TIROL – Es ist noch gar nicht so lange her, dass auf den Bergen unserer Heimat Krieg war. Unerbittlich wurde gekämpft, viele Soldaten kamen ums Leben. Nicht immer waren es die Kampfhandlungen, denen sie zum Opfer fielen, oft waren es auch die Entbehrungen des Alltags, Lawinen, Kälte und die mangelnde Ausrüstung, die in diesen hochalpinen Regionen hohen Blutzoll forderten.
Wir, die die Gnade der späten Geburt haben, sollten dankbar dafür sein, dass seit mehr als 60 Jahren in Europa Frieden herrscht. Dies setzt aber auch voraus, dass wir um die Umstände wissen, welche unsere Heimat zum Kriegsschauplatz gemacht haben. Und dass wir uns dafür einsetzen, dass Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Krieg niemals mehr eine Chance bekommen. Dazu wollen wir das Gedenken im Jahr 2015 nützen“, so die Landeskommandanten Elmar Thaler, Fritz Tiefenthaler und Paolo Dalprà.
Tirol gedenkt der Opfer des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Dabei steht das Jahr 2015 ganz im Zeichen der Erinnerung an die gefallenen Tiroler Standschützen. Der Bund der Tiroler Schützenkompanien, der Südtiroler Schützenbund und der Welschtiroler Schützenbund gedenken exakt 100 Jahre später mit insgesamt 75 Stahlkreuzen, die entlang der ehemaligen Frontlinie errichtet wurden, eben jener gefallenen Standschützen. Die Gedenkkreuze wurden am 18. April 2015 am Waltherplatz in Bozen, im Rahmen einer Heiligen Messe, feierlich gesegnet. Schützen-Marketenderinnen aus ganz Tirol fungierten dabei als Patinnen.
Aufstellung der Kreuze mit Feldmessen und Gedenkwanderungen
Am vergangenen Wochenende wurden nun landesweit – in Welsch- und Südtirol, als auch im Bundesland Tirol – die 75 Gedenkkreuze aufgestellt, die im Rahmen des Projektes “An der Front” an den Ersten Weltkrieg mahnen. Die Tiroler Standschützen waren seit dem 15. und 16. Jahrhundert bestehende Schützengilden und Schützenkompanien, die immer wieder in kriegerische Handlungen innerhalb der Grenzen Tirols eingriffen. Um ein Standschütze zu sein, musste man Angehöriger eines Schützenstandes sein, bei dem man einrolliert war, womit man sich gleichzeitig zum freiwilligen, militärischen Schutz des Landes Tirol verpflichtete.
Gemeinschaftsprojekt der Tiroler Schützen: „Geschichte greifbar machen!“
Das Ziel dieses Gemeinschaftsprojektes aller drei Schützenbünde war und ist, der Tiroler Standschützen würdig zu gedenken. Für die Gesamtkoordination zeichnete der Bundesbildungsoffizier, Major Hartwig Röck verantwortlich: „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Tiroler Schützen und wir wollen damit die gemeinsame Geschichte greifbar machen!“
Der Landeskommandant des Bundes der Tiroler Schützenkompanien, Major Fritz Tiefenthaler, freut sich über den erfolgreichen Abschluss dieser gemeinsamen und vor allem gesamthaften Initiative: „Wir Tiroler Schützen haben mit diesem Projekt ein sichtbares Zeichen gesetzt, wie sich Erinnerung, Versöhnung und Glaube an die Zukunft verbinden lassen.“
Landesweite Aufstellung der Gedenkkreuze entlang der ehemaligen Frontlinie
Die Gedenkkreuze wurden nun am 8. und 9. August 2015, in einer landesweiten Aktion, entlang der damaligen Frontlinie von rund 400 Kilometern – vom Stilfser Joch bis zum Hochspitz am Karnischen Kamm – aufgestellt. Diese Geländepunkte repräsentieren die vordersten Linien, Erstbegräbnisstätten, Hilfsplätze, Verkehrsknoten, Warenlager und Sammelplätze – wichtige Örtlichkeiten, wo Tirols Standschützen im Einsatz waren. An diesen Plätzen wurden nun die aus Corten-Stahl gefertigten 75 Kreuze als äußeres Zeichen errichtet.
Die Landeskommandanten danken allen Beteiligten und unterstreichen ihr besonderes Engagement für das Tiroler Schützenwesen: „Mit Ernsthaftigkeit und Leidenschaft haben sich die Tiroler Schützen der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg angenommen, mit wachem Auge auf das, was geschehen ist, und gleichzeitig mit einem offenen Blick in die Zukunft.“