ST. PAULS – Eine schier unüberschaubare Menschenmenge hat am Samstagnachmittag, den 11. Mai 2013, in St. Pauls von Michael Wenter Abschied genommen, um ihm nochmals ein letztes Danke nachzuschicken sowie seinen Angehörigen nahe zu sein. Der 36-Jährige hat seinen Kampf gegen den Krebs verloren und ist am 8. Mai gestorben.
Viele Schützenkameraden, allen voran die Bezirksfahne, sowie die Partnerkompanien aus Fritzens (Nordtirol) und Gmund (Bayern), die Freiwillige Feuerwehr und die Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan, Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte waren gekommen, um mit der Familie und der Dorfgemeinschaft Abschied zu nehmen von einem jungen Familienvater, der plötzlich aus dem Leben gerissen wurde.
Die Paulsner Pfarrkirche war zum Bersten gefüllt. Dort hielt Pater Reinald Romaner gemeinsam mit Ortspfarrer Josef Laimer den Abschiedsgottesdienst. Tiefe Betroffenheit und die Frage nach dem Warum über das unbegreifliche Schicksal standen allen ins Gesicht geschrieben. Es sei keine Gotteslästerung, wenn man sich frage, warum Gott das zulasse, sagte Pater Romaner in seiner Predigt und würdigte den Einsatz des Verstorbenen für Familie und Heimat. Er sprach der Witwe Verena und den Kindern Julia, Alex und Lisa sowie den Angehörigen Mut zu. Ein verlesener Brief des Bruders Georg brachte zum Ausdruck, wie sehr beide nicht nur als Brüder verbunden waren, sondern auch als beste Freunde.
Dann zog der Trauerzug zum Ortsfriedhof, wo die Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan die Ehrensalve für ihren verstorbenen Kameraden abfeuerte. Zur Melodie des Kameradenliedes – von einer Bläsergruppe der Musikkapelle St. Pauls vorgetragen – senkten sich die Fahnen. In seiner Grabrede brachte Landeskommandant Elmar Thaler zum Ausdruck, dass Michael Wenter trotz Arbeit und Familie immer für die Schützen und seine Heimat Tirol da war. Für ihn habe es keine faulen Ausreden gegeben. „Michi“ – wie von seinen Kameraden genannt – sei seiner Überzeugung immer treu geblieben. Er habe dabei aufgezeigt, dass es viele Wege gebe, um ans Ziel zu kommen. Thaler gab ihm das Versprechen, dass die Schützen auch in Zukunft für die gemeinsamen Ziele weiterkämpfen werden, Michael im Himmel, die Schützen auf Erden. Am Ende verabschiedete sich die Schützenkompanie Eppan mit einem Abschiedsbrief und einem kräftigen, dreifachen Schützen Heil von ihrem Hauptmann.
Für all jene, die als Zeichen der Solidarität spenden möchten, kann dies über ein eigens eingerichtetes Konto erfolgen:
Kofler Verena
Spendenkonto Fam. Wenter
Raiffeisenkasse
IT74C0825558160000300223425
RZSBIT21048
Einige Eindrücke
Gedenkrede von Landeskommandant Elmar Thaler
Es gibt ein Sprichwort, das lautet: „Als du auf die Welt kamst, weintest du. Und um dich herum freuten sich alle. Lebe so, dass, wenn du die Welt verlässt, alle weinen und du lächelst.“ Lieber Michl, auf wen treffen diese Sätze mehr zu als auf dich. Fast pausenlos, so ist es überliefert, gab es in den ersten vier Monaten deines Lebens bei Tag und Nacht Protestgeschrei – und doch, wenn wir heute, in diesen schweren Stunden an dich denken – dein Bild vor uns haben – dann sehen wir dich im Gedanken mit einem Lächeln, jenem verschmitzten, zufriedenen Lächeln, das dein Markenzeichen war.
Zufrieden, ja zufrieden ist sicher ein Attribut, das dich sehr gut beschreibt. – So bist du jedenfalls bei uns immer rübergekommen. Zufrieden konntest du wohl auch sein. Du warst ein verlässlicher Mensch, hattest eine Familie, die du über alles geliebt hast, hattest dir ein Eigenheim errichtet, du standest mit beiden Beinen fest auf dem Boden und mitten im Leben.
Du warst von Jugend an ein Mensch, den man einfach mögen hat müssen, hat mir einer deiner frühen Weggefährten gesagt, deine unglaublich freundliche Art hat angesteckt. Die großen Sprüche hast du anderen überlassen. Dein Platz war eher in der zweiten Reihe. Im Hintergrund hast du dich genauso wohl gefühlt und pflichtbewusst das getan, was zu tun war.
