DEUTSCHNOFEN – Am 7. Juli 1984 fand das Wiedergründungsfest der Schützenkompanie Deutschnofen mit Fahnenweihe statt. Fahnenpatin war damals Rosa Eisath Faller. Die Gebirgsschützenkompanie Bad Reichenhall und die Schützenkompanie Tramin stellten die Ehrenkompanien. Zum Gründungshauptmann wurde Erich Pichler, zum Fähnrich Herbert Lutz und zum Fahnenleutnant Franz Bewaller gewählt.
30 Jahre später wurde am 7. September 2014 in Beisein des Landeskommandanten Major Elmar Thaler, des Bataillonskommandanten des Baon Eggental Hauptmann Martin Tutzer, der Ehrenkompanie Truden und rund 300 Schützen und Abordnungen aus ganz Tirol an die Wiedergründung der Schützenkompanie Deutschnofen gedacht und der runde Geburtstag gefeiert.
Nach der Feldmesse auf dem Dorfplatz und dem Heldengedenken erinnerte der Landeskommandant in der Festansprache daran, dass die Kompanie Deutschnofen eigentlich schon das fast 400. Jubiläum feiern könnte, wurde sie doch schon 1616 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Deshalb ist die Kompanie in Deutschnofen eine der älteren Kompanien Tirols. Thaler erinnerte auch an das Motto der Wiedergründungsfeier 1984: „Besseres kann kein Volk vererben als ererbten Väterbrauch. Wo des Landes Bräuche sterben, stirbt des Landes Blüte auch.“ Auch sei es erfreulich, dass es fast 100 Jahre nach dem letzten offiziellen Ausrücken der Deutschnofner Standschützen im I. Weltkrieg immer noch eine aktive Schützenkompanie in Deutschnofen gibt. Unter der langjährigen Führung von Erich Pichler, Herbert Lutz und nun von Walter Pichler hat man sich immer für die Dorfgemeinschaft eingesetzt, damit auch Deutschnofen aus dem mächtigen Erfahrungsschatz der Vergangenheit schöpfen und selbstbewusst und mutig dessen harren kann, was die Zukunft bringt.
Der Bataillonskommandant Martin Tutzer überbrachte die Grüße der Mitgliedskompanien des Bataillons Eggental und des Schützenbezirkes Bozen. Das Bataillon hat, auch historisch gesehen, einen sehr engen Bezug zur Deutschnofner Schützenkompanie. Zur Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe von 1796 bis 1809 wurde das Bataillon unter anderem vom Deutschnofner Gerichtsschreiber, dem Hauptmann Anton von Spreng angeführt. Martin Tutzer bedankte sich bei Hauptmann Walter Pichler für das Engagement, welches die Kompanie immer für das Bataillon Eggental hatte.
Bürgermeister Bernhard Daum bedankte sich für die rührige und wertvolle kulturelle Arbeit der Jubiläumskompanie. Die Schützenkompanie sei in den 30 Jahren ihres Wiederbestehens zu einem wichtigen und festen Bestandteil des Dorflebens geworden. Der Landeskommandant überreichte anschließend an sieben Mitglieder der Schützenkompanie Deutschnofen Langjährigkeitsdiplome für 25-jährige bzw. 5-jährige treue Mitgliedschaft im Südtiroler Schützenbund. Nach der Defilierung vor dem Pfarrwidum begann auf dem Schulplatz der Festbetrieb.
Festansprache von Landeskommandant Elmar Thaler
Hohe Geistlichkeit, geschätzte Ehrengäste, liebe Deutschnofner, Tiroler Landsleute!
Es ist für mich ein Ehre, die Grüße der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes und meiner Kollegen Landeskommandanten Paolo Dalprà und Fritz Tiefenthaler zu diesem Fest der Deutschnofner Schützen zu überbringen.
Eigentlich wär das heutige Fest ja fast schon das 400. Jubiläum der Schützenkompanie – die Schützenkompanie Deutschnofen gehört nämlich nach Ihrer ersten Erwähnung von 1616 zu den älteren im Lande und ich bin besonders stolz darauf, dass damals einer meiner direkten Vorfahren, nämlich Cristian Thaler hier Richter in Deutschnofen war und wie gar einige meiner Vorfahren das Leben in diesem Regglberger Ort mitgestaltet hat.
