INNSBRUCK – Über 1.500 Jungschützen und Jungmarketenderinnen aus allen Landesteilen trafen sich am Sonntag, den 2. September 2012 beim 12. Tiroler Jungschützentreffen in Innsbruck. Am traditionsreichen Bergisel gab es einen Festakt, in dessen Rahmen die Einweihung der Skulptur „Heimat“ – einer Gemeinschaftsproduktion des Südtiroler Künstlers Aron Demetz und der Jugendlichen – vorgenommen wurde.
Schon im Vorfeld des Gedenkjahres 2009 traten die Jungschützenbetreuer im Bund der Tiroler Schützenkompanien mit dem Vorschlag an das Land heran, am Bergisel ein Zeichen zu setzen, das zu einem Identifikationspunkt für die Jungschützen werden könnte. Damals wollte man im Umfeld des neuen Tirol Panorama arbeiten, dessen Zeitplan eine Realisierung im Gedenkjahr jedoch unmöglich machte.
Die Tiroler Landesregierung und die Kulturabteilung standen dieser Idee von Anfang an sehr positiv gegenüber, denn gerade mit dem Tirol Panorama wollte das Land Tirol ja auch einen geschichtspolitischen Akt setzen, also eine Weiterentwicklung der Perspektiven anzeigen, in denen man sich mit der Geschichte Tirols und mit „Anno Neun“ im Besonderen beschäftigt: von der bisher vorherrschenden heroischen Denkmalkultur hin zu einer reflexiven und differenzierten, die Gegenwart und die Zukunft mit einbeziehenden Befassung mit der Geschichte.
Auch die Jungschützen haben sich darauf eingelassen und den Kontakt zur zeitgenössischen Kunst gesucht. Mit Aron Demetz aus Wolkenstein, einem international bereits sehr profilierten Vertreter der jungen, erfolgreichen Bildhauer-Szene aus den ladinischen Tälern, haben sie offenbar einen kongenialen Partner gefunden. Einen Künstler, der den Überzeugungen und Werten der Jungschützen mit seiner eigenen künstlerischen Sprache Ausdruck verleiht, der aber wohl auch ihre Sehnsüchte anspricht, ihre Sehnsucht nach Heimat und Verwurzelung.
Dr. Benedikt Erhard, stellvertretender Leiter der Abteilung Kultur des Amtes der Tiroler Landesregierung und Koordinator des Treffens, wurde für seine Verdienste der „Ehrenkranz des Tiroler Schützenbundes“ – die höchste Auszeichnung für Nichtschützenmitglieder – verliehen.
Die Skulptur und der Künstler
Auf einem in Bronze gegossenen Wurzelstock steht ein lebensgroßer junger Mann, unbekleidet, in nachdenklicher Pose, aus seinen Fingern wachsen Wurzeln) gesegnet; sie steht derzeit vor dem Tirol Panorama, nach Fertigstellung des Rundwanderwegs um den Bergisel wird sie auf einem Plateau über dem Südportal des Autobahntunnels aufgestellt, nach Süden blickend. Der Weg dorthin ist gesäumt von 8 Steinen aus allen Teilen Tirols. Die Themen „Verwurzelung“ und „Steine“ werden von den Jungschützen aller Landesteile in vielen Aktionen weiter behandelt, dienen als Anregung, ihre Werte zu reflektieren.
Aron Demetz:
Geb. 1972, Bildhauer, Ausbildung in St. Ulrich und Carrara (an der dortigen Akademie heute auch Professor), lebt in Wolkenstein, Gröden. Arbeitet seit Jahren über die menschliche Figur; zeigt den Menschen in antik anmutenden, fast stoischen Haltungen; lässt ihre Oberflächen roh oder bearbeitet sie mit Harz, Silberfolie oder Feuer; was alle seine Figuren ausdrücken: Demut und Kraft, Einzel- und Gruppenausstellungen in Rom, Mailand, Wien, Kiel, Innsbruck, Bozen, Franzensfeste („Figura“ 2011) u.v.a.m. Teilnehmer der Kunstbiennalen in Venedig 2009 und 2011
Projekt Skulptur „Heimat“
Die Skulptur wurde „Heimat“ benannt und stellt die Verbindung des Menschen mit ihren Wurzeln dar, und dem Ort wo sie verwurzelt sind und waren. Man kann sie als Entwurzelten sehen oder als Wurzelnden. Sie sollte die Besucher anregen, ihre persönlichen Ursprünge zu hinterfragen und was eigentlich Wurzeln heutzutage sein können und bedeuten. Die Skulptur kann als das Leben eines Baumes gelesen werden oder als Metamorphose eines Menschen und ist für jeden einfach interpretierbar.
An den Händen wachsen kleine Äste als würde die Figur von neuem sprießen.
Die Bronzeskulptur wurde präventionshalber im Inneren mit einer Stahlkonstruktion verstärkt um vor Vandalismus sicher zu sein. Die äußersten Wurzelteile werden im Boden an einem kleinen Betonguss verankert. Mit einem Durchmesser von 4 bis 6 Metern und einem Gewicht von 1.000kg hat die Figur eine gute Stabilität. Die dünneren Wurzeln werden alle die größeren berühren und so untereinander verbunden sein und ein starkes Gitter bilden.
Ein weiterer Teil der Skulptur „Heimat“ sind acht Steinstelen, die aus allen Landesteilen Tirols von den Schützen stammen, auf den Bergisel gebracht und aufgestellt wurden. Jeder Stein erzählt eine eigene Geschichte. Eine Geschichte der jeweiligen Region.
Aus Südtirol wurden dafür drei große Steine zur Verfügung gestellt, einer aus dem Vinschgau, einer aus dem Sarntal und einer aus dem Pustertal. An dieser Stelle danken wir dafür den drei Bezirksmajoren Peter Kaserer, Siegfried Barbieri und Haymo Laner.