VILLANDERS – Dieses Motto, unter dem auch der Bezirksschützentag im März stattfand, war das Thema des Bezirksschützenfestes vom 2. bis 4. August 2013 in Villanders. Ein Untertitel, der vieles beinhaltet und zugleich die Ideale des Tiroler Schützenwesens auf den Punkt bringt.
Das Bezirksfest begann am Freitag mit dem Einzug der Ehrengäste in das Dorfzentrum von Villanders. Hier eröffneten Bezirksmajor Helmut Oberhauser, Bürgermeister Walter Baumgartner und Hannes Rabensteiner, Hauptmann der Schützenkompanie „Anton von Gasteiger“ Villanders, das 14. Bezirksschützenfest mit einem Bieranstich.
Der Samstag stand im Zeichen der Trachtengruppen aus ganz Tirol mit einer großen Trachtenschau. Am Abend wurde im Dorfzentrum der „Große Österreichische Zapfenstreich“ aufgeführt.
Höhepunkt war am Sonntag die Feldmesse mit Segnung der Bezirksfahne. Es war ein nicht enden wollender Festzug, angeführt von der Ehrenkompanie „Anton von Gasteiger“ Villanders, der musizierend durch die Dorfstraße der Fraktion Gravetsch zur Gostner Wiese nach Villanders zog. Dort lud Kanonikus Paul Rainer, Alt-Landeskurat, alle Schützen, Fest- und Ehrengäste zur Feldmesse ein. Seine Predigt befasste sich mit dem Irrtum, dass irdisches Hab und Gut eine Freifahrkarte zum Himmel wäre. Er wies darauf hin, mit zunehmendem Alter nicht abständiger vom Glauben zu werden: „Unsichtbares ist zwar unbeweisbar, aber genau das ist Glaube“, gab er zu bedenken.
In seiner Gedenkansprache für die Verstorbenen wies Bezirkskulturreferent Lt. Sepp Kaser darauf hin, „dass die Kriege immer zuerst in den Köpfen der Mächtigen beginnen und dann erst an den Fronten ausgetragen werden“. Er mahnte alle zum Frieden, um keine Diktatoren mehr Macht erlangen zu lassen. Am Ende der Messfeier segnete Kanonikus Paul Rainer die neu restaurierte Bezirksfahne.
Als Balsam für die Seele, „in Zeiten, wo aus Rom ohnehin nur Käse kommt“, bezeichnete Landeskommandant Elmar Thaler sein persönliches Empfinden bei den Feierlichkeiten. Wohlstand sei auch in heutiger Zeit kein verbrieftes Recht, während Friede, Freiheit und Freundschaft nach wie vor das Motto der Schützen verkörperten.
„Das Kernthema des diesjährigen Bezirksfestes lautet: 650 Jahre Tirol bei Österreich“, berichtete Landeshauptmann Luis Durnwalder, der auch Ehrenmitglied des Schützenbezirkes Brixen ist. In seiner Festansprache räumte er ein, die Geschichte habe wohl eine große Bedeutung, heute gehe es vor allem aber darum, „Tirol und die Heimat mitzugestalten und zu erhalten. Wir wollen nicht nur Zaungäste sein“. Für Wohlstand und Wohlbefinden der Bevölkerung müsse Sorge getragen werden, ohne dabei aber auf Werte und Traditionen zu verzichten. Im Europa der Nationen, wo es gelte, Eigenständigkeit und Selbstbestimmung mit Identität zu erhalten, stelle Südtirol trotz allem eine Minderheit, die zunehme, fügte er hinzu. Gewisse Grenzen seien wohl noch vorhanden, aber nicht mehr fühlbar. „Die größten Grenzbäume stehen aber oft im tiefsten Inneren“, meinte Durnwalder bedauernd.
