MANTUA – Seit 1984 wird alljährlich in Mantua des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer gedacht. Die Organisation und Durchführung wird im Auftrag des Südtiroler Schützenbundes und in Zusammenarbeit mit den Behörden von Mantua jeweils von einem Schützenbezirk übernommen, diesmal traf es den Schützenbezirk Vinschgau. Die Gedenkfeier fand am heutigen Montag, den 20. Februar 2017 statt.
Zu Beginn des Gedenktages marschierten die Abordnungen der Schützenkompanien von der Piazza Sordello zur Piazza Mantegna. Vor der ehrwürdigen Kirche S. Andrea erfolgte die Meldung und Frontabschreitung. Im Anschluss zogen die Schützen durch die Altstadt zum Palazzo d’Arco, zu jenem Ort, wo Andreas Hofer von einem französischen Militärgericht zu Tode verurteilt wurde.
Im Palazzo d’Arco begrüßte der Stadtrat von Mantua Dr. Andrea Murari die Schützenabordnungen. Bezirksmajor Peter Kaserer bedankte sie bei den Behörden von Mantua für die gute Zusammenarbeit bei der Organisation der Gedenkfeier. Prof. Rodolfo Signorini lobte die Schützen, in ihren Herzen stecke das gleiche Ideal, wie das von Hofer. Grußworte richtete auch der Österreichische Generalkonsul in Mailand, Dr. Wolfgang Spadinger, an die Anwesenden. Unter den Klängen der Tiroler Landeshymne wurde ein Kranz zu Ehren Andreas Hofers niedergelegt.
Danach begaben sich die Rund 400 Schützen nach Cittadella, einem Stadtteil von Mantua, zur Erschießungsstätte des Tiroler Freiheitshelden. Dort wurde die Heilige Messe gefeiert, die vom Priester Georg Martin aus Prad zelebriert wurde. Die Musikkapelle Martell gestaltete diese musikalisch.
Im Anschluss an die Messfeier begrüßte Landeskommandant Elmar Thaler (SSB) sowie Bundesgeschäftsführer Federico Masera (WTSB) die Schützen aus allen Teilen Tirols. Grußworte richtet auch der Gemeinderatspräsident von Mantua, Massimo Allegretti an die Teilnehmer.
Bezirksmajor Peter Kaserer stellte in seiner Gedenkrede (welche wir untenstehend vollinhaltlich veröffentlichen) die Frage, welche Rolle die Figur Andreas Hofer in der heutigen Zeit einnehmen sollte und wie wir sein Andenken am besten ehren.
Die Ehrensalve bei der Kranzniederlegung wurde von der Schützenkompanie Göflan abgefeuert. Unter den Klängen des „Guten Kameraden“ vor dem Andreas-Hofer-Denkmal wurde ein Kranz niedergelegt und nach der Landeshymne endete die Gedenkfeier.
Gedenkansprache von Bezirksmajor Peter Kaserer
Wir sind heute hier um einem Mann zu gedenken. Doch wer war er, dieser Andreas Hofer? War er ein Freiheitskämpfer? Ein Nationalheld? Ein Volksheiliger? Oder gehört vieles, von dem wir glauben über ihn zu wissen, ins Reich der Mythen?
Ob Andreas Hofer ein Held war, soll jeder für sich entscheiden. Dass er aber erst lange nach seinem Tod zum Volksheiligen gemacht wurde, ist auch wahr.
Als Tirol nach der 3. Bergiselschlacht von Österreich abgeschnitten war, regierte er als sogenannter „Bauernkinig“ in Innsbruck. Doch dem Landeskommandanten fehlen gesetzliche und wirtschaftliche Kenntnisse. So gelingt es ihm nicht Tirol neu aufzubauen und dem Land eine funktionierende Verwaltung zu geben. In seinem religiösen Eifer verbietet er Tanzfeste und offene Dekolletés und erinnert damit an fundamentalistisches Gedankengut heutiger Zeit. Die verhasste Getränkesteuer welche von den Bayern eingeführt wurde bleibt aber weiterhin in Kraft. Die Wirtschaft bricht zusammen und Anfang September hat Innsbruck gerade noch 39 Kreuzer in der Stadtkasse. Als Kaiser Franz ihm eine Kette samt Medaille im Wert von 900 Gulden überreichen lässt, fühlt er sich als Landeskommandant von Tirol bestätigt. Tatsächlich aber ist Hofer längst Teil eines raffinierten Doppelspiels geworden. Während Österreich schon mit den Franzosen über einen Friedensvertrag berät, wird er von Wien aus noch ermuntert den Widerstand fortzusetzen. Zu spät muss Hofer erkennen, dass sein Kaiser ihn und Tirol aufgegeben hat.
