Wenig Mut, wenig Ehr

BOZEN – Bundesinnenminister Thomas de Maizière wünschte sich von den deutschen Fußball-Nationalspielern mehr Gesangseifer bei der Nationalhymne. Es störe ihn „schon ein bisschen“, dass nicht alle Nationalspieler die deutsche Hymne vor Länderspielen mitsingen würden, sagte der CDU-Politiker weniger als zwei Wochen vor Beginn der WM-Endrunde in Brasilien. Gelinde gesagt, ist es mir ähnlich ergangen, als ich erfuhr, dass man beim Dreierlandtag in Schwaz die offizielle Festschreibung des Andreas-Hofer-Liedes als Landeshymne mehrheitlich abgelehnt hatte. Da stellt man sich Sonntag für Sonntag auf zum Landesüblichen Empfang, da steht man bei jedem passenden Anlass mit ernster Miene da und singt mit mehr oder weniger Inbrunst das Andreas-Hofer-Lied. Und dann – wenn es darauf ankommt, dieses vollkommen harmlose, und vor allem gegen niemanden gerichtete musikalische Werk, das seit Jahrzehnten als Landeshymne bekannt ist, auch offiziell festzuschreiben, stimmt man einfach dagegen.

Ganz ehrlich – ich hab’s nicht verstanden, warum man da nicht dafür stimmen kann. Weil es nicht die eigene Partei eingebracht hat? – Da gibt es eine einfache Lösung. Einfach den Antrag selbst einbringen. Oder weil die Hymne zu altmodisch ist? – Das haben Hymnen so an sich, Hymnen sind nicht einem Zeitgeist unterworfen, gleich wenig wie andere musikalische Werke. Oder gar, weil es die vielzitierten wichtigeren Probleme gibt? – Die wichtigeren Probleme bleiben trotzdem, auch ohne Hymne.

Tirol wächst nicht zusammen, nur weil im Süden aufgrund des italienischen Pleitestaates der Wunsch nach dem „Los von Rom“ immer größer wird. Tirol wächst auch nicht zusammen, weil man in Südtirol so gut Törggelen und im DEZ so gut einkaufen kann. Sondern Tirol wächst zusammen, wenn wir auch den Mut haben, Zeichen zu setzen, die ein Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart bilden. Wenn wir etwas fürs Herz beschließen und vor allem auch etwas für jene Zielgruppe machen, denen das Zusammenwachsen über den pekuniären Aspekt hinaus noch ein wirkliches Anliegen ist.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte einmal: „Zum Länderspiel und zur Nationalmannschaft gehört die Nationalhymne. Wer dazu keine Lust hat, sollte in seinem Verein bleiben.“ Dem kann man sich nur anschließen. Wer sich als Volksvertreter für die Tiroler Landeshymne schämt, wer im Landtag und bei Beschlüssen nicht den Mut dazu hat, dafür einzustehen, was er bei jedem offiziellen Anlass eh schon (mit-)praktiziert, der sollte sich fragen, ob er nicht Beruf verfehlt hat.

Elmar Thaler
Landeskommandant

Hymne, mitsingen, Thomas de Maizière
Keine faschistische Verherrlichung?
LOS VON ROM!

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