MERAN – Im Anschluss an die Andreas-Hofer-Landesfeier erfolgte im Alten Meraner Kurmittelhaus die Ehrung von verdienten Schützen und Persönlichkeiten durch den Südtiroler Schützenbund. Stellvertretend für alle Geehrten veröffentlichen wir hier einige Passagen der Ansprachen von Landeskommandant Elmar Thaler.
Verdienstmedaille in Bronze für Enzo Cestari
„Es gibt wohl keinen Ort, an denen ich im vergangenen Sommer schützenbedingt unterwegs war, an dem der nächste auszuzeichnende Kamerad nicht auch gleichzeitig gewesen wär. Gleiches gilt auch für die Vorjahre. Die Rede ist von Enzo Cestari, der neben seiner Aufgabe als Hauptmann der Schützenkompanie Major Giuseppe Maria Fedrigoni Roveredo, es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle kleinen und großen Schützenveranstaltungen in ganz Tirol fotografisch festzuhalten. Dabei hält er sich meist unscheinbar im Hintergrund, und noch bevor man tags darauf wieder am Arbeitsplatz sitzt, hat er schon eine Unmenge von Bildmaterial dem SSB-Onlineteam kostenlos zur Verfügung gestellt. Sonntag für Sonntag ist er also unterwegs, um von der absolut südlichsten Stadt Tirols – Roveredo – in selbstloser Art und Weise dazu beizutragen, dass die Redakteure unseres Internetauftritts und der Tiroler Schützenzeitung in nahezu professioneller Art und Weise mit Bildmaterial versorgt werden.
Lieber Enzo, wenn wir dich heute mit der Bundesverdienstmedaille in Bronze auszeichnen, dann soll dies einerseits ein Zeichen dafür sein, dass wir deine stille Arbeit im Hintergrund sehr zu schätzen wissen. Anderseits ist es aber auch der lebendige Beweis dafür, dass ihr Welschtiroler immer ein fester Bestandteil unserer Schützengemeinschaft gewesen seid und auch weiterhin sein werdet.“
Verdienstmedaille in Gold für Josef Seppi
„Politisch engagiert und besonders als Leserbriefschreiber oder Anrufer beim Hörertelefon in irgendwelchen Radiosendungen kommt er einem immer wieder unter. Dort sagt er seine Meinung grad heraus und vertritt mit Nachdruck die Anliegen der Heimat. Die Rede ist, wie sich alle unschwer vorstellen können, von Josef Seppi, seit 1980 Mitglied der Schützenkompanie „Mjr. Josef von Morandell Kaltern“ und seit dem Jahre 1988 unser Bundesfähnrich. Einmal, als ich ihn vor Jahren nach der Neuwahl des Bundesleitung gefragt hatte, ob er denn für das Amt des Bundesfähnrichs wieder zur Verfügung stehen würde, hat er mir klipp und klar gesagt: „Mi brauchsch nit zu frogen, i bin olm – so long is dergea und es mi brauchts – i bin olm“. Und das war er auch – der Sepp. Selbst, bis zu seiner Pensionierung im Weinbau und in der Kellerwirtschaft tätig zeigte sich seine Heimatverbundenheit insbesondere auch darin, dass er dann, wenn er beruflich unabkömmlich war, plötzlich doch in den Reihen der Schützen stand. Egal ob Herbst, ob Ernte, ob Wind oder Wetter – Sepp konnte immer. Selbst als durch eine Umstrukturierung der Bundesleitung vor 15 Jahren seine Position nicht mehr im höchsten Führungsgremium des Schützenbundes eingebaut wurde, tat dies seinem Pflichtbewusstsein und seinem fortwährendem Einsatz keinen Abbruch.
