BRUNECK – Harsche Kritik erntete der Brunecker Gemeinderat vom Südtiroler Schützenbund, weil im Dezember dieses Jahres die geschichtsfälschenden erklärenden Tafeln beim „Kapuziner Wastl“ als Weihnachtsgeschenk für die Brunecker Faschisten aufgestellt wurden. Die Tafeln wurden im Vorfeld von Rom und Venedig grundlegend und sinnentstellend manipuliert, obwohl diese nun auf Gemeindegrund stehen. In dem von den Historikern Stefan Lechner und Giorgio Delle Donne ausgearbeiteten Text ist nicht von einem „Angriffskrieg“, sondern verharmlosend von einem „Kolonialkrieg“ die Rede. Auch die Größe der Tafeln steht in keinem Verhältnis zum Denkmal.
Die historischen Tatsachen missachtend, heißt es im Text außerdem, das nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererrichtete Alpini-Denkmal sei „für alle im Krieg und bei zivilen Einsätzen ums Leben gekommenen Alpini errichtet worden“. „Diese Behauptung wird aber eindeutig durch die von den Alpini selbst im Jahre 1968 herausgegebene Erinnerungsmedaille widerlegt, auf der unmissverständlich vom ‚Monumento Alpino alla Divisione Pusteria – rifatto 1968 nuovo‘ (zu Deutsch: ‚Alpinidenkmal zu Ehren der Divisione Pusteria‘ [sic!] – wiedererrichtet 1968 neu“, kontert Landeskommandant Elmar Thaler.
Aber auch die Passage, dass die Bedeutung des Denkmals „umstritten“ sei, lässt der Südtiroler Schützenbund nicht gelten. „Sein Zweck ist historisch eindeutig beweisbar. Im Nachhinein dieses gewaltverherrlichende Denkmal damit schönzureden, dass ‚irgendwelche Alpini-Einheiten irgendwo in Italien einmal auch Gutes geleistet hätten‘, sei nicht annehmbar“, so Elmar Thaler.
Der Südtiroler Schützenbund erinnert daran, dass der von Italien geführte Abessinienkrieg im heutigen Äthiopien zu den brutalsten Angriffskriegen des 20. Jahrhundert zählt, bei dem hunderttausende unschuldige Menschen unter anderem mit Giftgas ermordet wurden. Daran beteiligt war auch die durch das „Alpini-Denkmal“ glorifizierte „Divisione Pusteria“. Dem Südtiroler Schützenbund wurden von einem beteiligten Soldaten Fotos zugespielt, auf welchen ersichtlich ist, wie brutal die Italiener in diesem Krieg gegen die äthiopische Bevölkerung vorgegangen sind.
„Die Kenntnisse der Ereignisse rund um dieses Denkmal“ könnten zwar „zum besseren Zusammenleben beitragen“, wie es auf der Tafel postuliert wird, räumt der Schützenbund in seiner Aussendung ein. „Solange aber in unserem Land immer noch faschistische Denkmäler prangen, die Faschismus und Gewalt verherrlichen und vor denen Kränze niedergelegt werden können, werden wir nie europäische Reife erlangen“, ist Elmar Thaler, der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, überzeugt.
Erst Anfang November wurde in Bruneck erneut von offiziellen Alpinieinheiten ein Kranz beim „Kapuziner Wastl“ niedergelegt.