BOZEN – Eine junge Süd-Tiroler Familie ist an den Südtiroler Schützenbund herangetreten mit der Bitte, einen Missstand an die Öffentlichkeit zu bringen. „Hier handelt es sich um eine ganz klare Verletzung der Pflicht zur Zweisprachigkeit in einer öffentlichen Einrichtung“, meint der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Mjr. Elmar Thaler und fordert die Politik auf, sich dieser Angelegenheit anzunehmen.
Der dreijährige Sohn der Familie musste 10 Tage auf der Kinderstation des Bozner Krankenhauses verbringen.
Ich war über den gesamten Zeitraum bei meinem Sohn. Die behandelnden Ärzte und das Personal waren sehr nett und kompetent. An der medizinischen Versorgung gibt es überhaupt nichts auszusetzen“, so die Mutter des kleinen Buben.
Eine Krankenhausschule bietet den Kindern und Jugendlichen auch während des stationären Aufenthaltes die Möglichkeit den schulischen Aktivitäten nachzugehen. Ebenso ist ein Kindergarten in der Abteilung untergebracht, in dem Kleinkinder spielen und sich die Zeit vertreiben können. Diesen Kindergarten haben auch der kleine Bub und dessen Mutter in den 10 Tagen des Aufenthalts des Öfteren besucht.
Betreut werden die Kinder in diesem Spielraum von einer netten Dame“, berichtet die Mutter des Jungen. „An und für sich ist diese Einrichtung ja eine gute Sache. Mutter und Kind können hier von der Krankheit und dem Krankenhausstress abschalten. Das Problem ist nur: Die Frau, die dort die Kinder betreut, spricht KEIN Wort Deutsch“.
Weil die Betreuerin der deutschen Sprache nicht mächtig war, konnte sie sich mit dem kleinen Buben nicht verständigen, weshalb die Mutter immer zum Dolmetschen dabei sein musste.
Um sich mit einem Dreijährigen zu unterhalten braucht man bestimmt nicht perfekt zweisprachig zu sein. Aber diese Frau zeigte auch keine Bemühungen beim Buch-Schauen oder beim Puzzle-Zusammenbauen einfachste, deutsche Wörter wie Baum, Vogel oder Katze zu verwenden! Was bitte soll mein deutschsprachiger Bub beim Bilderbuchschauen auf die Frage „Vedi il gatto“ antworten?“, schimpft der erzürnte Vater des Jungen, der bei einigen Kindergartenbesuchen den Buben begleitet hat. „Für einfachste Berufe im öffentlichen Bereich braucht es in Süd-Tirol einen Zweisprachigkeitsnachweis. Wir verstehen deshalb nicht, dass eine Betreuerin von Kindern in einem öffentlichen Krankenhaus nur der italienischen Sprache mächtig zu sein scheint! Wie ist so etwas überhaupt möglich?“, wundern sich die Eltern des Jungen.
Selbstverständlich ist sich der Südtiroler Schützenbund bewusst, dass es sich beim Kindergarten des Bozner Krankenhauses um eine Sektion der italienischen Kindergartendirektion Brixen handelt. Aber zumal in diesem Krankenhaus ja nicht nur italienische, sondern auch deutschsprachige Kinder aus sämtlichen Landesteilen behandelt werden, wäre es wohl mehr als angebracht, dass die Betreuerin beide Landessprachen beherrscht.
Im konkreten Fall bleibt es den Eltern jedenfalls fraglich, warum die Erzieherin gerade in diesem Umfeld so wenig Bemühung zeigte, dem kleinen Patienten in seiner Muttersprache zu begegnen.
Der Südtiroler Schützenbund appelliert an die Verantwortlichen im Südtiroler Sanitätsbetrieb – insbesondere aber an die Südtiroler Landesregierung – dafür Sorge zu tragen, dass das Krankenhauspersonal zweisprachig sein muss.
Es ist erstaunlich, dass die Süd-Tiroler, trotz der bereits bestehenden Gesetze, ihr Recht auf Gebrauch der deutschen Muttersprache immer wieder ausdrücklich einfordern müssten“, ist Landeskommandant Thaler verwundert. „Eigentlich wäre es die Aufgabe der Landespolitik, den wichtigsten Grundpfeiler unserer Autonomie, nämlich den Gebrauch der Muttersprache, ausnahmslos und ohne Wenn und Aber zu garantieren, damit nicht deutschsprachige Süd-Tiroler, in diesem Fall auch noch Kinder, diskriminiert werden“, schließt Thaler.