Aber leider ist durch die italienische Machtübernahme in unserem Land die Tätigkeit der Schützen vor etwas mehr als 90 Jahren jäh unterbrochen worden – weil von den Faschisten alle deutschen Vereine verboten worden waren. Und so kann die Schützenkompanie Deutschnofen, die nach mehreren Versuchen ab 1959 schließlich erst 1983 ihre Tätigkeit wieder begonnen hat, auf eine satte Tätigkeit in den abgelaufenen 30 Jahren zurückblicken.
Das Ziel im Juli 1984 bei der Gründungsfeier war klar : „Besseres kann kein Volk vererben als ererbten Väterbrauch. Wo des Landes Bräuche sterben, stirbt des Landes Blüte auch. So hat man sich damals schon dafür eingesetzt, dass die alte Regglberger Tracht nicht verloren geht. Man hat eine alte Originaltracht auf einem Bauernhof gefunden, diese nachgeschneidert und somit war die altehrwürdige Reggelbergertracht dem Vergessen entrissen. Viele kulturelle Schwerpunkte wurden gesetzt, Bildstöcke wurden renoviert, die Kreuzwegstation entlang des Wallfahrtsweges nach Maria Weissenstein in standgesetzt und freilich kann man auch in diesem Zusammenhang den Besuch Otto von Habsburgs erwähnen, der vor 15 Jahren hier am Redner Pult stand. Selten zuvor ist eine derart hohe Persönlichkeit nach Deutschnofen gekommen.
Das alles waren Meilensteine, die man voller Patriotismus und doch ohne viel Aufhebens zu machen erreicht hat. Nationalismus war niemals die Sache der Deutschnofner Schützen, so wie sie niemals die Sache von uns Schützen ist, Patriotismus sehr wohl. Nationalismus ist das Refugium der Idioten, Patriotismus hingegen braucht keine Feinbilder sondern Patriotismus ist eine Lebenseinstellung bei der man eine recht Freude mit der näheren Umgebung hat, mit dem Dorf, dem eigenen Land hat. Sich dafür einsetzt und die Allgemeinheit an dieser Freunde teilhaben lässt.
In diesem Sinne ist der heutige Festtag durch die Anwesenheit von Schützen aus allen Landesteilen auch ein Zeichen der Tiroler Zusammengehörigkeit. Und wenn sich vor wenigen Wochen in Alpach die hohe Politik getroffen hat, um große Pläne für die Zukunft unserer gemeinsamen Heimat Tirol zu schmieden, so ist dieser Tag heute schon ein klein wenig die Ausführung dieser Pläne. Denn nur wenn sich Menschen aus allen Landesteilen treffen, zusammenfeiern, gemeinsam aber auch mitdenken und gemeinsam die Tiroler Einheit leben, kann zusammenwachsen was zusammengehört. Es ist gar noch nicht so lange her – vor 50 Jahren noch war es in Südtirol verboten, öffentlich von Selbstbestimmung zu sprechen, ja musste auf das Südtirol-Problem mit Anschlägen und Bomben aufmerksam gemacht werden. Wir besitzen heute das Privileg, dass wir mit demokratischen Mitteln die ungerechte Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg überwinden können.
Und eines muss uns bewusst sein. Unsere Gesellschaft ist dauerndem Wandel unterworfen. Was heute noch aktuell ist, kann morgen schon überholt sein. Die Zukunft wird dauernd neu gestaltet. Und wer nicht selbst zu sagen vermag, wie er sich die Zukunft vorstellt, sich einbringt und wer sich nicht an demokratischen Entscheidungsprozessen beteiligt, darf sich nicht wundert, wenn ihm die Zukunft von anderen gestaltet werden wird.