Bürgermeister Walter Baumgartner und Schützenhauptmann Hannes Rabensteiner dankten allen Verantwortlichen für den reibungslosen und gelungenen Ablauf des Festbetriebes, besonders auch der Musikkapelle Villanders für die musikalische Mitgestaltung der Feldmesse. Mit einem Einzug in den Dorfbereich begann der Festbetrieb, der von Konzerten und Musikgruppen begleitet seinen Ausklang fand.
Grußworte von Landeskommandant Elmar Thaler
Hochwürdige Geistlichkeit, geschätzte Ehrengäste, liebe Freude der Traditionsverbände, geschätzte Kameraden der Bayerischen Gebirgsschützenkompanien, Tiroler Landsleute, besonders aber liebe Kameraden des Schützenbezirks Brixen und der Schützenkompanie Villanders!
Als Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes ist es mir eine Freude, die Grüße und besten Wünsche aller Schützen der vereinten Tiroler Schützenbünde zu eurem Bezirksfest zu überbringen.
In einer Zeit, in welcher aus Rom zur Abwechslung – mit Verlaub – überhaupt nur mehr Käse kommt, ist so ein Fest Balsam für die Seele. So farbenfroh, so traditionsbewusst, so kernig und doch offen für jede und jeden, so – lieber Landeshauptmann – so stellen wir uns unsere Zukunft vor. Ist das nicht herrlich, wenn sie dieses Bild hier sehen und in die Gesichter der Menschen blicken, die sich allesamt mehr Freiheit und Unabhängigkeit wünschen.
Sie werden mir zustimmen, dass ein solches Fest für uns alle nichts anders als Auftrag sein kann und muss, uns dafür einzusetzen, dass wir diesem Ziel ein wenig näher kommen. Nicht was ein Hindernis auf dem Weg hin zu mehr Unabhängigkeit und Freiheit sein kann sollten wir uns jeden Tag fragen, sondern wie wir sie erreichen können.
Liebe Festgäste, bei den Vorbereitungen zu diesem Wochenende bin ich in einer alten Festansprache unseres Altlandeshauptmannes Magnago auf ein Absatz gestoßen, der uns dabei wie ein Vermächtnis sein kann. Er hat, 1980 vor versammelten Schützen dabei gemeint – ich zitiere: „Fortschritt und Wohlstand mögen manchen verwirren. Ich will gar nicht von jenen reden, die als Nutznießer von diesem Wohlstand leben, aber Löcher in unsere Gesellschaftsordnung fressen. Aber – so Magnago weiter – es gibt auch andere, die weniger auffällig einfach denken – ach was Idealismus, den überlassen wir einigen Schwärmern, für uns ist die Hauptsache, dass die Kasse stimmt. Das ist kurzsichtig, den Wohlstand ist kein verbrieftes Recht“. Zitat Ende.
Diese Sätze waren vor 35 Jahren gültig und sie sind es auch noch heute. Auch heute gibt es Menschen, die sich nicht so recht für die Heimat interessieren, die in den Tag hineinleben und sich kaum um die Allgemeinheit kümmern, sich auch nirgends einbringen. Sie müssen wir begeistern, denn wenn wir im großen Europa als relativ kleine Tiroler Volksgruppe nördlich und südlich des Brenners uns durchsetzen wollen, dann braucht es möglich alle, dann heißt es zusammenhalten, dann heißt es gemeinsam einstehen für unsere gemeinsamen Anliegen – im eigenen Verein, im Dorf, ja über Täler und über Pässe hinweg.
So wie das die Villanderer Schützen, mit einem Einsatz machen, der wirklich vorbildhaft ist. Es ist euch durch die fast schon legendäre Führung eures Hauptmannes Hannes Rabensteiner in den letzten Jahren wirklich viel Außergewöhnliches gelungen, das Vorbildwirkung im ganzen Land hat. Dafür möchte ich mich bei allen Mitglieder, besonders aber beim Hauptmann bedanken. Macht weiter so wie bisher, die SK Villanders ist eine Kompanie unter sehr vielen guten Kompanien, auf die man als Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes schon ein wenig besonders stolz ist.