„Geat nit – gib’s nit!“ – Gemeinsam „Pugglen für die Heimat“
AUER – Die Fahne auf Castelfeder gesegnet und gehisst! Es konnte also losgehen mit dem VI. Bezirksfest des Schützenbezirkes Süd-Tiroler Unterland! Auer zeigte sich am Samstag bereits als guter Gastgeber für die Jungschützen, welche zum 26. Tiroler Jungschützenschießen gekommen waren. Der Samstagabend stand dann ganz im Zeichen des Großen Österreichischen Zapfenstreichs, zur Aufführung desselben sich die Aurer Kompanie, die Ehrenkompanie Ladins de Fasha und mehrere Abordnungen zusammenfanden. Musikalisch sorgte die Musikkapelle Margreid für eine exakte und saubere Aufführung diesen, für große Schützenveranstaltungen zum Pflichtprogramm gehörenden, stets großartigen Moments.
Der Große Österreichische Zapfenstreich ist immer ein emotionaler Höhepunkt eines Schützenfestes und ein klares Zeichen der Verbundenheit zu unserem Vaterland Österreich! Die Aufführung desselben auf Schloss Baumgarten war ein gelungener Auftakt für das VI. Bezirksfest.
Die Böllerkrachen waren weithin zu hören und voller Vorfreude auf den großen Festtag trafen Sonntagmorgens nach und nach mehrere Kompanien und Abordnungen aus ganz Tirol in Auer ein. Die austragende Kompanie Auer, welche mit Kameraden ihrer Freundeskompanie Pradl eine Gesamttiroler Formation bildete, die Ehrenkompanie der „Straubschützen“ aus Hall, Abordnungen aus dem nördlichen Tirol, aus Welschtirol sowie der Bezirke Vinschgau, Burggrafenamt/Passeier, Bozen und Pustertal haben sich ebenfalls im Unterland zusammengetroffen, um gemeinsam mit dem Schützenbezirk Süd-Tiroler Unterland, welcher mit allen Kompanien anwesend war, dieses Jubelfest feierte.
Nach erfolgter Aufstellung meldete Bezirksmajor Jürgen Werth Landeskommandant Elmar Thaler und dem Aurer Bürgermeister Roland Pichler die angetreten Formationen, welche anschließen abgeschritten wurden. Der Festzug machte sich auf den Weg zum Aurer Hauptplatz, wo alles für den Festakt vorbereitet war.
Noch vor der Hl. Messe erfolgten die Begrüßung und die einleitenden Worte von Bezirksmajor Jürgen Werth. Namentlich begrüßte er Hochw. Herrn Peter Hofmann, den Abgeordneten zum Südtiroler Landtag Oswald Schiefer, den Aurer Bürgermeister Roland Pichler, den Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Unterland Überetsch Edmund Lanziner, die Musikkapelle Auer, die Ehrenkompanie Stadtschützenkompanie „Mjr. Ignaz Straub“ Hall, vom Südtiroler Schützenbund Landeskommandant Mjr. Elmar Thaler, den Bundeskassier Mjr. Franz-Josef Roner, den Medienreferenten Mjr. Efrem Oberlechner und den Bundesjungschützenreferenten Mjr. Werner Oberhollenzer sowie Festredner und Schützenleutnant Günther Heidegger aus Kaltern. Ein Willkommensgruß und gleichzeitig auch Dank ging an alle, die den Bezirk finanziell sowohl für die Festschrift als auch für die Ausstellung unterstützt hatten.
