GRIES/KLAUSEN – Am Mittwoch, den 1. Februar 2017, wurde Ehrenlandeskommandant Senator Dr. Karl Mitterdorfer unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen. Das Südtiroler Volk, dessen Wohl Sen. Mitterdorfer zeitlebens verpflichtet war und wofür er sich in seinen vielen Funktionen jahrzehntelang einsetzte, nahm bewegt Abschied von einem großen Volksvertreter der Tiroler Geschichte.
Viele Schützenkameraden, allen voran die Bundesfahne unter Führung von Bundesgeschäftsführer Major Dr. Florian von Ach, die Schützenkompanie „Major Josef Eisenstecken“ Gries, der Sen. Dr. Mitterdorfer bis zuletzt als aktives Mitglied angehörte, sowie aktive und ehemalige Politiker, hochrangige Vertreter des Südtiroler Kulturlebens, Freunde und Bekannte waren gekommen, um mit der Familie Abschied zu nehmen von einem Mann, dessen jahrzehntelanger Einsatz für Volk und Heimat unvergessen bleiben wird.
Die Grieser Stiftspfarrkirche war zum Bersten gefüllt. Dort hielt Pater Dr. Robert Gamper gemeinsam mit Abt Dr. Benno Malfèr den Trauergottesdienst. Pater Gamper würdigte in seiner Predigt den Verstorbenen als einen Mann, dem das Wohl des Südtiroler Volkes stets oberstes Anliegen war. Als Abgeordneter zur römischen Kammer und zum Senat, als jahrzehntelanger Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, als Mitbegründer und jahrzehntelanger Präsident des Südtiroler Kulturinstitutes, sowie als Präsident der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen war er an führender Stelle tätig, um unsere Heimat als Teil der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft zu erhalten. Prägend war für ihn das Kriegserlebnis, so P. Gamper: „Der Verstorbene meinte oft, er sei vom Herrn geführt, denn ansonsten hätte er niemals den Krieg so unbeschadet überstanden.“ Sen. Dr. Mitterdorfer diente im Zweiten Weltkrieg als Jagdflieger der deutschen Luftwaffe und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Zeitlebens blieb ihm die Liebe zur Fliegerei erhalten, sodass, so P. Gamper, sich Sen. Dr. Mitterdorfer „im Flieger sicherer als im Auto fühlte“. P. Gamper würdigte den Verstorbenen auch als gütigen und treusorgenden Ehemann und Familienvater, dessen Liebe der Musik galt.
Eine unübersehbare Menschenmenge drängte sich dann am Sarg, der von der Ehrenwache seiner Schützenkompanie „Major Josef Eisenstecken“ Gries flankiert war, um von Sen. Dr. Mitterdorfer Abschied zu nehmen.
Am Nachmittag folgte dann in Klausen, dessen Ehrenbürger Sen. Dr. Mitterdorfer war, die Verabschiedung vom Verstorbenen.
In seiner Grabrede würdigte Landeskommandant Elmar Thaler den Verstorbenen als einen großen Mann, der nicht zögerte, zu handeln, wenn es das Wohl des Volkes erforderte. „Wir warten nicht, wir starten!“ zitierte Landeskommandant Thaler aus dem bekannten „Fliegerlied“ von Hans Albers, denn dieses Motto stünde wie kein zweites für das Wirken von Sen. Dr. Mitterdorfer. Als ehemaliger Jagdflieger und zeitlebens begeisterter Flieger gab es für ihn kein Zaudern, als es galt, in schwierigsten Zeiten die Führung des Südtiroler Schützenbundes zu übernehmen. „Dass der Schützenbund seine ersten zehn Jahre überhaupt überlebt hat, daran hattest du maßgeblichen, ja vielleicht sogar den ausschlaggebenden Anteil“, so würdigte Thaler den Verstorbenen. Landeskommandant Thaler sprach wohl den vielen anwesenden Marketenderinnen und Schützenkameraden aus der Seele, als er meinte: „Lieber Karl, die Schützenkameraden sahen in dir nicht nur den bewährten und standhaften Volkstums-Politiker, sondern auch einen Kameraden mit der besonderen Begabung, Heimatliebe in größere, vor allem geschichtlich und kulturell geprägte Zusammenhänge einzuordnen. Dein hohes Ansehen als Abgeordneter in Rom, aber auch als Europa-Politiker, gründete darauf, dass es zu deinem Wesen gehörte, absolute Treue zu den Werten der Tiroler Heimat mit Weltoffenheit vereinen zu können. Und gerade diese Integrations- und Überzeugungsfähigkeit hat den Südtiroler Schützenbund nicht nur durch die Gefährdungen der stürmischen Sechzigerjahre geleitet, sondern ist uns auch heute noch Vermächtnis!“
Thaler schloss mit den Worten: „Schau auch von dort oben, wo du jetzt bist, auf unsere Heimat herab, und setzte dich für Sie ein, wie du es Zeit deines Lebens so vorbildlich getan hast!“
Anschließend schoss die Ehrenkompanie des Schützenbezirkes Brixen unter Hauptmann Hannes Rabensteiner eine Ehrensalve und es erklang die Weise vom „Guten Kameraden“.