In diesem Zusammenhang musste ich schmunzeln, wenn Anton Pelinka, der große österreichische Politwissenschaftler, in der vergangenen Woche die Selbstbestimmung als gefährlichen Unfug bezeichnet hat. Freilich ist Selbstbestimmung gefährlich – allerdings nur für jene, die von der momentanen Situation und von persönlichen Privilegien profitieren. Für alle anderen und für das Land selbst, ist Selbstbestimmung das Salz in der Suppe. So wie es im täglichen Leben von uns allen immer wieder Momente gibt, wo wir als freie Menschen immer wieder selbst entscheiden wollen, ob wir etwas tun oder lassen möchten, so gibt es auch in der Geschichte eines Volkes Augenblicke, wo die ganze Gemeinschaft darüber befinden soll, ob sie den eingeschlagenen Weg weitergehen will oder ob man Veränderung haben möchte. Insofern ist jede Wahl, unabhängig von ihrem Ausgang ein klein wenig Selbstbestimmung und insofern, soll und muss auch einem Volk, wenn die Zeit gekommen ist, die Möglichkeit gegeben werden, etwa über die eigene Zukunft zu entscheiden.
Schottland macht dies zum Beispiel in wenigen Wochen. Dort wird in einer offiziellen Abstimmung darüber befunden, ob man entweder weiterhin im Staatsverband mit England, Wales und Nordirland bleiben will, oder sich in kompletter Unabhängigkeit verwalten möchte. Ebenso wird dies im November in Katalonien geschehen. Auch dort wird in einem Referendum die Bevölkerung gefragt werden, ob sie den möchte, dass Katalonien ein von Spanien unabhängiges Gebiet werden soll.
Und so finde ich es eben nur gut und recht, dass sich auch unsere Heimat in einem Entscheidungsprozess gut darauf vorbereitet, wenn auch in unserem Land in naher oder auch fernerer Zukunft sich diese Frage einmal stellen wird. Nicht darüber nachzudenken, seine Meinung nicht äußern zu dürfen, das wäre Diktatur und undemokratisch. Und der Politik nur freie Hand zu lassen wäre fahrlässig. Nur wenn genug Druck von unten kommt, bewegt sich unsere Politik. Wenn aber den Damen und Herren Abgeordneten in jeder Entscheidung frei Hand gelassen wird, dann kommt genau das heraus, was in den letzten Monaten zu einem großen Vertrauensverlust in unsere Volksvertretung geführt hat. Jeder, der am Futtertrog sitzt, richtet es sich so ein, wie es halt momentan am Besten geht und hofft als Politiker darauf, dass sich an der aktuellen Situation so schnell nicht allzuviel ändert.. Das Wohl der Gemeinsaft rückt in den Hintergrund, eine Weiterentwicklung von nachhaltigen Zukunftsperspektiven ebenfalls.
Jedenfalls freuen wir uns darüber, dass es 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und eben bald 100 Jahre nach dem letzten offiziellen Ausrücken der Deutschnofner Standschützen an die Südfront es immer noch Schützen in Deutschnofen gibt, die Teil unserer demokratischen Gemeinschaft sind, sich einbringen, versuchen meinungsbildend zu wirken und dazu beitragen, dass alte Werte erhalten bleiben. Viele Männer und Frauen haben in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen dass sind nur der erste Teil bewahrheitet hat vom Ausspruch: „Besseres kann kein Volk vererben als ererbten Väterbrauch. Wo des Landes Bräuche sterben, stirbt des Landes Blüte auch“ – unter der langjährigen Führung von Erich Pichler, Herbert Lutz und nun von Walter Pichler hat man sich immer eingesetzt für die Gemeinschaft und dass auch Deutschnofen aus den mächtigen Erfahrungsschatz der Vergangenheit schöpfen und selbstbewusst und mutig dem harren kann, was die Zukunft bringt. Brauch in unserem Lande ist es auch, mit dem eigenen Kopf zu denken, Brauch ist es auch, sich nicht zurückzulehnen und es sich bequem zu machen sondern vorzusorgen und die Geschicke der Heimat mitzugestalten. Brauch ist es vor allem auch „nit lugg zu lassen“, in diesem Fall nit lugg zu lassen, bis unsere Heimat Tirol auch politisch weit weg von Italien und mitten im Herzen Europas ankommt.
Für alles was an gutem in den letzten 30 Jahren geschehen ist, danke ich im Namen der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes der Schützenkompanie Deutschnofen. Ein kräftiges Tiroler Vergelt’s Gott und alles Gute für die Zukunft.