BOZEN – „Dr. Karl Mitterdorfer hat unseren Verband in einer besonders schweren Zeit geführt, er war von 1961 bis 1984 Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes“, erinnert Landeskommandant Elmar Thaler anlässlich des Todes des Ehrenlandeskommandanten des Südtiroler Schützenbundes.
„Auch wenn er schon seit mehr als drei Jahrzehnten keine aktive Funktion mehr im Schützenwesen hatte, ist Karl Mitterdorfer Mitglied der Schützenkompanie Gries geblieben und hat immer noch reges Interesse am Schützenwesen gezeigt und dieses auch nach Kräften unterstützt. So hat er sowohl das Original als auch die spätere Replik der heutigen Bundesfahne aus eigener Tasche finanziert, bei gar einigen volkstumspolitischen Aktionen hat er bis vor einem Jahrzehnt immer noch sein politisches Schwergewicht im Interesse des Schützenbundes einzusetzen vermocht. Wir verlieren mit ihm einen Zeitzeugen, der sowohl die bitteren Jahre des Faschismus, der Option, des Krieges als auch den Wiederaufbau miterlebt hat.
Für Landeskommandant Elmar Thaler und die Südtiroler Schützen ist und bleibt Mitterdorfer, der seines Zeichens Ehrensenator der Universität Innsbruck sowie auch Abgeordneter in beiden Kammern des italienischen Parlaments war, ein Beispiel an Gutmütigkeit, Bescheidenheit und Offenherzigkeit.
Die Beerdigung erfolgt am Mittwoch, den 1. Februar 2017 um 14.30 Uhr ausgehend vom Pfarrplatz in Klausen. Die Schützen treffen sich dazu um 14.00 Uhr vor der Pfarrkirche in Klausen.
Dr. Bruno Hosp, Nachfolger von Dr. Karl Mitterdorfer in seinem Amt als Landeskommandant, erinnert sich in einem Gespräch mit dem SSB-Online Team:
„Auf der 2. Bundesgeneralversammlung des Südtiroler Schützenbundes im Bozner Lehrlingsheim am 5. Februar 1961 wurde er, damals bereits Abgeordneter zur Römischen Abgeordnetenkammer, einstimmig zum Landeskommandanten gewählt. Landeshauptmann Dr. Ing. Alois Pupp, der diese hohe Funktion seit der Gründung des Südtiroler Schützenbundes am 2. März 1958 innehatte, stand nicht mehr zur Verfügung. In den damals vorherrschenden heißen politischen Zeiten waren es landauf, landab gerade die Schützen, die von der Staatsgewalt – und nicht nur von dieser – zu Prügelknaben gemacht wurden. Als Folge des sogenannten „Uniform“-Dekrets des Innenministers vom 22. April 1961 haben viele Kompanien ihre Tätigkeit ruhen lassen, um erheblichen Strafandrohungen vorzubeugen. Eine aufrechte landesweite Kerngruppe jedoch, zu der auch Landeskommandant Mitterdorfer zählte, arbeitete im Verborgenen weiter, sodass gegen Ende der schweren Sechzigerjahre für den 26 .Mai 1968 die 3. Bundesgeneralversammlung ins Bozner Waltherhaus einberufen und die weitere Aufbauarbeit am Schützenwesen wieder in Angriff genommen werden konnte. Dr. Karl Mitterdorfer wurde bei diesem Anlass mit überwältigender Mehrheit als Landeskommandant bestätigt. Die Schützenkameraden sahen in ihm nicht nur den bewährten und standhaften Volkstums-Politiker, sondern auch einen Kameraden mit der besonderen Begabung, Heimatliebe in größere, vor allem geschichtlich und kulturell geprägte Zusammenhänge einzuordnen. Sein hohes Ansehen als Abgeordneter in Rom, aber auch als Europa-Politiker, gründete darauf, dass es zum Wesen Karl Mitterdorfers gehörte, absolute Treue zu den Werten der Tiroler Heimat mit Weltoffenheit vereinen zu können. Und gerade diese Integrations- und Überzeugungsfähigkeit hat den Südtiroler Schützenbund nicht nur durch die Gefährdungen der stürmischen Sechzigerjahre geleitet, sondern seinem klugen und nachhaltigen Rundumeinsatz ist es wohl auch zu verdanken, dass der Schützenbund in jenen Jahren von der aggressiven Staatsgewalt nicht völlig aufgelöst worden ist.
Bis zum Jahre 1984, ganze 23 Jahre lang, stand Dr. Karl Mitterdorfer in unruhigen Zeiten an der Spitze des Südtiroler Schützenbundes und seit diesem Jahr war er dessen Ehren-Landeskommandant sowie weiterhin aktives Mitglied seiner Heimatkompanie “Major Josef Eisenstecken“ Gries.“