Mit Stolz und besonderem Eifer trägt Josef Seppi bis heute die Bundesfahne des Südtiroler Schützenbundes und ist ein leuchtendes Vorbild aufopferungsvoller Pflichterfüllung. Weder Chargen noch Karriere standen bei ihm jemals im Vordergrund. Sondern das unermüdliche sich einbringen zum Wohle der Gemeinschaft. Für seine Leistungen wird er nach 25-jähriger Tätigkeit mit der sehr selten vergebenen Bundesverdienstmedaille in Gold ausgezeichnet.“
Verdienstmedaille in Gold für E.-Major Karl PERTL
„Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später, hat Wilhelm Busch einmal gemeint. Jenem Mann, den wir nun auszuzeichnen haben, verdanken wir – das kann ich so ganz unumwunden sagen – die Tiroler Schützenzeitung und den Tiroler Schützenkalender. Und dafür ist eine Auszeichnung des Südtiroler Schützenbundes längst schön überfällig. Als junger Bursch ist der junge Völser – Völs bei Innsbruck – Karl Pertl zu den Schützen gekommen und schon früh zeigte sich seine Liebe zu Tirol und das Interesse zu dessen Geschichte. Selbst eigentlich Maurer, später Lehrer an der HTL, hat er auch im Unterricht seine Gesamttiroler Überzeugung einfließen lassen. Das Goldene Dachl, die Churburg und vieles mehr, das als Modell an der Höheren Technischen Lehranstalt gebaut wurden, sollte seine Schüler daran erinnern, dass Tirol größer ist, als es die Grenzen des heutigen Bundeslandes eigentlich vermuten lassen würden. Eine Überzeugung, die er selbst immer gelebt hat, und in seiner Zeit als Bundesjungschützenbetreuer nachhaltig unter Beweis stellen konnte. Von Hofrat Auer hat er damals das Erbe der relativ jungen Tiroler Schützenzeitung übernommen, von Prof. Otto König den damals relativ jungen und zu jener Zeit dahinsiechenden Schützenkalender. Beiden Medien hat er durch besonderen Einsatz zu ungeahnten Höhenflügen verholfen, hat sie durch bewundernswerten Fleiß zu einem nicht mehr wegzudenkenden Fixpunkt in unserer Schützengemeinschaft gemacht. Wer den Aufwand, den es heute bedeutet eine Schützenzeitung zu machen, kennt, kann sich vielleicht im Ansatz vorstellen, was damals welcher Aufwand zur Erstellung einer Schützenzeitung notwendig war. Damals als es noch kein E-Mail, keine Scanner für den Heimbedarf, kaum Fax und überhaupt – es gab keinen PC. Da hieß es, sich nach getaner wochenlanger Recherche einen gesamten Tag frei zu nehmen um nach Bozen zu fahren, um dort das Klebelayout in der Druckerei zusammen zu schnippseln. Dies 4 Mal im Jahr, über viele Jahre hinweg. Über seine gesamte Zeit als Bundesbildungsoffizier im Bund der Tiroler Schützenkompanien war Karl Pertl stets ein loyaler und überparteilicher Ansprechpartner für den Südtiroler Schützenbund.
Mit beschwichtigenden Worten hat er immer wieder den richtigen Ton gefunden um Grundwerte des Tiroler Schützenwesens anzumahnen, geschichtliche Ereignisse aufzuzeigen und vor allem das gemeinsame hervorzuheben. Bundesehrenmajor Karl Pertl war nie ein lauter, ein rebellischer – nein er war, getreu seinem gelernten Beruf, ein Baumeister. Ein Baumeister, auf dessen Initiative nicht nur die Errichtung vieler Bildstöcke und Wegkreuze zurückgeht, sondern ein Baumeister der gesamttirolischen Freundschaft. Wenn diese Auszeichnung auch erst Jahre nach deinem Abgang erfolgt, so ist es vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass wir alte Freunde, wie du es bist, lieber Karl, nie vergessen. Aus den Augen heißt in unserer Schützengemeinschaft noch langen nicht aus dem Sinn. Durch deine Beharrlichkeit und Aufrichtigkeit bist du ein würdiger Träger der Bundesverdienstmedaille des Südtiroler Schützenbundes in Gold.“
Ehrenkranz des Südtiroler Schützenbundes für Horst Kunert
„Die nächste Ehrung ergeht an einen Altösterreicher, wie er sich selbst gerne bezeichnet. Horst Kunert, Studiendirektor a.D. wurde1932 in Böhmisch Kamnitz im Sudetenland geboren. Von dort, seiner angestammten Heimat, wurde er wie rund 3,5 Millionen seiner Landsleute vertrieben und fand in Bammental bei Heidelberg ein neues Zuhause. Gerade seine Erfahrungen in frühester Jugend machten ihn wohl hellhörig für das Problem bedrohter Volksgruppen und bestärkten ihn schließlich in seinem frühen Engagement für das „Kulturwerk für Südtirol“.