Chi era Andreas Hofer? Era un combattente per la libertà, un eroe nazionale, oppure un mito? Ognuno deve decidere per sé stesso. Ma è anche la verità che il suo mito fu creato tanto tempo dopo la sua morte. In ogni caso, Andreas Hofer era un uomo del popolo, non un santo. Un uomo che purtroppo fu vittima di un doppio gioco. Mentre Napoleone e il Kaiser erano già d’accordo, Hofer viene ancora rincuorato da Vienna a continuare la resistenza. E cosi incominciava la tragedia.
Hofer wusste vom Friedensschluss zwischen Napoleon und dem Kaiser und hat die Tiroler dennoch zu weiteren Kämpfen aufgehetzt. Wie erwartet wird er zum Tode verurteilt. In den Zeitungen in Österreich findet sich über seinen Tod kaum eine Zeile.
Dafür füllt eine andere Nachricht in jenen Tagen die Seiten: Napoleon heiratet Marie-Louise von Österreich, die Tochter des geliebten Kaisers Franz.
Doch die Geschichte nimmt einen anderen Lauf, denn die militärischen Misserfolge Napoleons häuften sich und so musste er 1814 abdanken. Tirol war wieder österreichisch geworden. Doch dieses Österreich missachtete jetzt die alte Tiroler Verfassung mit ihren Privilegien, ebenso wie vorher Bayern. Steuerdruck und Zentralismus wurden erhöht. Gegen all das hatte Hofer ja gekämpft. Ein schlechter Dank vom geliebten Kaiser.
Redet man von Anno neun denken viele an die glorreichen Siege am Berg Isel. Nur die wenigsten kennen aber die schreckliche Zeit danach, den Hunger, die Armut und den Polizeistaat unter Metternich. Dem Habsburger-Kaiser und seinem Kanzler war der aufkeimende Kult um den Volkshelden suspekt. Sie wollten ihn totschweigen, denn sie befürchteten, dass sich im Alpenland ein eigener Staat bilden könnte.
Drei Jahre nach der Hinrichtung Hofers ergriffen fünf Offiziere der Tiroler Kaiserjäger die Initiative, öffneten sein Grab in Mantua und brachten die Gebeine nach Innsbruck. Der Kaiser ließ die fünf eigenmächtigen Offiziere verhaften. Der Bevölkerung wurde das natürlich verschwiegen. Und um zu verhindern, dass am Grabe Hofers eine Kultstätte entsteht ließ der Staat ein betont schlichtes Grabmal setzen. Hofer sollte als Bauer und ja nicht als Aufständischer dargestellt werden. Im Kaiserreich gab es keinen Platz für Helden eines eigenständigen und unabhängigen Tirols.
Die Zeit verging und viele Jahre nach seinem Tod war Hofer doch zum Mythos geworden der von verschiedensten Seiten instrumentalisiert werden konnte: von den liberalen Studenten im Revolutionsjahr 1848, von den Katholiken gegen die Zillertaler Protestanten, von den deutschsprachigen Tirolern gegen die italienischsprachigen. Später waren es die Austrofaschisten und dann die Nationalsozialisten, selbst die Kommunisten versuchten 1947 sich Andreas Hofer neben Josef Stalin zum anti-imperialistischen Helden zu machen.
Der Höhepunkt der Verehrung wurde aber 1909 bei der 100-Jahr-Feier in Innsbruck erreicht. In Anwesenheit Kaiser Franz Josephs, wurde Hofer durch Habsburg ganz praktisch zum Regime-treuen Patrioten umfunktioniert. Selbst im 1. Weltkrieg blieb sein Andenken nicht verschont.
Da warb der Andre Hofer in einem „Propagandabrief“ aus dem Grab heraus für Kriegsanleihen und spende eine Goldkette samt Orden, die ihm vom Kaiser verliehen worden waren, für den Waffengang gegen den welschen Feind.
Während man andere Kämpfer für Freiheit, Recht und Volk verleugnete, passte Hofer viel besser in das Bild der Propagandamaschinerie. Er wurde zum gehorsamen Untertanen für „Gott-Kaiser-Vaterland“ und zur Symbolfigur eines Herrscherhauses das durch Patriotismus das auseinanderfallende Reich zusammenhalte wollte.
Umgekehrt wurde Michael Gaismair, der Führer der Bauernaufstände von 1526, welcher als „der“ soziale Tiroler Revolutionsheld in die Geschichte eingehen hätte können, aus aller Volkserinnerung verdrängt. In solch einem Umfeld kann sich kein Verständnis für soziale Gerechtigkeit oder ein direktdemokratisches Selbstverständnis wie im Schweizer Nachbarland entwickeln und das wird auch ein Grund sein wieso wir heute sind wo wir sind. Ohne eine „historisch“ soziale Landesordnung alla Gaismair auf die wir stolz sein könnten und ohne eine sozialdemokratische Alternative im Sinne Hans Dietls. Helden die für die Macht des Volkes stehen wurden nicht gewürdigt, sondern verleugnet.
