INNICHEN – Gerade jetzt, wo das soeben erst vom Landtag verabschiedete Landesgesetz zur Ortsnamengebung von Rom auch schon wieder rückverwiesen wurde, ist die Ortsnamenfrage wieder aktuell wie nie zuvor. Wie groß der Informations- und Diskussionsbedarf zu dieser Frage nach wie vor ist, zeigte wieder die gut besuchte Veranstaltung am 10. Dezember 2012 im „Josef-Resch-Haus“ in Innichen zum Thema „Aktion Ortsnamen – Spurensicherung im Pustertal“, zu der die Schützenkompanie Innichen gemeinsam mit der vom Südtiroler Schützenbund ins Leben gerufenen SOKO Tatort „Alto Adige“ und dem Schützenbezirk Pustertal geladen hatten.
Nach der Begrüßung durch Bezirksmajor Haymo Laner und eine Einführung durch Egon Zemmer als Vertreter der SOKO Tatort „Alto Adige“ zeigte der Vinschger Bezirksmajor Peter Kaserer in seinem Impulsreferat die sprachgeschichtliche Entstehung der Ortsnamen auf. Anschließend erläuterte der Kultur- und Bildungsreferent Major Günther Morat die biografischen Hintergründe Ettore Tolomeis und analysierte dessen Vorgangsweise bei seinem Vorhaben, Südtirol flächendeckend zu italianisieren. Über die rechtlichen Grundlagen der Toponomastik und die Handhabung der Ortsnamenfrage in anderen europäischen Minderheitengebieten klärte schließlich Dietmar Weithaler auf.
Im Mittelpunkt des Abends stand eine Podiumsdiskussion mit dem Toblacher Bürgermeister Dr. Guido Bocher, Andreas Krautgasser, Präsident des Tourismusvereins Innichen, Dr. Ing. Roland Griessmair, Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal, Haymo Laner, Bezirksmajor Pustertal und mit dem stellv. Landeskommandanten des SSB Major Heinrich Seyr als Sprecher der SOKO Tatort „Alto Adige“.
Der Touristikfachmann am Podium, Andreas Krautgasser, betonte, dass wir Südtiroler die bestgeschützte Minderheit mit der besten Autonomie international seien. Weiters, dass man Aosta, wo die faschistischen Ortsnamen schon 1946 abgeschafft wurden, nicht mit Südtirol vergleichen könne. Trotzdem sei für ihn die geschichtliche Lösung der Ortsnamenfrage die gerechteste, wenn auch nicht die am leichtesten realisierbare.
Bezirksmajor Haymo Laner trat eindeutig für die historische Lösung ein, betonte aber, dass inzwischen nicht mehr der Staat der größte Verfechter dieses faschistischen Unrechts sei, sondern dass man in den Reihen unserer eigenen Minderheit nach den Tätern suchen müsse.
Auch der Toblacher Bürgermeister, Dr. Guido Bocher meinte, dass die juridische Lösung nicht immer die gerechteste sei, da dieses Thema sehr in die persönlichen Werte eingreife und somit die historische Lösung, obwohl es dazu sicher Zeit bräuchte, die beste wäre.
Der Pusterer Bezirkspräsident, Dr. Ing. Roland Griessmair verteidigte die Arbeit der Volkspartei und unterstrich, dass Lösungen wie in Aosta 1946 für Südtirol nicht erreichbar gewesen wären. Weiters versuchte er den Standpunkt durchzubringen, dass man Schritt für Schritt in der Realpolitik Ziele erreichen könne und dass das Landesgesetz zur Toponomastik eine gute, wenn auch nicht perfekte Ausgangssituation sei, damit die deutschen Orts- und Flurnamen endlich gleichberechtigt zu den italienischen in der öffentlichen Verwaltung gebraucht werden können.
Der stellv. Landeskommandant der Schützen und Sprecher der Soko Tatort „Alto Adige“, Major Heinrich Seyr betonte, dass es für ihn wichtig sei, dass die Verwaltungsbezirke nicht einfach simple Übersetzungen der Ortsnamen festlegen bzw. dass man dabei nicht mit Übereifer vorgehen sollte. Die zuständige Landeskommission sollte mit Germanisten und Toponomasten besetzt werden und nicht nur mit Kartographen und Statistikern.
Zahlreiche Fragen und Denkanstöße aus dem Publikum bereicherten die Diskussion. Durch den Abend führte Alfred E. Mair.