LANA – hunderte Schützen gedachten am Sonntag, den 23. November 2014 des 53. Todestags von Franz Höfler in Lana. Dazu geladen hatte die Schützenkompanie „Franz Höfler“ Lana, deren erster Oberjäger nach der Wiedergründung (1958) Franz Höfler war. Franz Höfler verstarb in der Nacht auf den 23. November 1961 in italienischer Untersuchungshaft aufgrund der erlittenen Folterungen.
Schützen aus dem ganzen Land, eine Abordnung aus Aschau in Bayern sowie die Partnerkompanie der Schützenkompanie Franz-Höfler Lana aus Rinn und zahlreiche Zivilpersonen nahmen an der Feier teil. Gekommen waren u. a. Mitglieder der Familie Höfler, die Landtagsabgeordnete Eva Klotz, Mitglieder der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes, darunter LKdt.-Stv. Heinrich Seyr, BzMjr. Andreas Leiter Reber, BzMjr. Peter Kaserer, Bundesmarketenderin Verena Geier und Mjr. Efrem Oberlechner sowie E-LKdt. Paul Bacher.
Nach dem Einmarsch mit anschließender Heiliger Messe in der Pfarrkirche mit musikalischer Begleitung der Bürgerkapelle Lana beteten die Versammelten am Grab des Freiheitskämpfers mit Pater Alexander Pixner.
Dann ergriff Mjr. Peter Kaserer das Wort (weiter unten seine vollinhaltliche Gedenkrede).
Nach dem Abschießen einer Ehrensalve durch der Lananer Schützenkompanie klang die Gedenkfeier mit einer Kranzniederlegung und der Tiroler Landeshymne aus.
Gedenkrede von Peter Kaserer, Major der Vinschger Schützen
Hier auf diesem Friedhof wurde schon viel über das Leben und Sterben von Franz Höfler berichtet. Über die Gründe, die ihn zu seinem Handeln bewegt haben und über die Umstände die schließlich zu seinem Tod geführt haben. Was ist uns aber vom Leben Franz Höflers geblieben? Was können wir heute noch damit anfangen und wohin führen uns diese Überlegungen?
Viele von uns sind erst Jahrzehnte nach der Feuernacht geboren. Wir kennen diesen Teil der Geschichte höchstens aus Büchern, Erzählungen oder Dokumentationen. Aber, wir sind uns dieser Geschichte bewusst, sonst wären wir heute nicht hier.
Wenn wir an Franz Höfler denken, dann sicher an seinen Mut und an seinen Widerstand gegen die Ungerechtigkeit. Es ist, als würde er damit zu uns sagen: „Lasst euch nicht alles gefallen. Habt Mut, wehrt euch, kämpft um euer Recht und was euer Recht ist, bestimmt ihr und niemand anderes.“
Was hat aber die Vergangenheit mit der Gegenwart zu tun, wenn wir Franz Höfler als Vorbild sehen wollen? Damals kam es durch die Unterdrückung unseres Volkes zu Gewalt. Heute ist in unserem Land von Unterdrückung und Gewalt nichts mehr zu spüren. Auch unsere Kultur können wir frei ausleben. Nichts hindert uns daran.
Dann könnten wir doch „eigentlich“ zufrieden sein. Dann wäre das Streben nach Freiheit und Glück ein Ziel, dass wir doch schon erreicht haben. „Eigentlich!“ Ist es aber nicht! Und das wird es so schnell auch nicht sein, denn das Streben nach Freiheit und Glück hängt von unseren Ansprüchen ab. Es hängt von uns selbst ab, wie weit wir uns entwickeln wollen. Und damit meine ich nicht nur, wie weit wir uns als einzelner Mensch, sondern wie weit wir uns als Gemeinschaft entwickeln wollen.
Zum einen ist da die Frage der Identität. Früher, fühlte sich jeder hier in diesem Land als Tiroler. Was sind wir aber heute? Tiroler? Südtiroler? Oder eher „Italienische Staatsbürger, mit deutschem Kultureinschlag und einem alpenländischen Background“? Wer oder was sind wir? Machen wir mal eine landesweite Umfrage, bin gespannt auf das Ergebnis. Gespannt auch in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung unserer Identität.
Wir Menschen brauchen Identität. Sie gibt uns Geborgenheit und Selbstsicherheit. Sie gibt uns das nötige Gefühl von Zusammengehörigkeit, ohne die wir nur ein Haufen von Egoisten wären. Identität gibt unserer Gesellschaft einen Wert, den wir zu beschützen haben. Sie gibt uns Heimat. Die Identitätskrise in die wir geraten sind, betrifft nicht nur die deutsche Sprachgruppe. Fragen wir die italienischsprachigen Südtiroler, wie stolz die noch auf den italienischen Staat sind und ob dieser Staat für sie wirklich Heimat bedeutet.
Wir kommen zur zweiten Überlegung. Wohlstand und Lebensqualität, haben wir das noch mit diesem Staat? Und wenn, für wie lange noch? Ein Staat der uns heute ungeniert Milliarden abknöpft, der schreckt morgen auch nicht davon zurück, sich über unser Erspartes her zu machen. Und wozu? Um dafür nur die Zinsen für seine gewaltigen Schulden zu zahlen. Ist es nicht verantwortungslos, sich blind auf ein so überaltertes und korruptes System zu verlassen. Ein System das vielleicht den Politikern und Mächtigen dient, aber nicht den Bürgern.
