BOZEN – Montagabend, den 15. September 2014 präsentierte Pammer-Film in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Schützenbund erstmals den Dokumentarfilm „Nicht unser Staat – Europa, wir sind anders“. Obgleich des ungünstigen Wochentages, trafen über 400 Besucher aus dem gesamten Land im Waltherhaus in Bozen ein, um der Filmpremiere beizuwohnen.
Um 20 Uhr begrüßten Landeskommandant Elmar Thaler und Medienreferent Efrem Oberlechner das Publikum sowie Vertreter der deutschen Südtiroler Parteien. Diese wurden auch sogleich auf die Bühne gebeten. Die Volksvertreter erhielten zunächst die Chance, ihre Meinung über das am Donnerstag stattfindende Unabhängigkeitsreferendum in Schottland kund zu tun. Christoph Perathoner (SVP), der seinen Parteikollegen Karl Zeller vertrat, konstatierte zunächst, der von Ministerpräsident Renzi eingeschlagene Weg der Zentralisierung sei der falsche. Er scheute sich jedoch konkrete Äußerungen über die Position der SVP in Bezug auf eine Unabhängigkeit Schottlands, und in weiterer Folge auch Südtirols, zu tätigen.
Die Vertreter der Oppositionsparteien formulierten ihre Aussagen erwartungsgemäß klarer. Lois Taibon (Die Freiheitlichen) erwähnte den Wunsch nach einer Rückkehr zu den Wurzeln, die Schotten und Südtiroler im Kampf für die Unabhängigkeit antreibe. Beide Regionen müssten ihr Schicksal aufgrund politischer Entscheidungen ertragen, diese gelte es nun auf friedlichem Wege rückgängig zu machen. Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) zog das Publikum gekonnt auf seine Seite: „Südtirol denkt mehr daran, wie es Italien retten kann, anstatt sich vor Italien zu retten.“ Andreas Pöder von der BürgerUnion sieht im Unabhängigkeitsreferendum in Schottland ein klares Vorbild für Südtirol. Sein Motto: „Freiheit statt Feigheit!“
Anschließend prüften die Moderatoren die Politiker auf ihre Schlagfertigkeit. Die scharf formulierten Fragen im Blitzinterview brachten auch erfahrene Politiker wie Christoph Perathoner ins Schwitzen. Auf die Frage hin, woran ein solches Unabhängigkeitsreferendum in Südtirol scheitere, blieb ihm nur noch der Verweis auf die gesetzlichen und verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen Italiens zu verweisen. Fragen wie „Kommt Italien auch ohne Südtirol klar?“ sorgten für lautes Gelächter und tosenden Beifall.
In der Folge erklärte Regisseurin Birgit Mosser-Schuöcker, warum sie auf die Idee kam, einen Film über die Unabhängigkeitsbewegungen in Europa zu machen und welchen Hindernissen sie dabei begegnet ist. Besonders fasziniert habe sie der enge Kontakt, der zwischen den Aktivisten aus verschiedensten Ländern besteht. Auch Gerald Leiter, Südtiroler Protagonist im Film, schilderte seine Eindrücke über die hartnäckigen Schotten und Flamen sowie die Menschenmassen in der katalanischen Hauptstadt Barcelona. Mit im Publikum war auch Philipp Burger, Frontsänger der Gruppe Frei.Wild, der im Film über seinen Bezug zur Heimat spricht.
Mit den freiheitstrunkenen Melodien Schottlands machte ein Dudelsackspieler einen passenden Übergang zur direkt im Anschluss laufenden Filmvorstellung „Nicht unser Staat – Europa, wir sind anders“. Der Film begleitet drei junge Aktivisten aus Schottland, Südtirol und Katalonien bei ihren Bemühungen um die Unabhängigkeit ihrer Heimat. Es werden Gemeinsamkeiten zwischen den unterschiedlichen Bewegungen aufgezeigt, aber auch auf die regionalen Unterschiede Bezug genommen. Neben den Aktivisten erklären auch Völkerrechtsexperten die rechtlichen Grundlangen des geforderten inneren und äußeren Selbstbestimmungsrechts. Der Ökonom Stefan Bruckbauer zeigt die wirtschaftlichen Auswirkungen einer möglichen Abspaltung auf.
Am morgigen Mittwoch, den 17. September 2014 wird der Film um 22:30 Uhr im ORF2 ausgestrahlt.