Andreas Hofer war im Gedächtnis der Tiroler aber zu präsent als dass man ihn verleugnen hätte können. Der erzkatholische und patriotische Schützenkommandant galt als der Paradetiroler schlechthin, als Vorbild für Jung und Alt.
1814 il Tirolo diventa di nuovo austriaco. Ma quell’ Austria adesso ignorava la vecchia costituzione tirolese come in precedenza la occupazione Baviera. Ma contro tutto questo, Hofer aveva combattuto. Ma nell’Impero Austriaco non c’era posto per un Tirolo indipendente. 100 anni dopo è stato Kaiser Franz Josef che definiva Andreas Hofer come patriota per il regno.
Heute müssen wir jedoch achtsam sein und wissen welches Erbe Andreas Hofers, dass wir ehren wollen. Jenes des Aufstandes gegen die Volksunterdrückung oder jenes des durch die Propaganda im Nachhinein geschaffenen Nationalhelden.
Hofers letzter Wille war es sicher nicht auf die Eigenschaft „dem Kaiser treu bis in den Tod“ reduziert zu werden. Die Kritiker sehen ihn gerne als Taliban Tirols, als Tiroliban wenn ich das lieb gemeint etwas in lächerliche ziehen darf. Auf alle Fälle war er kein Heiliger, auch kein Fundamentalist, sondern ein Mensch. Er war einer von uns. Er war ein tapferer Kämpfer für die Unabhängigkeit, oder ein tragischer Held, wenn man so will. Einer der von Fanatikern wie Pater Haspinger manipuliert wurde, trotz Friedensschluss in den Kampf zog um am Ende auch mitverantwortlich für die vielen Gefallenen aus den eigenen Reihen war.
In der Mittelschule Laas wurden die Schüler letztes Jahr darum geben einige Zeilen über Andreas Hofer zu verfassen. Ich zitiere eine interessante weil einfache Feststellung der Schüler: „Der Andreas Hofer ist für mich ein Held, aber auch ein bisschen ein Dummkopf, weil er auf den Pater gehört hatte. Aber er hat vorher dreimal gegen Napoleon gewonnen und obwohl Andreas Hofer ein Held für mich ist, ist Krieg nie eine Lösung. Durch den Krieg verlieren viele Menschen ihr Zuhause und müssen für ein besseres Leben aus ihrem Land flüchten.“
Man merkt die Jugend sieht die Thematik zunehmend entspannt. Vielleicht erreichen wir noch eine Entkrampfung zwischen dem Bild des Volksheiligen und dem des Fanatikers. Dann hätten wir wirklich etwas aus der Geschichte gelernt. Zum Beispiel, dass es unser Ziel sein muss möglichst Selbstbestimmt zu leben, dass wir politisch eigenständige Lösungsmodelle für unsere Zukunft durchdenken müssen, dass wir unsere Entscheidungen nicht von Fanatikern beeinflussen lassen dürfen, weil der Krieg keine Sieger, sondern immer nur einen Verlierer kennt, das Volk.
Tuttavia, dobbiamo stare attenti a definire il patrimonio di Andreas Hofer. La resistenza contro la repressione del popolo o quello del mito del eroe nazionale, creato dalla propaganda. Tanti vedono nella Persona di Andreas Hofer la vecchia gloria tirolese. Glorioso è stato sicuramente il coraggio del Tirolo di affrontare la predominanza francese. Ma fino ad oggi la storia per il Tirolo non è andata avanti gloriosamente. La libertà non è ancora nostra. Un paese che ha tanto da commemorare e poco da festeggiare è un paese che nel suo sviluppo non è ancora completo.
Gerne sehen viele Tiroler in Andreas Hofer die alte Tiroler Glorie. Glorreich waren „vielleicht“ die gewonnenen Schlachten gegen die militärische Übermacht der Bayern und Franzosen. Glorreich war sicherlich der Mut der Tiroler sich dieser Übermacht in den Weg zu stellen. Doch glorreich ist diese Geschichte bis heute nicht zu Ende gegangen. Und wenn wir heute hier in Mantua Andreas Hofer ehren wollen, dann müssen wir uns fragen ob es Hofer recht wäre. Oder ob es ihm lieber wäre, wenn wir andere feierliche Stätten unserer Freiheitsgeschichte hätten. Ein Land das viel zu gedenken und wenig zu feiern hat ist ein Land dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.
Se davvero vogliamo onorare la memoria a Andreas Hofer, dobbiamo imparare dalla sua storia per trovare i percorsi che ci portano verso la autodeterminazione, in un paese in una Heimat indipendente.
Wenn wir das Andenken Hofers wirklich ehren wollen, dann müssen wir aus seiner Geschichte etwas lernen, um Wege zu finden die uns als selbstbestimmtes Volk, in eine unabhängige Heimat führen.
In Frieden für Freiheit und Unabhängigkeit – Schützen Heil!