Seit 1956 gibt es das Kulturwerk für Südtirol mit Sitz in München, welches bis heute bei der Renovierung von Kultur- und Bildungsstätten, der Übernahme von Stipendien und Ausbildungshilfen für Südtiroler in Österreich und Deutschland, durch Patenschaften für Südtiroler Bergbauernkinder, durch die Verleihung des Heimatpreises und auch durch die maßgebliche Unterstützung von Schützenkompanien einen wertvollen Beitrag für die deutsche und ladinische Volksgruppe in Südtirol leistet. Horst Kunert war und ist dabei seit Jahrzehnten das Schwungrad.
Mit seinem ausgeprägten Sinn für Hilfsbereitschaft erkannte er bereits in den 1960er Jahren, dass Südtirol seine Hilfe besonders benötigte. Während andere mit Sprengstoff auf das Unrecht in Südtirol aufmerksam machten, kämpfte er – nicht minder effektiv – in der 2. Reihe. Seine Waffen waren dabei seine Fotokamera und sein Füller. In Wort und Bild hielt er die Schönheiten unserer Heimat fest und animierte so in unzähligen Lichtbildvorträgen Bürger aus allen Teilen der Bundesrepublik nach Südtirol auf Urlaub zu fahren. So strömten – in einer Zeit, in der Italien Südtirol gerne hätte finanziell ausbluten lassen – jährlich abertausende von Bundesdeutschen Urlaubern in den südlichen Teil Tirols, und mit ihnen in Summe gesehen Millionen von DM, die im Urlaub auf den Bauernhöfen, in Pension und Hotels ausgegeben wurden.
Insgesamt kann also gesagt werden, dass Horst Kunert durch seine nun schon über 60 Jahre andauernde Vortragstätigkeiten und gleichzeitige Spendensammlung in der gesamten Bundesrepublik einen wertvollen Beitrag für das Bekanntwerden der Probleme der österreichischen Minderheit in Italien geleistet hat, der von Südtiroler Seite kaum gewürdigt worden ist. Man möge uns das nachsehen – aber Horst Kunerts Hilfe war immer leise und bedacht, niemals hat er daraus ein großes Aufheben gemacht.
Einzig und allein das Mitteilungsblatt des Kulturwerks für Südtirol tut kund, was Jahr für Jahr – kleines und großes – für Südtirol bewegt wurde. Und auch da ist Horst Kunert am Werk. Seit vielen Jahren hat er dort die Schriftleitung inne. Vier Mal im Jahr gestaltet er ehrenamtlich die Südtiroler Rundschau, eine zeitaufwändige Aufgabe, die er komplett allein bewältigt und dabei seine treuen Mitglieder mit besonderer Anteilnahme über das Geschehen zwischen Brenner und Salurner Klause informiert. Darüber hinaus hat er bei rund hundert Studienfahrten Schülern, Studenten, Lehrern und Senioren unser Land nähergebracht und sie in die Problematik Südtirols eingeführt.
Liebe Kameraden, meine sehr geehrten Damen und Herren, sie sehen schon. Horst Kunerts Einsatz geht weit, geht wirklich weit über den Einsatz eines engagierten Freundes hinaus. Südtirol ist Horst Kunert zur zweiten Heimat geworden, in der er zusammengezählt und aufgeteilt auf 60 Jahre insgesamt mehrere Jahre segensreich verbracht hat und vielen heimatverbundenen Menschen und Schützenkompanien durch die Übergabe von gesammelten Spendengeldern geholfen hat. In seiner Bescheidenheit hat er mir erst kürzlich brieflich mitgeteilt, dass er sich über die Auszeichnung zwar freue, aber doch überrascht sei. Denn sein Helfen habe er einfach als seine selbstverständliche Pflicht angesehen.
Wenn das jemand nach 60 Jahren segensreichem Wirken sagt, dann übergeben ich Horst Kunert den Ehrenkranz des Südtiroler Schützenbund mit besonderer Demut.“
Weiters wurden geehrt:
Verdienstmedaille BRONZE:
- Andreas Weitlaner, Außervillgraten
- Konrad Bergmann, Außervillgraten
- Richard Hopfgartner, Gais
- Karl Plankensteiner, Gais
- Horst Agostini, St. Johann in Ahrn
- Giampaolo Mussner, Wolkenstein
- Karl Stockner, Bozen
- Johann Profanter, Villnöss
- Josef Obexer, Klausen
- Christian Folie, Meran
- Benno Frank, Meran
- Willi Pircher, Meran
Verdienstmedaille SILBER:
- Konrad Nischler, Tartsch
- Martin Pfattner, Latzfons
- Richard Enderle, Tramin