MERAN – Zu einer Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung hatte der Kunstverein „Kunst Meran“ im Kunsthaus unter den Meraner Lauben am vergangenen Mittwoch, den 8. Oktober 2014 geladen. Am Podium saßen Hans Heiss, Historiker und Landtagsabgeordneter der Grünen, die Historikerin und Kulturreferentin des Südtiroler Schützenbundes Margareth Lun sowie der Schützenhauptmann von Meran Renato des Dorides. Mathias Schönweger, Künstler und selbst Historiker, führte als Moderator durch den Abend.
Themenschwerpunkt der Podiumsdiskussion bildeten die Fragen, ob es Denkmäler überhaupt brauche, wie Denkmäler gestaltet werden sollten und wie mit Kriegerdenkmälern und mit heiklen politischen Denkmälern prinzipiell umgegangen werden solle. Aus aktuellem Anlass wurde vor allem über das Mussolinirelief am Bozner Finanzgebäude und über das umstrittene Dokumentationszentrum unter dem Siegesdenkmal diskutiert.
Vor allem Margareth Lun listete − von groben Übersetzungsfehlern bis hin zur fehlenden Dokumentation über die Rolle des Siegesdenkmals nach 1945 − eine ganze Reihe von Mängeln auf und erörterte ausführlich, wieso sie dieses Dokumentationszentrum als „missglückten Versuch einer Geschichtsaufarbeitung“ erachtete. Bei einer Leuchtschrift könne man auf keinen Fall von „Historisierung“ sprechen, und der Beifall durch neofaschistische Gruppierungen wie „CasaPound“ beweise, dass durch das Dokumentationszentrum das Siegesdenkmal sogar noch aufgewertet worden sei. Denkmäler, die Diktaturen und Extremismen verherrlichen, müssten abgebrochen werden, so wie das in Deutschland mit den gesamten nationalsozialistischen Denkmälern geschehen sei, so Lun. Als gelungenes Beispiel einer Historisierung brachte sie das 1939 errichtete „Anschlussdenkmal“ im burgenländischen Oberschützen. Außerdem gab sie zu bedenken, dass das für das Mussolinirelief ausgewählte Zitat der von ihr geschätzten Hannah Arendt durch die Verstümmelung sinnentfremdet worden sei. „Niemand hat das Recht zu gehorchen“ müsse, wenn schon, umgewandelt werden in „Niemand hat die Pflicht zu gehorchen.“
Der Historiker und Landtagsabgeordnete Hans Heiss räumte Fehler beim Dokumentationszentrum ein und gab zu, dass das Historikerteam pluralistischer hätte besetzt werden können. Er verteidigte aber vehement die Beibehaltung von faschistischen Relikten. Gerade das Siegesdenkmal sei der Inbegriff der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Südtirol und würde tausenden Touristen vor Augen führen, was in Südtirol geschehen sei. Deutschland würde bereits bereuen, alle den Nationalsozialismus verherrlichen Denkmäler geschleift zu haben.
Der Meraner Schützenhauptmann Renato des Dorides hinterfragte die faschistische Tafel am Rathaus von Meran und die faschistischen Straßen- und Ortsnamen. Außerdem nahm er ausführlich zur Rolle des Andreas-Hofer-Denkmals Stellung und ging auf das Denkmal auf dem Segenbühel anlässlich der letzten großen Schlacht der Franzosenzeit sowie auf Kriegerfriedhöfe und -denkmäler ein.
Ein insgesamt interessanter Diskussionsabend, an dem sich auch das Publikum durch Fragestellungen an die Podiumsteilnehmer und durch eigene Wortmeldungen rege beteiligte.