100-Jahr-Feier und Fahnenweihe in Prettau

PRETTAU – Am Sonntag, den 31. August 2014 feierte die Schützenkompanie Prettau ihr 100-jähriges Fahnenjubiläum mit der Weihe einer neuen Kompaniefahne. Die Fahne von 1914 konnte in der Zeit des Faschismus nur dadurch vor der Zerstörung gerettet werden, indem sie zu einem „Herz Jesu Bild“ zusammengefaltet worden war. 1981 wurde sie restauriert, bevor sich die Kompanie 2004 eine neue Fahne anschaffte.

Die Feierlichkeiten begannen am Morgen mit der Aufstellung im Ebnerfeld. Mehr als 30 Fahnenabordnungen mit rund 400 Schützen und Marketenderinnen waren der Einladung gefolgt. Nach der Frontabschreitung marschierten die Schützen, begleitet von der Knappenkapelle Prettau und der Musikkapelle Weerberg zur Feldmesse, die Hochwürden Pfarrer Josef Profanter zelebrierte. Musikalisch mitgestaltet wurde diese von den Kapellen Prettau und Weerberg. Die Ehrensalve feuerte die Schützenkompanie Weerberg unter dem Kommando von Hauptmann Willi Schößer ab.

Nach der Predigt segnete Pfarrer Josef Profanter die neue Fahne. Nach dem symbolischen Fahnenkuss übergab Fahnenpatin Annemarie Walcher die Fahne der Kompanie Prettau. Zum Ende der Messfeier gedachte man mit einer Kranzniederlegung der gefallenen Frontkämpfer und der verstorbenen Schützenkameraden. Ihnen zu Ehren feuerte die Kompanie Weerberg eine Salve ab.

Der weltliche Teil begann mit der Begrüßung durch Hauptmann Peter Hofer. Dieser begrüßte neben den zahlreich erschienenen Schützen und Marketenderinnen Hochwürden Josef Profanter und dankte ihm für das Abhalten der Hl. Messe, Altlandeshauptmann Wendelin Weingartner, Landeskommandant Mjr. Elmar Thaler sowie Bezirksmajor Haymo Laner. Weiters konnte er die Bürgermeister von Prettau und Weerberg, Robert Steger und Ferdinand Angerer sowie die Frontkämpfer herzlich begrüßen. Hauptmann Peter Hofer erwähnte, dass man nach den Skandalen in letzter Zeit absichtlich keine politischen Vertreter eingeladen habe. Jeder, der in einem Verein ehrenamtlich tätig sei, könne dies durchaus nachvollziehen. Ein Dank gelte schlussendlich allen freiwilligen Helfern, die zum Gelingen des Festes beigetragen hätten.

Im Anschluss wurden zwei verdiente Schützen für ihren Einsatz geehrt. Gründungsmitglied Vinzenz Klammer und Ehrenhauptmann Johann Hofer erhielten ein Bild mit ihrem Portrait. Joachim König, seit 30 Jahren unterstützendes Mitglied, erhielt eine Ehrenurkunde. Altlandeshauptmann Wendelin Weingartner erhielt ebenso ein Ehrenzeichen der Schützenkompanie Prettau.

Der Bürgermeister von Prettau, Robert Steger lobte die Kompanie für das Hochhalten der Tiroler Werte. Die Schützen seien tief in der Dorfgemeinschaft verwurzelt. Es gelte, daran weiter zu arbeiten, dass die Landeseinheit wieder sichtbar werde. Er rief dazu auf, stark am Zillertal – Ahrntal Treffen, das in Kürze wieder stattfindet, teilzunehmen. Auf beiden Seiten der Berge leben Tiroler. Möge die Prettauer Fahne Tiroler Werte in die Zukunft tragen, so Steger abschließend.

Der Bürgermeister von Weerberg Ferdinand Angerer zeigte sich über die Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden erfreut. Dass die Schützenkompanie und Musikkapelle Weerberg dieses Fest mitgestalten können, sei Zeichen der guten Zusammenarbeit.