In seinen einführenden Worten erinnerte der Bezirksmajor an die letzten Monate, welche besonders intensiv waren. „… Denn das was die Bezirksleitung mit der Mithilfe einiger weniger in diesen letzten paar Monaten geleistet hat ist schier unglaublich. Neben der genannten Festschrift, der Organisation des Bezirksfestes und des Gesamttiroler Jungschützenschießens, wurde eine aufwendige Ausstellung erfolgreich eröffnet und auch noch das Projekt „Tiroler Fahne auf Castelfeder“ umgesetzt…“
Auch die Lostrennung vom großen Bezirks Bozen-Unterland sprach Major Werth an: „… 25 Jahre ist unser Bezirk nun unabhängig, und unsere Bozner Kameraden mögen es mir nicht für übel nehmen: es geht uns gut dabei. Es herrscht wahrlich ein sehr gutes Nebeneinander der beiden Bezirke. Und so ein Nebeneinander wünsche ich mir für unser Land Südtirol mit Italien. Italien ist ein Staat den wir nie gewollt haben und zu dem wir nicht dazugehören wollen. …“
In seinen Schlussworten ging er kurz auf die politische Entwicklung Schottlands in letzter Zeit ein und schloss seine Worte indem er gekonnt Parallelen zu Südtirol zog: „… Die Schotten sind auf dem richtigen Weg. Was heißt das für uns? Wir sollten es den Schotten gleich tun, niemals aufgeben und immer daran glauben, und uns, für ein freies und unabhängiges Südtirol einsetzten. Ganz nach unserem Unterlandler Leitspruch: Geat nit, gib’s nit!…“
Nach der Begrüßung folgten die Grußworte vom Aurer Schützenhauptmann Martin Feichter, welcher neben der Begrüßung auch ein großes Vergelt’s Gott den verschiedenen Aurer Vereinen aussprach, welche tatkräftig der Ortskompanie unter die Arme gegriffen haben. Ohne diesen Zusammenhalt und diese Mithilfe wäre so ein Fest nicht zu meistern!
Ein Grußwort der besonderen Art überbrachte Landeskommandant Elmar Thaler, selbst Unterlandler und somit mit den Gegebenheiten und Besonderheiten des Bezirks bestens vertraut. „Puggeln für die Heimat“ nach diesem Leitspruch hat der Schützenbezirk Süd-Tiroler Unterland in den letzten Monaten gewirkt. Unzählige Stunden des Einsatzes und der Arbeit für die Heimat für die angesprochenen Projekte und Veranstaltungen! Genau dieses „Puggeln“ für die Heimat brauchen es, so kann man weiter kommen und den gemeinsamen Zielen näher kommen. Der Bezirk Süd-Tiroler Unterland sei hierbei ein Vorbild!
Der Aurer Bürgermeister Roland Pichler bedankte sich dafür, dass dieses Bezirksschützenfest in Auer abgehalten werden konnte. Ebenso für die Organisation und Abhaltung der Sonderausstellung „Zwischen Mythos und Realität“. Er zeigte sich erfreut über die reibungslosen Ablauf und die tolle Arbeit, welche der Schützenbezirk und die Ortskompanie leisten und wünschte noch allen Anwesenden schöne Stunden in Auer.
Pünktlich um 10 Uhr begann Hochwürden Pfarrer Peter Hofmann mit der Hl. Messe. Nach dem Evangelium feuerte die Ehrenkompanie Hall ihre erste Ehrensalve ab. In der Predig sprach Pfarrer Hofmann auch persönliche Erinnerungen an seine Zeit in Buchenstein am Fuße des Col di Lana an und gedachte dabei auch an die Zeit vor 100 Jahren.
Nach der Heiligen Messe folgte die Heldenehrung von Lt. Lukas Varesco, der kurz zurückblicke und dem es gelang, in seinen Ausführungen an die Opfer der Freiheitskämpfer von Anno 09 über die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, den Opfern des Zweiten Weltkrieges bis hin zu den Opfern der Freiheitskämpfer der 50er und 60er Jahre zu erinnern.