Unser Wohlstand ist uns nicht von Rom geschenkt worden. Viel eher verantwortlich dafür ist unser Fleiß. Und die Gabe, aus der Erde die uns gegeben wurde etwas zu machen. Freilich, Wohlstand ist nicht alles und wenn es uns morgen schlechter ginge, meinen viele, dann werden wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen. Aber wenn ich mir von morgens bis Abend darüber Gedanken machen muss, wie ich meine Familie ernähre und es all meinen Bekannten auch so geht, wer soll dann dieses Land regieren? Die Reichen und Mächtigen vielleicht? Als Demokrat sage ich dazu, nein danke!
Und so stellt sich mir noch die dritte Frage: Ist der Wohlstand den wir heute noch haben, gerecht verteilt, oder fließt immer mehr Geld vom Mittelstand zu den Reichen? Das Problem sind die Interessen weniger aber dafür mächtiger Leute. Egal ob sie nun gewählt sind, manipuliert oder kriminell. Und von diesen Leuten lassen wir uns auch noch sagen, wie wir zu leben haben und wie unsere Zukunft auszusehen hat.
Eine Lösungsmöglichkeit könnte in der Weiterentwicklung der Demokratie liegen. Indem wir mehr Macht in die Hand des Volkes legen. Zum Beispiel mit dem Modell der direkten Demokratie, so wie es in Lichtenstein und der Schweiz erfolgreich angewandt wird. Oder wie es Fürst, Hans Adam von Lichtenstein, in seinem Buch „Der Staat im dritten Jahrtausend“ beschreibt, indem wir aus Staaten, reine Dienstleitungsunternehmen machen. Schlanke, Bürgerorientierte Dienstleistungsunternehmen, die wenig Kosten verursachen und keine Schulden machen dürfen. Die wirklich wichtigen Entscheidungen würden in so einem Staat, auf Gemeinde- oder Regionalebene beschlossen. Viel näher an den Bürgern, denn die betrifft es ja am meisten.
Am Beispiel der Schweiz sehen wir, woran sich die Politiker in einer direkten Demokratie orientieren müssen. Weniger an eigenen Interessen oder Geldgebern, sondern am Volk. Denn in einer direkten Demokratie registriert das Volk genau was geschieht und trifft wenn nötig, die Entscheidung selbst.
Wenn wir aber schon von unseren Politikern nichts zu erwarten haben. Wovor haben wir als Volk dann Angst? Fehlt uns vielleicht der Mut weil wir die Alternative zum System „Autonomie um jeden Preis“ nicht kennen? Dann wird’s höchste Zeit, dass wir uns damit auseinander setzten.
Die Männer von damals, wie ein Franz Höfler, haben Mut bewiesen. Sie mussten durch ihre Aktionen um ihr Leben und das Wohl ihrer Familien bangen. Müssen wir als Menschen aber immer erst in die Enge getrieben werden, bevor wir uns zu wehren wissen? Wir, haben heute die Gnade im Frieden etwas verändern zu können. Nutzen wir unser Leben dazu. Auch wenn es Mut kostet. Oder wollen wir weiter zusehen wie unsere Wirtschaft, unser Sozial- und Gesundheitswesen und unser Verständnis einer gesunden Familie zu Grunde gehen.
Wenn wir etwas verändern wollen, brauchen wir Mut und Überzeugung. Die Zeit der Veränderung ist da. Wagen wir den Schritt in eine lebenswertere Heimat, in ein unabhängiges Südtirol. Ein Land in dem wir selber gestalten und selbst verantwortlich sind. Ein Land in dem wir sicher auch Fehler machen werden, aus diesen Fehlern aber für die Zukunft lernen können und werden.
Ich glaube fest daran, dass wir ohne diesen Staat, in Unabhängigkeit und Selbstverantwortung, besser leben können. Und das ein Europa so eine Weiterentwicklung braucht. Weg von den Nationalstaaten, hin zu eigenständigen, direktdemokratischen Republiken. Länder welche gemeinsam jenes Europa bilden, das wir uns immer vorgestellt haben. Ein Europa in Frieden, in Wohlstand, reich an Kultur und Menschlichkeit und somit ein Vorbild für die restliche Welt.
Was wir brauchen ist der Glaube an eine bessere Zukunft. Was wir brauchen ist die Gewissheit, dass wir als Volk am besten über uns entscheiden können.
Wenn auch ihr der Meinung seid, dass das Streben nach Freiheit in diesem Land und in Europa noch nicht zu Ende ist. Wenn auch ihr daran glaubt, dass wir gemeinsam als Bevölkerung dieses Landes, großartiges erreichen können, dann lebt eure Überzeugung und wir werden immer mehr Menschen finden, die diesen Weg mit uns gehen wollen.
Dann, können wir das Ziel eines unabhängigen Südtirols erreichen, dann waren auch die Opfer der Freiheitskämpfer nicht umsonst, dann waren auch das Leben und der Tod Franz Höflers, nicht umsonst.