Grabrede von Landeskommandant Elmar Thaler
Wir warten nicht, wir starten! Was immer auch geschieht,“ heißt es im Lied „Flieger, grüß mir die Sonne!“ von Hans Albers. Und so war auch dein Einsatz für die Heimat, für den Schützenbund, lieber Karl.
Auf der 2. Bundesgeneralversammlung des Südtiroler Schützenbundes, am 5. Februar 1961 wurdest du, der du damals bereits Abgeordneter zur Römischen Abgeordnetenkammer warst, einstimmig zum Landeskommandanten gewählt. Landeshauptmann Dr. Ing. Alois Pupp, der diese hohe Funktion seit der Gründung des Südtiroler Schützenbundes stand nicht mehr zur Verfügung.
Du hättest dir das gar nicht antun brauchen, du der hochdekorierte Luftwaffenoffizier – du musstest niemandem mehr etwas beweisen. Es ist dir nicht hoch genug anzurechnen, dass du damals den Schützenbund im Februar 1961 übernommen hattest. Man bedenke: Gustl Pardatscher, der Bundesgeschäftsführer war zu jener Zeit in Folge des Anschlags auf den Aluminiumduce in Waidbruck bereits eingesperrt, als Folge des sogenannten „Uniform“-Dekrets des Innenministers sollten im April des selben Jahres hatten viele Kompanien ihre Tätigkeit bereits einstellen. Und als am 11. Juni desselben Jahres die Feuernacht folgte, standen die Schützen vor dem endgültigen Aus. Und du mittendrinn, als frischgebackener Landeskommandant – Nicht umsonst warst du für Innenminister Scelba der gefährlichsten Mann Südtirols, für dich hatte er vor einem Vier-Augen-Gespräch in jener Zeit schon vorsorglich einen Rotkreuzwagen und eine Zelle in der römischen Haftanstalt ‚Regina Coeli’ reservieren lassen, so hatte er es dir in späteren Jahren einmal erzählt.
Eine aufrechte landesweite Kerngruppe, zu der auch du gehörtest, arbeitete in jenen Jahren im Verborgenen weiter, sodass gegen Ende der schweren Sechzigerjahre die 3. Bundesgeneralversammlung ins Bozner Waltherhaus einberufen und die weitere Aufbauarbeit am Schützenwesen wieder in Angriff genommen werden konnte. Dass der Schützenbund seine ersten zehn Jahre überhaupt überlebt hat, daran hattest du maßgeblichen, ja vielleicht sogar den ausschlaggebenden Anteil.
Lieber Karl, die Schützenkameraden sahen in dir nicht nur den bewährten und standhaften Volkstums-Politiker, sondern auch einen Kameraden mit der besonderen Begabung, Heimatliebe in größere, vor allem geschichtlich und kulturell geprägte Zusammenhänge einzuordnen. Dein hohes Ansehen als Abgeordneter in Rom, aber auch als Europa-Politiker, gründete darauf, dass es zu deinem Wesen gehörte, absolute Treue zu den Werten der Tiroler Heimat mit Weltoffenheit vereinen zu können. Und gerade diese Integrations- und Überzeugungsfähigkeit hat den Südtiroler Schützenbund nicht nur durch die Gefährdungen der stürmischen Sechzigerjahre geleitet, sondern ist uns auch heute noch Vermächtnis.
Das Lied von Hans Albers endet mit: „Es war einmal ein Flieger, der jeden Flug gewann, er flog um die Wette mit einem Hurrikan. Er flog mit fast vierhundert zur Milchstrasse empor, der Hurrikan der verlor.“
Wir, verehrter Ehrenlandeskommandant können nur mehr anfügen – schau auch von dort oben, wo du jetzt bist, auf unsere Heimat herab, und setzte dich für Sie ein, wie du es Zeit deines Lebens so vorbildlich getan hast.