BOZEN/MOSKAU – Auf Radio Stimme Russland stellte man sich am Mittwoch, den 28. November 2012 die Frage: „Wird Italien zerfallen?“. In einem Interview bemerkte Daniele Scalea, wissenschaftlicher Sekretär des Instituts für geopolitische Forschungen und stellvertretender Direktor des Journals „Geopolitica“ zunächst, dass die Wirtschaftskrise separatistische Stimmungen zuspitzen würde.
Nicht viel hält Scalea vom Vorschlag des Freikaufes, welcher vor einiger Zeit von Landesrat Dr. Thomas Widmann eingebracht wurde. Dazu der Politikwissenschaftler im Interview:
Ich denke, das ist ein überlegter Zug. Für mich ist absolut offensichtlich, dass derartiges einfach nicht geschehen kann, ungeachtet dessen, dass Italien in wirtschaftlicher Hinsicht jetzt keine einfachen Zeiten erlebt. Die Situation im Lande ist nicht so schlecht, um zu seinem Bestand gehörende Gebiete zu verkaufen. Man sollte nicht vergessen, dass Südtirol heute die reichste Provinz ist, vor allem dank der Investitionen, die die italienische Regierung in deren Wirtschaft getätigt hatte. Ungeachtet der Tatsache, dass in der Region die Industrie und der Tourismus entwickelt sind, bleibt Südtirol dennoch eine Gebirgsregion. Ich vermute, dass es sich nicht um einen ernsthaften Vorschlag gehandelt hat. Wohl eher haben wir es hier mit einer einfachen Provokation zu tun.“
Erst vor kurzem unterstrich Landesrat Widmann seine Idee des Freikaufs in einem Interview mit der Tiroler Schützenzeitung. Darin meinte er unter anderem:
Unser Ziel muss heißen: größtmögliche Eigenständigkeit und größtmögliche finanzielle und politische Unabhängigkeit vom restlichen Staat. Nur wenn wir die Rahmenbedingungen selbst gestalten können, können wir unseren hart erarbeiteten Lebensstandard in Zukunft aufrecht halten und absichern. Ein Missverständnis müssen wir dabei aber gleich aus dem Weg räumen: auch jetzt schon zahlen wir für die italienische Staatsschuld mit; oder wie soll man das sonst nennen wenn uns – die Autonomiebestimmungen einfach beiseite räumend – über das Mailänder Abkommen hinaus weitere ca. 600 Millionen Euro jährlich abgezwackt werden? Da ist es doch klüger, gleich die Schulden anteilig zu übernehmen und wenigstens den Zahlungsplan selbst zu gestalten; das geht, wenn wir mit eigener Steuerhoheit die Effizienz zum Vorteil der Bürger und Unternehmen steigern können.“
Der Südtiroler Schützenbund zeigt sich erfreut, dass sogar im fernen Russland Süd-Tirols Freiheitsbestrebungen wahrgenommen werden, und begrüßt generell alle Vorschläge und Ideen, die auf eine Unabhängigkeit Süd-Tirols von Italien abzielen. Die Realisierbarkeit dieser Vorschläge muss Auftrag und Aufgabe für die Politik sein!