Pfiati Günther. Und Vergelt’s Gott

PUSTERTAL/AUFHOFEN. Die Südtiroler Schützen und Marketenderinnen trauern um den Bezirkskulturreferenten des Schützenbezirkes Pustertal, Lt. Günther Obwegs. Der ehemalige Ladinerreferent des Südtiroler Schützenbundes wurde Opfer eines Verkehrsunfalls und hinterlässt seine Frau und drei kleine Kinder.

Günther Obwegs wurde 1966 in Bruneck geboren, von Beruf war er Beamter. In seiner Jugend war er unter anderem von 1982 an in den Reihen der Schützenkompanie „Anton Steger“ Bruneck tätig, 2005 ist er der Schützenkompanie Mareo/Enneberg beigetreten.

Er war begeisterter Bergsteiger und Fotograf. Doch seine größte Begeisterung galt seiner Heimat und deren Geschichte. Das Erforschen, das Aufschreiben, Sammeln und Veröffentlichen von Informationen, das Aufbewahren für kommende Generationen und das Ankämpfen gegen das allzu leichte Vergessen bedeutete für ihn aktiven Heimatschutz. Als Kulturreferent im Schützenbezirk Pustertal hat er wertvolle Arbeit für das südliche Tirol geleistet. Die Bücher waren seine große Leidenschaft.

Mit seinen Vorträgen, besonders über die Feuernacht und den Ersten Weltkrieg, wusste er die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Aber auch die Neumitglieder des Südtiroler Schützenbundes motivierte er in den Grundlehrgängen. Über die Schützen schrieb Obwegs im Buch „Die Heimat zuerst“: „Die Südtiroler Schützen haben in unserer Heimat endlich wieder das Feuer der Freiheit entfacht. Und es brennt unaufhörlich…“

Für Günther Obwegs bedeutete die Gelöbnisformel des Südtiroler Schützenbundes auch seine persönliche Leitlinie, der er bis an sein Lebensende treu war.

Genaueres zur Trauerfeier wird in Kürze bekannt gegeben.

Mjr. Efrem Oberlechner

Pfiati Günther. Und Vergelt‘s Gott!

Günthers Idealismus war ansteckend. „Na woasche wos mo dou tien …?“ war oft sein Einleitungssatz. Und darauf folgte dann meist ein Schwall von Ideen, mit denen – weil unkonventionell und hochgradig innovativ – niemand auch nur ansatzweise gerechnet hatte. In seinem kleinen schwarzen Büchlein hatte er dazu bereits mit seinem kalligraphischen Füller viele Details notiert.

Auf die komplexesten Themen hatte Günther stets Antworten parat, und seine Vorträge waren legendär. Niemals belehren wollte er, lehren schon gar nicht; das sollen Historiker, meinte er. Sein Metier war die Begeisterung. Wenn er erzählte vom Krieg in den Dolomiten, vom Einsatz der Freiheitskämpfer, von der Aufgabe der Schützen – und vom Streichholz, das allein nichts ausrichten kann, aber gemeinsam mit anderen zur Flamme wird und am Ende ein prächtiges Bergfeuer ergibt, das weithin leuchtet – wer auch nur einen seinen Vorträge erlebt hat, weiß, wovon die Rede ist. Günther hat aber auch eine ganze Reihe von Tirolensien verfasst. Sein Wissen zu vielen volkstumspolitisch relevanten Themen war schier unerschöpflich.

Im Jahre 1966 in Bruneck geboren, aufgewachsen zusammen mit seinen vier Geschwistern in Aufhofen, hat er sich schon früh für die Heimat eingesetzt. Beim Heimatbund, bei den Schützen und überall dort, wo man sich für die Heimat einsetzen konnte. „Die Heimat braucht dich“, war sein Motto, das er immer wieder an andere weitergab. Und über all die Jahre herauf hat er dabei Zusammenhänge kennen gelernt, teils brisante Details, die einem ohne ihn verschlossen geblieben wären.

Auch im Kreis der Bundesleitung war er ein wichtiges Mitglied. Dort vertrat er unsere, seine ladinischen Kompanien, dort gab er aber auch grundlegende Impulse. Unermüdlich recherchierte er, stöberte er in Archiven und es war ihm geradezu eine Freude, wenn wir exklusive Bilder aus seinem Fundus verwenden konnten. Dann sagte er in selbstloser Manier: „und draufschreiben tun wir ‚Archiv Südtiroler Schützenbund‘“. Das war Günther, nie auf sich selbst bedacht, immer nur das gemeinsame Ganze im Blick.

Lange Zeit wusste ich nicht mal, dass Günther eigentlich ladinischer Muttersprache war. Ich erinnere mich genau, wie er mir auf Nachfrage erklärt hat, dass seine Träume alle ladinisch sind – wovon sie handelten, musste er mir gar nicht sagen. Günther war Tiroler durch und durch.

Und es war für ihn auch selbstverständlich – wenn die Zeit gekommen war – für seine Familie da zu sein. Deshalb zog er sich vor einigen Jahren aus der Bundesleitung zurück, um für seine drei Buben und seine geliebte Gattin da zu sein. Günther blieb aber ein zuverlässiger Ansprechpartner, ein Freund, ein Mitkämpfer. Und wann immer man ihn brauchte, war er da – mit neuen Ideen, neuen Projekten, immerwährender Tatkraft.

Bei einem Vortrag, den er in Vahrn im vergangenen Oktober vor jungen Schützen und Marketenderinnen gehalten hat, hat er gemeint: „Ich verspreche, jederzeit, immer, heute, jetzt, morgen, hier, überall,  für meine Familie, für meine Kameraden, für mein Dorf, für mein Tal, meinen Glauben, für unsere Geschichte, für unsere Kultur, für unsere Sprache, für unser Volk, für unsere Heimat da zu sein. Das alles heißt, ein Schütze, eine Marketenderin zu sein!“

Lieber Günther, deine Worte werden uns Vermächtnis sein. Auf dass deine Träume, unsere Träume wahr werden. Wo immer du jetzt bist, du wirst uns dabei unterstützen. Das wissen wir – weil es immer deine Art war. Pfiati Günther. Und Vergelt’s Gott!

Für deine Kameraden im Südtiroler Schützenbund

Mjr. Elmar Thaler
Landeskommandant

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