Für dieses Pflichtbewusstsein hattest du ein besonderes Gespür. Schon früh hast du deine Liebe zu Tirol entdeckt. Als sich in den frühen 1990er Jahren noch ganz wenige junge Leute in unserem Land für die Heimat eingesetzt haben, warst du mit ein paar Gleichgesinnten schon auf dem Weg, um deine Meinung auch nach außen zu zeigen. Mit den wenigen Mitteln, die es damals eben für junge Menschen von deinem Schlag bei uns gab. Viele von uns hier erinnern sich noch an die Tirol-T-Shirts, die du und dein Bruder vor 20 Jahren zum Selbstkostenpreis im ganzen Land verteilt habt –damals etwas vollkommen Neues, Unerhörtes, beinahe Verbotenes. Da war es dann auch kein Wunder, dass du – nach einigen Richtungskorrekturen – schließlich ein paar Jahre darauf bei den Schützen gelandet bist, dich auch dort gleich eingebracht und Verantwortung übernommen hast. Du hast Flagge gezeigt, im wahrsten Sinne des Wortes, und in Rentsch, deinem Heimatort, zusammen mit dem kleinen Kreis deiner Komp anie dafür gesorgt, dass nach guter alter Tiroler Art das Dorf an allen Festtagen beflaggt wird.
In jener Zeit, ich erinnere mich genau, wart ihr drei Rentschner auf jedem Schützenfest zugegen, und auch später, als es deine Stammkompanie nicht mehr gab und du ins Überetsch umgezogen bist, hast du gleich wieder versucht, dich zu integrieren und deinen Mann zu stellen. Du wolltest dabei sein, wenn die Eppaner das erste Mal mit den frisch gelieferten Paradegewehren zu exerzieren beginnen, und du hast dich auch nicht zurückgezogen, als es darum ging, für die traditionsreiche Schützenkompanie Sepp Kerschbaumer Eppan einen neuen Hauptmann zu finden.
Ein Jugendfreund von dir hat mir gestern erzählt, wie du ihm einmal gesagt hast, dass es freilich nicht leicht ist, alles unter einen Hut zu bringen, deine Familie, die dir so wichtig war, den Beruf, der dir und deiner Verena viel abverlangte, weil ihr oft verschiedene Arbeitszeiten hattet, das alles zu verbinden mit deiner Aufgabe bei der Kompanie. Und trotzdem sagst du „Sport oder Freizeitvereine sind ein Hobby, das man ausüben kann oder nicht. Schütze ist man im Herzen, da gibt es keine faulen Ausreden.“ Und so handeltest du auch.
Kaum kam über jemanden ein schlechtes Wort über deine Lippen. Du warst stets um Ausgleich bemüht und hattest eine Freude mit allem, was gelang. Die Freundschaft mit der Partnerkompanie Fritzens im Unterinntal wieder zu festigen, war dir ein besonderes Anliegen. Du warst Schütze durch und durch, und auch, wie die Krankheit Einzug in deinen Alltag gehalten hat, hast du trotz deiner Krankenhausaufenthalte in Innsbruck und Bozen und deiner großen Schmerzen bis im März an Kommandantschaftssitzungen teilgenommen – und bei der Andreas-Hofer-Feier im Februar die Kompanie zum letzten Mal kommandiert. Du warst – nach deinen Möglichkeiten – bis zum Schluss für deine Überzeugung da.
Eines deiner letzten Anliegen war es, dass auch vor deinem neuen Haus eine Fahnenstange errichtet wird. Einen Tag, bevor du von uns gegangen bist, wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. Die Fahnenstange stand, und zu deinem Abschied grüßten die Farben weiß und rot, die Farben unserer Heimat, die dir so viel bedeuteten.
Lieber Michl, dein Leben und dein Wirken sind uns Vorbild. Weil du mit leisen Worten, egal ob aus der ersten oder zweiten Reihe heraus, immer sehr viel bewirkt hast. Du hast uns gezeigt, dass vieles nebensächlich ist, und dass es viele Wege gibt, um ans Ziel zu kommen. Dass es letztendlich nur darauf ankommt, Einsatz zu zeigen und seiner Überzeugung treu zu bleiben.
Auf das, was du zurücklässt, kannst du stolz sein. Deine Familie, deine liebe Frau und deine wundervollen Kinder, die die schwere Zeit deiner Krankheit tapfer gemeistert haben, deine guten Werke und die vielen schönen Erinnerungen, die wir an dich haben. Sie werden letztendlich, wenn die Tränen getrocknet sind, über die Trauer überwiegen, und wir werden froh sein, dich gekannt zu haben.
Pfiati Michl! Im Gedanken werden wir uns noch oft unterhalten, und überhaupt: Wir werden weiterkämpfen für unsere gemeinsamen Ziele. Du im Himmel, wir hier unten. Davon bin ich fest überzeugt. Pfiati, bis wir uns einst wiedersehen.
Elmar