AUER – Der Schützenbezirk Süd-Tiroler Unterland nahm die Feierlichkeiten zu seinem 25-jährigen Bestehen zum Anlass, ein kleines Zeichen der Heimatverbundenheit zu setzen. Der sagenumwobene Porphyrhügel Castelfeder wurde als historisch bedeutender Ort im Süd-Tiroler Unterland zur Errichtung einer Fahnenstange zur ganzjährigen Beflaggung gewählt.
Castelfeder erhebt sich zwischen den Dörfern des Unterlandes und verbindet diese, bietet einen magischen Ausblick über das Unterland bis hin zur Salurner Klause und wird aufgrund seiner submediterranen Vegetation nicht umsonst „die Arkadien Tirols“ genannt. Doch Castelfeder ist für die Bewohner im Unterland auch ein Ort des Gedenkens an ein weniger freudvolles Kapitel der jüngeren Süd-Tiroler Zeitgeschichte. Mit der Kundgebung von 1946 fand dort ein für das Unterland einschneidendes Ereignis statt.
Während Mitte der 1940er Jahre landauf und landab verschiedene Kundgebungen organisiert und Unterschriften für die Selbstbestimmung Süd-Tirols gesammelt wurden, hatte das Süd-Tiroler Unterland zuvor noch eine ganz andere Hürde zu bewältigen. Nach der unrechtsmäßigen Annexion Süd-Tirols durch Italien wurde im Jahr 1927 mittels Gesetzesdekret die Provinz Bozen errichtet und die Südgrenze bei Leifers und nicht bei der Sprachgrenze unterhalb von Salurn gezogen. Somit gehörte das Unterland zur Provinz Trient. Nach mehrfachen Verboten von Kundgebungen im Unterland durch den Präfekten von Trient gelang es dem SVP-Bezirk am 30. Mai 1946 eine Protestkundgebung auf Castelfeder abzuhalten. Trotz des strömenden Regens war der Zulauf von Unterlandlern sehr groß. Alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten wurden mobilisiert und waren bei der Veranstaltung zahlreich vertreten. Bedeutende Vertreter der Unterlandler Gesellschaft, unter anderem Dr. Toni Ebner, Josef Geier und Hans Tiefenbrunner ergriffen das Wort und forderten lautstark die Rückführung des Unterlandes zu Süd-Tirol. Am Ende der Kundgebung wurde einstimmig eine Resolution verabschiedet, die mit den Worten schloss:
Wir Bewohner von Aldein, Altrei, Auer, Branzoll, Kurtatsch, Margreid, Montan, Neumarkt, Salurn, Tramin und Truden erheben daher unsere Stimme und erneuern unsere Forderung (…): Das Land nordwärts von Salurn ist tirolisches Land. Wir sind seit Jahrhunderten Tiroler und gehören zu unseren Brüdern von Bozen, Brixen und Meran. Wir lassen uns nicht trennen; in guten wie in bösen Tagen wollen wir in unlösbarer Verbundenheit das gleiche Los teilen. Das Unterland zu Bozen, Südtirol den Südtirolern!“
Das Unterland kam im Zuge der Verabschiedung des 1. Autonomiestatutes im Jahr 1948 zur Provinz Bozen zurück.
Die Beflaggung dieses geschichtsträchtigen Ortes, dessen Verantwortung im feierlichen Rahmen von der Bezirksleitung an die Schützenkompanie Montan übertragen wurde, ist nun weit über das Unterland hin sichtbar und nimmt neben den bereits bestehenden Fahnen auf der Haderburg und der Leuchtenburg einen ganz besonderen Stellenwert ein.
Die flatternde Tiroler Fahne soll alle Menschen, den Fremden, den Durchreisenden, den hier Lebenden erfreuen und willkommen heißen und sie soll Zeugnis ablegen von der Liebe der Unterlandler zur ihrer Heimat Tirol.
Am Samstag, 16. Mai 2015 wird anlässlich des Bezirksschützenfestes die Fahne feierlich gesegnet und erstmals an diesem geschichtsträchtigen Ort gehisst!