TIROL – Von alters her waren die Menschen von der Herbergsuche berührt. Jeder kann die Verzweiflung des Josef nachvollziehen, der in Betlehem Quartier für die hochschwangere Maria suchte und keines fand. Niemand wollte oder konnte ihnen einen Platz geben. Die Geburt Jesu geschah also in einem Stall, „weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2, 7b).
Viele Weihnachtsspiele und -lieder lassen diesen halben Satz aus dem Lukasevangelium anschaulich und lebendig werden.
Weihnachten ist aber nicht nur ein historisches Ereignis, nichts Vergangenes. Weihnachten geschieht im Hier und Jetzt. Weihnachten zu feiern bedeutet, Jesus und seine Botschaft in meinem persönlichen Leben wieder und wieder Mensch werden lassen – jetzt am Ende des Jahres 2016 hier in Tirol.
In Jesus Christus wird uns Gott geboren. In ihm wird Gott Mensch – jetzt am Ende des Jahres 2016 hier in Tirol.
In Jesus Christus wird der Glaube an den einen Gott, an das ewige Leben, an den Beistand, den Heiligen Geist, konkret greifbar – jetzt am Ende des Jahres 2016 hier in Tirol.
Auch die Herbergsuche war demnach nicht nur die verzweifelte Suche des Josef nach einem Quartier für Maria und Jesus. Denn wie die Herberge in Betlehem ist unser Terminkalender voll, unser Herz belegt mit anderen Gästen: Es passt grad nicht. Etwas später vielleicht. Nach der Saison. Nach dem Urlaub. Wenn dann einmal Kinder da sind. Ich will erst noch etwas erleben. Wenn ich dann in Pension bin. Nach dem Schifahren. Nach dem Fußballspiel. Wenn die Kinder größer sind. Wenn die Wirtschaftskrise überwunden ist…
Der Glauben an Gott scheint zwischendurch etwas ganz Nettes zu sein, aber er darf den Ablauf unseres Alltages nicht stören, darf unsere Pläne nicht durchkreuzen.
Papst Benedikt XVI. hat den 50. Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils zum Anlass genommen, ein „Jahr des Glaubens“ auszurufen. Dieses „Jahr des Glaubens“ soll „Türöffner für Christus“ sein.
Gott ist auf der Suche nach einem Menschen hier und jetzt, in dem Jesus wiedergeboren werden kann, in dem Glauben konkret und spürbar wird. Ähnlich wie der alte griechische Philosoph Diogenes (+ 323 v.Chr.), von dem berichtet wird, er sei mit einer Laterne in der Hand am hellichten Tage auf dem Marktplatz von Athen umhergegangen und habe den Menschen mit dieser Laterne ins Gesicht geleuchtet mit dem Hinweis: „Ich suche einen Menschen“.
So zieht auch Gott von Haus zu Haus, von Mensch zu Mensch, auf der Suche Quartier für sein Licht. Gott selber wurde zum Licht für uns: zum Licht der Weisheit, zur Orientierung, zur leuchtenden Liebe. Er leuchtet uns ins Gesicht. Er spricht uns an. Er klopft an die Tür unseres Herzens. Er sucht Quartier in unserem Leben.
Öffnen wir die Tür unseres Herzens für Gott – Entdecken wir den Glauben neu – Geben wir dem Glauben unser Gesicht – Feiern wir den Glauben. Denn Herbergsuche ist hier und jetzt.
P. Christoph Waldner OT
Landeskurat