Südtiroler sind keine Hinterwäldler und Tschöggl

MERAN – Auffallend ist, im gewiss umfangreichen, professionell und meisterhaft geführten Dossier, eine in der Hauptsache sehr national ausgerichtete Grundeinstellung mit lokaler grüner Prägung. Es wird im Dossier der Eindruck erweckt, dass die Zukunft in einer Fußgänger-und Radfahrer- Stadt Meran nur noch von einigen speziell kulturell italienisch ausgerichteten (musikalischen und literarischen) Events geprägt werden sollte. Softe Promenadenmusik, Klavierkonzerte, Jazz – und Brasskonzerte, Kammermusik, Soiréen, Buchvorstellungen, Lesungen und ähnliche Veranstaltungen. (alles andere könnte zu antiquarisch, bäuerlich ländlich und primitiv wirken ………. und dürfte keinesfalls einen Tiroler Stempel tragen).

Ist dies wirklich das, was der in Meran meist vetretene Gast aus Deutschland, Bayern, Österreich und der Schweiz und aus dem nationalen Raum sucht? Kommt er nach Meran, um unter anderem möglichst zu Fuß, ohne Fahrzeug (evtl. in Abendkleidung..??) – auch aus den umliegenden Dörfern – an solchen vorgegebenen Veranstaltungen teilzunehmen? Legt man nur noch Wert auf den einseitig italophilen kulturbewussten Gast, der mit entsprechender zukünftiger Veranstaltungswerbung angesprochen werden soll?

Es sieht in dieser Zukunftsperspektive so aus, dass nach Wunschvorstellung einiger, nur noch wenig Platz bleiben sollte für Tiroler Kultur, für Brauchtum und überlieferte Tradition, für Trachtenumzüge, Blasmusikkapellen, Volksmusik, Schützenveranstaltungen, kirchliche Festveranstaltungen, Sportveranstaltungen und Feste für jung und alt, Stadtfest, Dorffest, Traubenfest, Trachten / Musikumzug und gemütlicher Einkehr im historischen Meraner Gastlokal.

Ist dies der einzige richtige Weg in die Zukunft der Stadt Meran? Was ist mit den Vorstellungen des traditionellen Urlaubsgastes, der mit gewisser Regelmäßigkeit von Frühjahr bis Winter in der Kurstadt verweilen möchte? Oder sollte er sich besser ein ländliches Urlaubsziel aussuchen, das seinen Wünschen und Vorstellungen noch entspricht?

Als gebürtiger Meraner habe ich die Entwicklung der Stadt von Kind auf mitbekommen, viele Gäste aus dem In – und Ausland kennen und schätzen gelernt. Der Gast will sich hier erholen, will wandern, Gemütlichkeit erleben, möchte Freundschaften und Beziehungen mit der heimischen Tiroler Bevölkerung aufbauen, möchte gut untergebracht sein, die Märkte und Geschäfte der Stadt erkunden, bodenständige Küche genießen, froh und lustig sein und sich gut unterhalten können.

Ein Großteil dieser Gäste meidet im Urlaub bewusst die Noblesse und die vorgegebenen feinen Veranstaltungen. (Beispiele dafür gibt es in vielen erfolgreichen Touristenzentren des Alpenraums wie z.B.: in Bayern: Garmisch, Oberammergau, Tegernsee, Bad Wiessee, u.v.a. in Tirol: Innsbruck, Kufstein, u.v.a. im Salzkammergut: Bad Ischl, u.v.a.) Diese und viele andere Touristenhochburgen sind mit Urlaubsgästen aus dem deutschen und auch zunehmend aus dem italienischen

Raum, die mehrere Tage gebucht haben, stets ausgelastet. Sie kehren immer wieder gerne zurück – gerade – weil sie dort die Ruhe, das Heimische, die Tradition , das Originelle und die das Bodenständige finden.

Eine begrenzte – sehr speziell kulturell ausgerichtete – Elite von Meraner Gästen wird sehr gerne diesen im Dossier angepeilten Trend gutheißen und begrüßen, die Mehrzahl der Gäste jedoch, die Hotels und Gastbetriebe von und um Meran wiederholt und flächendeckend belegen, suchen nach wie vor das Traditionelle, das Urige, das Alt-Kaiserliche Meran mit all seinen historischen Bauten, mit seinen schönen Grün-Anlagen, eben mit allem, was damit geschichtlich verbunden ist. Sie trachten nach dem kürzesten und bequemsten Weg in die Stadt, suchen einen nahegelegenen Parkplatz, erkunden die Altstadt, die Geschäfte, den Wochenmarkt, wollen heimische Kost in nicht zu modernen Gaststätten speisen, Kirchen, Schlösser und Museen besuchen, sich über unsere Tiroler Geschichte erkundigen und den Abend in einem gemütlichen Törggelekeller verbringen. Das ist Realität.

Wenn wir weiter daran interessiert sind, dass eine Vielzahl dieser Gäste aus In – und Ausland gerne nach Meran kommen, sollten wir diesen die eigene Vorstellung und das Wunschziel seines Urlaubsaufenthalts in Meran nicht wegnehmen. Presse und Illustrierte, TV Berichte und Reisebüros im In–und Ausland preisen unsere sehr lebenswerte Stadt Meran als die kaiserliche Kurstadt im Obstparadies Südtirol mit all ihren Gepflogenheiten und all ihren Traditionen an. Enttäuschen wir unsere Gäste nicht und versuchen, ihnen ein MEHR an heimischer Kultur und Tradition zu bieten.

Italienliebende Gäste aus dem Ausland die italienische Kultur erleben und bewundern wollen wissen ohnehin wohin sie ihr Urlaubsweg in den Süden führen wird.

Stefan Gutweniger
Bezirksmajor Schützenbezirk Burggrafenamt/Passeier

Burggrafenamt, Meran, Passeier, Schützen, Stefan Gutweniger
Buchvorstellung „Unsere Helden“: „Gelungene Tirolensie mit Bedeutung weit über die Gemeindegrenzen hinaus“
Mit dabei am größten Volksfest in München

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