NEUSTIFT IM STUBAITAL – Josef Almberger wurde am 14. Februar 2015 in Neustift im Stubaital beerdigt. Er war ein Südtiroler Freiheitskämpfer der ersten Stunde. Wohl auch ihm ist es zu verdanken, dass es im südlichen Teil Tirols die deutsche und ladinische Volksgruppe überhaupt noch gibt. Denn ohne die Freiheitskämpfer der 1960er Jahre wäre es wohl nie zum zweiten Autonomiestatut gekommen. Diesem haben es die Südtiroler zu verdanken, dass sie sich gegen einen fremden Staat bis heute behaupten konnten.
Die Familienangehörigen, ehemaligen Freiheitskämpfer, die Dorfbevölkerung aber auch viele andere Tiroler – die Almbergers Leistungen in den 60er Jahren zu würdigen wussten – haben sich von Sepp verabschiedet.
Flucht aus Südtirol
In der Pfarrkirche zu Neustift im Stubaital wurde von ihm erzählt: „Sepp wurde am 22. März 1928 in St. Leonhard in Passeiertal geboren. Schon in jungen Jahren durfte er seine Frau Martha kennen und lieben lernen. Gemeinsam bauten sie in St. Leonhard in Passeier ein Kino und eine Tischlerei auf. Sepp musste dann wegen der politischen Unruhen 1960 sein geliebtes Heimatland mit seiner Frau und den drei Kindern verlassen. Er flüchtete in den nördlichen Teil Tirols. Dort musste er von ganz Neuem beginnen.“
Würdiger Abschied
Tief berührt waren die Beerdigungsteilnehmer von einem eigens komponierten Lied für Sepp, welches ein Ziehharmonikaspieler gekonnt vorgetragen hatte. Darin hörte man deutlich heraus, dass der ehemalige Freiheitskämpfer ein außergewöhnlicher Mann mit viel Sinn für Gerechtigkeit und einer großen Liebe zu seiner Heimat und Familie gewesen sein musste.
Gruß aus der Heimat
Auch eine Fahnenabordnung der Schützenkompanie St. Leonhard aus seinem Geburtstal Passeier war vor Ort, um dem „Kanonensepp“ – wie er liebevoll von allen genannt wurde – die letzte Ehre zu erweisen. Er war vor 50 Jahren Mitglied der Schützenkompanie St. Leonhard. Böllerschüsse und ein Abschiedslied einer Bläsergruppe begleiteten ihn auf seinem letzten Weg in den Himmel.
Freiheitskämpfer Almberger
Nur sehr selten hat der „Kanonen Sepp“ konkret von den 1960er Jahren gesprochen. Meist waren es Andeutungen, die den hellhörigen Zuhörer auf Sepps Vorgeschichte aufmerksam gemacht haben. Journalisten hat er prinzipiell abgewimmelt, deshalb ist über seine Aktivität in den 1960er Jahren kaum etwas bekannt. Er gehört zu jenen Aktivisten, deren Namen so gut wie nirgends aufscheint, die praktisch unbekannt geblieben sind. Seiner Überzeugung für Gesamttirol ist er zeitlebens treu geblieben.
Was nun offen gesagt werden kann: Almberger war einer der drei Beteiligten, der im Unternehmen „De Rosa“ in den 60er Jahren mit dabei war.
Vergeltungsaktion „De Rosa“
So teilt der Südtiroler Heimatbund mit: „Als bekannt wurde, dass in den Carabinierikasernen menschenrechtswidrig brutal gefoltert wurde, forderte dies eine Reaktion der geflüchteten Freiheitskämpfer geradezu heraus. Der Ultner Bernhard Unterholzner wird im Auftrag des Carabinierihautmanns De Rosa nach seiner Verhaftung schwer gefoltert. Drei Tage darauf starten Sepp Almberger, Jörg Klotz und Peter Kienesberger eine Vergeltungsaktion!“ In einer Aktion griffen die drei Freiheitskämpfer mit Maschinengewehren eine Streife der Carabinieri in Passeier an.“
Kein Blutbad
„Dass auch bei diesem „Einsatz“ über zwei Meter über den Köpfen der Soldaten gefeuert wurde, zeigt, dass es den Freiheitskämpfern nicht ums morden ging. Wie leicht hätte der im Krieg ausgebildete Scharfschütze Klotz ein Blutbad anrichten können. Er wollte aber keine Toten!“, weiß der Südtiroler Heimatbund zu berichten.