MÜNCHEN/BOZEN – „Streit um das Autonomiestatut“, so lautete das Thema am 23. November 2012 in der Sendung „Euroblick“ im Bayerischen Rundfunk. Die Sendung reagierte damit auf die positive Berichterstattung in verschiedenen internationalen Medien über die Unabhängigkeitsbewegung in Südtirol. Der Separatismus nimmt in Europa zu, nicht nur bei den Schotten, Katalanen und Flamen, sondern auch in Südtirol. Der Wunsch nach Unabhängigkeit wird lauter.
Stolz und freiheitsliebend seien die Südtiroler. Ein Bergvolk, umgeben von grandioser Landschaft. Und streitbar seien sie auch. Journalistin Kornelia Küßner vom BR war in Südtirol vor Ort, wo am 14. April dieses Jahres der Freiheitsmarsch mit 6000 Personen für ein unabhängiges Südtirol stattgefunden hatte. Neben Reinhold Messner und Landeshauptmann Luis Durnwalder kam auch der Landeskommandant der Schützen, Elmar Thaler zu Wort: „Ich glaube, dass die Südtiroler nie vergessen haben, dass sie eigentlich keine Italiener sind. Und natürlich, in 50 Jahren hat es sehr viele steuerliche Vorteile und Zuschüsse aus Italien gegeben, die diese Erkenntnis halt vernebelt haben. Nun ist das Geld aus Rom alle, und irgendwie lichten sich jetzt die Nebel. Die Südtiroler fragen sich jetzt verstärkt und vermehrt: Was machen wir eigentlich bei Italien? Da gehören wir nicht dazu.“
Zurückgegriffen wurde im Bericht auch auf Videomaterial des Südtiroler Schützenbundes, in welchem über den großen Freiheitsmarsch von Bozen berichtet wird. Ohne Rom in die Zukunft lautete damals das Motto. Laut Küßner mache der Südtiroler Schützenbund schon seit Jahren damit Stimmung. Ein eigener Staat, Anschluss an Österreich oder Volksabstimmung würden die Forderungen lauten. Der Schützenbund erhalte Zulauf vor allem von jungen Leuten.
Der Jungfunktionär der Südtiroler Volkspartei, Manuel Raffin, attackiert im Bericht die Schützen und Separatisten mit Argumenten unter der Gürtellinie. Er rückt sie nach rechts und glaubt, dass diese ein niedriges Bildungsniveau hätten und diese Meinung nur in den abgelegenen Tälern herrsche. Wortwörtlich sagt Raffin: „Ich muss schon sagen, dass das talabhängig ist und bildungsabhängig. Das heißt, man kann hier nicht generell von einem Rechtsruck bei den Jugendlichen sprechen kann. Es hängt immer sehr stark von den verschiedenen Tälern ab. Ich bin selbst ein Pustertaler, ich komme aus dem Ahrntal, und gerade auch aus diesem Tal sind sehr viele junge Leute, die vor allem rechtsgerichtet sind. Da kommt bei mir schon eher Angst hervor.“
Vergessen hat Manuel Raffin, dass er und seine Parteifreunde selbst noch vor drei Jahren zur Teilnahme am Protestmarsch „Gegen Faschismus – Für Tirol“ in Bruneck aufgerufen hatten, bei dem es unter anderem auch für ein freies Südtirol ging. War also auch Raffin rechtsgerichtet, besaß er ein niedriges Bildungsniveau und hatte er damals Angst vor sich selbst? Oder wertet er die Schützen und Patrioten nun ab, um bei den nächsten Landtagswahlen selbst besser dazustehen?
Nichtsdestotrotz zeigt sich der Südtiroler Schützenbund erfreut darüber, dass aus Südtirol auch die Stimmen jener Personen gehört werden, welche sich für eine Loslösung Südtirols vom Staat Italien und ein Europa der Völker einsetzen. Und das nicht nur wegen der derzeitigen schlechten wirtschaftlichen Situation, sondern auch wegen der kulturellen und historischen Begebenheiten.