Landeskommandant Mjr. Elmar Thaler zeigte sich über die guten Ansätze der Politik beim Forum Alpach, was die Europaregion Tirol betrifft, erfreut. Diese Ansätze, mit Schützen aus allen Landesteilen, würden hier heute gelebt. In Anspielung auf die Kritik zum Abhalten einer Gedenkfeier bei der am 6. September stattfindenden Gedenkfeier zum 50-jährigen Todestag von Luis Amplatz meinte Thaler, dass man diesem Freiheitskämpfer gedenken würde, wie man es eben für richtig erachte. Und sich dabei von niemanden sagen lassen braucht, in welcher Form das zu geschehen hat. Luis Amplatz, der sterben musste, weil er umgebracht worden war, sei kein Terrorist, sondern ein Aktivist. Er habe sich mit den Mitteln der damaligen Zeit für die Heimat eingesetzt. Wir heute müssten nicht mehr mit Bomben unsere Heimat freibekommen, sondern zusammenhalten und auf die Politik den nötigen Druck ausüben. Landeskommandant Thaler zollte dem Hauptmann der Prettauer Schützen Peter Hofer, Respekt für die Entscheidung, keine politischen Vertreter nach Prettau einzuladen. Woche für Woche wird von uns Schützen den Politikern mit unserer Veranstaltung ein schönes Forum geboten. Dieser Entschluss des Prettauer Hauptmannes solle ein Denkanstoß für die Betroffenen sein, um wieder mehr zum Volk zurückzukehren und den Willen des Volkes mehr zu berücksichtigen.

„Die Fahne allein genügt nicht, es braucht Männer, die sie tragen“. Dieser Satz von Sepp Kerschbaumer beziehe sich nicht nur auf den Fähnrich, so Bezirksmajor Haymo Laner in seinen Grußworten. Wenn  sich die Kompanie Prettau „Ein Tirol“ auf die Fahne schreibe, sei dies eine ganz klare Aussage. Er wünschte der gesamten Kompanie viel Freude, Einsatz und alles Gute für die Zukunft.

Wem bei so vielen Schützen und Musikanten das Herz nicht aufgeht, dem sei als Tiroler nicht mehr zu helfen“, so Altlandeshauptmann Dr. Wendelin Weingartner zu Beginn seiner Festrede.

Die Pflege der Tradition sei nicht nur Brauchtum, sondern auch die Werte, die in unserem Land gewachsen seien und die unser Land stark machten. Man müsse gemeinsam Verantwortung für das Heute und für die Zukunft übernehmen.

100 Jahre nach einem Krieg, den sich niemand so erwartet hat, scheint heute die Welt wieder aus den Fugen zu geraten. Man habe auf die Aggressionen in einigen Teilen der Welt keine Antwort. Eine militärische Lösung sei keine Antwort. Die Antwort unserer christlichen Gemeinschaft müsse sein, sich zu jenen Werten, die uns ausmachen wieder zu bekennen. Wenn alles nur mehr beliebig sei, könnten wir all jenen Kräften, die uns gefährden, nichts entgegensetzen. Es brauche den Mut für das einzustehen, was in unserer christlichen Tradition immer so wichtig war.

In Südtirol würde immer vieles schöngeredet. Am liebsten habe man, wenn italienische Politiker nach Südtirol kämen und sagten, Südtirol sei ein Muster einer Autonomie. Man müsse bei solchen Aussagen auch an die Geschichte denken. Es sei auch ein Muster, wie man nicht mit einer Minderheit umzugehen habe. Man müsse erkennen, dass es keine Region in Europa gebe, in der so viele faschistische Denkmäler stünden und die italianisierten Ortsnamen verwendet würden. Man sei froh dass Frieden sei, aber es bräuchte auch einmal ein klares Wort der Politik, dass nicht alles so mustergültig sei. Er wünschte der Kompanie abschließend viel Erfolg in der Zukunft.

Mit der Landeshymne und dem Abmarsch zum Festzelt endete der offizielle Teil der Feierlichkeiten.

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