Zum Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren sagte Varesco: „… Gerade das Süd-Tiroler Unterland mit seinen beiden Standschützen-Bataillonen Auer und Kaltern war aufgrund seiner Grenznähe in die Wirren und Querelen des großen Krieges in Fels und Eis unmittelbar involviert…“
Der junge Schützenleutnant aus Montan beendete die Heldenehrung mit den Worten „… All die Toten, die wir heute erwähnt haben, verdienen es, dass wir immer wieder innehalten und an sie denken. Dabei geht es nicht um Heldenglorifizierung, vielmehr geht es darum, aus der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen und danach zu handeln. Tirol braucht heute vielleicht mehr denn je Menschen, die sich trauen, selbstbewusst ihre Stimme zu erheben – Für ein unabhängiges, friedliches und starkes Land. Lassen wir all die Opfer nicht umsonst gewesen sein… „
Die Festrede hielt Günther Heidegger, Leutnant der Schützenkompanie Kaltern und kein Unbekannter sowohl in Schützenkreise als auch in Südtirol generell. In seinen Ausführungen ging Heidegger auf die Jubelfeier des Bezirkes ein und fand auch ein paar mahnende Worte für manche Zeitgenossen: „…Geburtstage sind nicht nur ein guter Grund zum Feiern, sondern auch eine gute Gelegenheit zurück, aber auch nach vorne zu blicken. Wir Schützen tun dies oft und gerne. Viel zu oft stimmen wir dabei aber nur Schwanengesänge an. Anstatt – so stolz wie wir heute hier her marschiert sind, mit hoch erhobenen Hauptes – in dieses prachtvolle Land hinauszuschauen. Zufrieden, aber auch mit Demut, Danke zu sagen, für unsere wunderschöne Heimat, für ein Leben, um das uns Millionen beneiden. Und mit diesem Stolz werden wir auch weiter für unsere Rechte einstehen. Werden wir weiter unser Brauchtum, unsere Kultur leben. Italien hat es in 100 Jahren nicht geschafft, aus uns Italiener zu machen. Und Italien wird es auch in den nächsten 100 Jahren nicht schaffen!“
Heidegger weiter: „…Und wir Schützen brauchen dafür keine Parteipolitik, keine Umfragen, keine Selbsttests und erst recht keine Leute aus den eigenen Reihen, die einem aufrechnen wollen, wer die besseren Patrioten sind. Für einen Schützen kann es nur ein Bekenntnis geben: das Bekenntnis zu einem einzigen, zu einem geeinten Tirol….“
Heidegger meinte, es sei oft nicht mehr ‚In‘ Tiroler zu sein und ein klares Bekenntnis zum Vaterland Österreich abzugeben. Selbiges gilt auch für den Glauben. Aber früher oder später komme jeder auf einen Punkt: „…Irgendwann kommt jeder drauf – der eine früher, der andere später – woher er tatsächlich kommt, wer er wirklich ist…“ Ein kritisches Wort fand der Kalterer Schützenleutnant auch für manche Politiker: „…Ich gebe gerne zu. Bei vielen ist das nur schwer vorstellbar. Auch bei vielen unserer Politiker. Auch bei jenen, die sich gerne hinstellen und in Sonntagsreden von der Europaregion reden. Im wirklichen Leben aber wenig oder gar nichts dafür tun…“
Die Schützen seien die einzigen, die konkret diese Europaregion leben und dahingehend auch Vorbild für andere sind. Heidegger meinte: „…Und wenn wir uns in 25 Jahren zum 50. Geburtstag des Schützenbezirkes Südtiroler Unterland hier treffen werden, dann haben wir alle einen Europäischen Pass in der Tasche. Aber – und das ist noch wichtiger – immer noch unsere Heimat im Herzen. Und bis dahin werden wir Schützen weiter das Gewissen, aber auch das wachsame Auge dieses Landes sein!…“
Vor Abmarsch der Formationen war es dem Bezirksmajor Jürgen Werth ein Anliegen noch ein paar Worte des Dankes auszusprechen. Er schloss seine Dankesansprache mit den Worten: „…meine Freunde aus nah und fern, genießt ein paar gemütliche Stunden hier im Unterland. Feiert mit uns und stoßt mit uns an: Auf das, was uns die Zukunft bringen wird, für eine vielleicht bald freie Heimat, ganz nach unserem Motto: „Geat nit – Gibs nit“!“
Nach der Landeshymne folgte der Festzug durch die historischen Gassen des Aurer Oberdorfes und nach der Defilierung fanden sich alle Abordnungen und Kompanie sowie viele Besucher aus nah und fern am Festplatz ein und das VI. Bezirksfest des Schützenbezirkes Süd-Tiroler Unterland nahmen in geselliger und kameradschaftliche Runde seinen Lauf bis es dann am späten Abend beendet wurde.
Der Schützenbezirks Süd-Tiroler Unterland hat in den letzten Monaten wahrlich großartiges geleistet! Alle Projekte, Ausstellung, Festschrift, Fahnenstange auf Castelfeder, Bezirksfest usw. wurden bis in kleinste Detail geplant und mit viel Sinn und Gespür für Details durch- und ausgeführt. Diese „Puggeln für die Heimat“, wie es Landeskommandant Thaler treffend formuliert hat, es hat sich ausgezahlt.
Dieses Arbeiten und Wirken für die Heimat sind jedoch nicht ein Schlusspunkt, denn dieser unermüdliche Einsatz des Schützenbezirk ist gleichzeitig auch Motivation für viele, auch in Zukunft weiter zu „Puggeln“, stets dem Leispruch des Bezirks Süd-Tiroler Unterland folgend: „Geat nit – gib’s nit!“.