmann von Tirol
Bis heute lag es immer in den Händen der regierenden Partei, wo sich unser Land hinbewegen wird. Es wurde versucht, andere Zukunftsperspektiven neben der Autonomie aus dem Weg zu räumen, was ihnen aber nicht gelang. Die Autonomie, egal wie man sie auch umbenennen mag, wird immer eine Zwischen – und keine endgültige Lösung sein. Solange wir an diesem Modell festhalten, wird es immer eine kulturelle Differenz und nicht zuletzt ewige und leere Verhandlungen um weitere Zuständigkeiten geben. Deshalb ist es an der Zeit, dass Süd-Tirols Bürgerinnen und Bürger das gute Recht erhalten, selbst und demokratisch über ihre Zukunft zu entscheiden. Die Welt ist immer im Wandel und macht auch vor Grenzen und besonders vor Unrechtsgrenzen nicht Stopp, was uns die Geschichte beweist. Wir brauchen ein Europa der Regionen und nicht der Nationalstaaten, nur so haben wir Zukunft. Ich traue es Süd-Tirol zu, einen selbstbestimmten Weg – ohne Italien – zu gehen.
Benjamin Pixner, Süd-Tiroler Freiheit
Einer meiner Leitsätze war immer: Wer die Zukunft nicht selbst mitgestaltet, dem wird sie gestaltet. Von anderen. Und aus diesem Grundsatz heraus lässt sich die Frage nach der Zukunft unseres Landes auch beantworten. Wenn die Menschen in Südtirol imstande sind, sich über Parteigrenzen hinweg als Österreichische Minderheit zu definieren, die aufgrund ihrer zeitweiligen Zugehörigkeit zu Italien eine die Vorteile einer Autonomie genießen dürfen, wäre ein erster wichtiger Schritt für eine erfolgreiche Zukunft getan. Denn auf der einen Seite scheint das Bewusstsein für die Ursachen und Grundlagen unserer Autonomie zu schwinden. Der Wohlstand und die Gewohnheit machen sich breit. Auf der anderen Seite: wenn unlängst eine Studie des Statistikinstitutes des Landes ergeben hat, dass fast 60% der deutsch und ladinischsprachigen Jugend in hohem Maße Patriotismus wichtig finden, um die lokale Kultur und Tradition zu bewahren, ist das erfreulich. Und wenn gar 66% meinen, unsere Gesellschaft ist ohne Identität, ohne Heimat verloren, dann ist das ein klares Zeichen: Unsere Jugend ist sehr sensibel ist für unsere Eigenheiten. Vermutlich mehr als mancher Erwachsene. Das macht Hoffnung darauf, dass junge Menschen in Zukunft verstärkt darauf hinarbeiten werden, unsere Heimat weg von wackeligen Autonomien in einen sicheren Hafen zu lotsen.