ST. GEORGEN – Am Sonntag, den 29. September fand in St. Georgen die Feier „100 Jahre Schützenfahne St. Georgen“ statt. Die Fahne der damaligen Standschützenkompanie St. Georgen wurde vor 100 Jahren mit mühevollen Sammlungen innerhalb eines Jahres finanziert und 1913 gesegnet. Fahnenpatin war Frau Maria Bertel geb. von Zieglauer aus Bruneck.
Nach dem 1. Weltkrieg und der Machtübernahme der Faschisten, die alles Tirolerische verboten hatten, wurde sie im Stadel des Messnerhofes versteckt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie zunächst von der Musikkapelle und Feuerwehr getragen, bis diese sich eine eigene anschafften. Im Jahre 1980 wurde sie von der S.K. F.V. Ortsgruppe St. Georgen renoviert. Seit Fronleichnam 1995 haben die 3 Jergina Andreas Aichner, Elmar Unterweger und Christian Unterfrauner von den Männern des Heimkehrervereins, der 1963 gegründet wurde, die ehrenvolle Aufgabe übernommen, die Fahne bei besonderen Anlässen im Dorf zu tragen.
Am frühen Morgen trafen nun die Abordnungen der Schützen aus dem Pustertal und der Feuerwehr beim Pavillon ein. Trotz Regens waren rund 25 Fahnenabordnungen der Einladung gefolgt. Als Ehrengäste konnte man unter anderem den Bürgermeister von Bruneck Christian Tschurtschenthaler, sowie die Landtagsabgeordneten Maria Hochgruber Kuenzer, Eva Klotz, Pius Leitner und Roland Tinkhauser begrüßen. Als Vertretung des Schützenbundes waren Landeskommandant Stellvertreter Mjr. Heinrich Seyr, Bundesgeschäftsführer Günther Ploner und Mjr. Efrem Oberlechner gekommen.
Nach der Frontabschreitung marschierten die Teilnehmer zur Dreifaltigkeitskirche, wo die Messfeier stattfand. Hochw. Pfarrer Peter Lanthaler mahnte in seiner Predigt an den Erhalt der Werte. Es brauche Gemeinschaften, die ihre Fahne nicht in den Wind des Zeitgeistes hängen. Schützen seien da oft Vorbilder. Glaube und Heimat sei oft zukunftsweisender, als manche Neuheit, die präsentiert werde.
Im Friedhof gedachte man anschließend der Gefallenen. Nach einer Einführung durch Bezirksmajor Haymo Laner feuerte die Ehrenkompanie Pfalzen, unter dem Kommando von Hptm. Walter Unterpertinger, ihnen zu Ehren eine Salve ab. Pfarrer Peter Lanthaler segnete abschließend die renovierte Fahne.
Elmar Hellweger eröffnete den weltlichen Teil der Feier. Er begrüßte alle Anwesenden und dankte ihnen für‘ s Kommen. Das Ziel dieser Feier sei es, die Dorfbevölkerung über die Geschichte zu informieren und zu sensibilisieren. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass es diese Schützenfahne noch gebe und dass sie noch getragen werde. Er nütze die Gelegenheit all jenen zu danken, die bei den Vorbereitungen und bei der Ausführung des Festes geholfen hätten. Man habe um Hilfe gebeten und ohne langes Wenn und Aber Hilfe erhalten. „Mando es isch hegschta Zeit“, so laute nun das Motto. Die Fahne warte nun auf die Jergina Bevölkerung. Es dürften nicht weitere 100 Jahre vergehen, bis sie von einer Kompanie getragen werde.
„Ohne Heimat sein, heißt Leiden“, mit diesen Worten des Schriftstellers Fjodor Dostojevski eröffnete Major Efrem Oberlechner seine Festansprache. Schützen seien von je her eng mit diesem Begriff verwurzelt. Auch wenn so mancher dies für nicht so wichtig halte, so hätten die Tiroler das Recht, selbst zu bestimmen was in ihrer Heimat passiert. Der Schützenbund sei zur Zeit stärker denn je. Volkstumspolitisch, kulturell und solidarisch sei in den letzten Jahren viel geschehen. Nun sei es an der Zeit, dass sich die Jergina zusammenraffen. In St. Georgen gebe es vereinsmäßig alles, außer einer Schützenkompanie. In den letzten 10 Jahren habe es im Pustertal 6 Kompaniegründungen gegeben. Auch die Jergina, die dafür bekannt seien, Tiroler Traditionen hochleben zu lassen, könnten es schaffen.
Er schloss seine Rede mit einem Zitat von Silvius Magnago und forderte alle Politiker auf, sich diese Worte zu Herzen zu nehmen:
Wir werden die Kleinmütigen, die resignierend von Entfremdung und Integritätsverlust reden, durch die Kraft unseres Selbstbewusstseins überzeugen, dass Tirol eine unzerstörbare Einheit ist und bleibt. Diesen Geist müssen wir vor allem an die Jugend weitergeben, denn die Jugend ist die Zukunft und unsere Zukunft heißt „Ein Tirol“.
Die Feier, die von der Musikkapelle St. Georgen musikalisch mitgestaltet wurde, endete mit einem Fest im „Flatsch Waldile“.