Gedenkveranstaltung zu 20 Jahre Streitbeilegungserklärung – Schützen dabei

WIEN – Als würdige Feier bewerten die Tiroler Schützen die heutige Gedenkveranstaltung zu 20 Jahre Streitbeilegungserklärung im Österreichischen Nationalratssaal. Landeskommandant Mjr. Elmar Thaler (SSB) und Landeskommandantstellvertreter Bundesrat Mjr. Stephan Zangerl (BTSK) waren als offizielle Vertretung der Tiroler Schützen nach Wien gereist um der Veranstaltung beizuwohnen.

Nationalratspräsidentin Mag.ra Barbara Prammer konnte neben Vertretern aus vielen politischen Lagern aus Tirol  und dem restlichen Österreich auch viele Altmandatare begrüßen, die teilweise maßgeblich an den politischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte beteiligt waren. Sie rief in Erinnerung, dass sich das Parlament mit Südtirol stets intensiv befasst und damit den Stellenwert unterstrichen habe, den Österreich Südtirol aus gutem Grund immer beigemessen hat. „Es ist weiterhin wichtig, dass sich das Parlament im Südtirol-Unterausschuss mit den Anliegen Südtirols beschäftigt, sagte Prammer und unterstrich die Schutzfunktion Österreichs für Südtirol, die auf dem Pariser Abkommen und einem parteiübergreifenden Konsens beruht.

Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger zeigt sich erfreut über die Entwicklung, die Südtirol genommen hat. Die Bevölkerung Südtirols habe in ihren Bemühungen um die Autonomie nie nachgelassen, erinnerte der Außenminister. Österreich wiederum sei in seiner Schutzfunktion immer zu Südtirol gestanden, egal welche Bundesregierung, welcher Bundesminister Verantwortung trug.

Der Landeshauptmann von Südtirol Luis Durnwalder leitete seine Ausführungen mit dem Dank an die Nationalratspräsidentin und an Vizekanzler Spindelegger für die Festveranstaltung im Nationalratssitzungssaal ein. Die Bevölkerung Südtirols habe nicht nur ihre Identität nicht verloren, sondern sei selbstbewusster geworden. Südtirol hat den Kontakt zu anderen Regionen ausgebaut. Lange sei es ein Randgebiet Italiens gewesen, nun stehe es in der Mitte Europas und verzahne europäische Regionen miteinander. Er mahnte unter anderem in seinen Ausführungen an, Faschistische Denkmäler umzudeuten oder wo möglich zu entfernen.

Günther Platter, Landeshauptmann des Bundeslandes Tirol begrüßte unter anderem auch die Abordnung der Tiroler Schützen und unterstrich, dass die innertirolische Zusammenarbeit heute so gut ist, wie sie dies seit über 90 Jahren nicht mehr gewesen sei. Er sieht in der Streitbeilegung ebenfalls ein wichtiges Ereignis in der Geschichte Österreichs und erinnerte seinerseits an das historische Unrecht und das große Leiden zu dem die Trennung Südtirols von Nordtirol nach dem Ersten Weltkrieg geführt habe. Platter erinnerte auch an den Widerstand gegen dieses Unrecht und an die „Feuernacht“ vor 51 Jahren, die insofern einen Wendepunkt in der Entwicklung darstelle, als es danach gelang, eine UN-Resolution für Südtirol zu erreichen. Es sei richtig gewesen, auf Verhandlungen, Vertrauen und konstruktive Kräfte zu setzen, sagte Platter und sah in der Entwicklung der Autonomie auch eine große Chance für Europa. Südtirol wird ein zentrales Anliegen der Tiroler Landespolitik bleiben, versprach Landeshauptmann Platter, für den das Thema Südtirol nicht nur eine politische, sondern eine emotionale Frage sei.

Der Welschtiroler Landeshauptmann Lorenzo Dellai wies darauf hin, dass die Trentiner lange Zeit das Leid der Südtiroler nicht verstanden hätten, das Leid von Menschen, die den Bestand ihrer Sprache und ihrer Kultur gefährdet sahen, räumte Lorenzo Dellai in einem selbstkritischen Rückblick auf die Geschichte ein. Es sei gut gewesen, dass es nach der Losung „Los von Trient“ gelungen sei, den Dialog wieder herzustellen. Lorenzo Dellai bekannte sich zur Autonomie und zu dem Projekt Europaregion, das den jungen Menschen die Möglichkeit gebe, Bürger einer globalen Welt zu sein, ohne die Werte ihrer alpinen Heimat zu verlieren. Dellai warnte davor, die Autonomie auf ihren praktischen Nutzen zu reduzieren und bekannte sich dazu, die Autonomie gegen alle Gefahren des Zentralismus und lokaler Mikronationalismen zu verteidigen.

Der Vorsitzende des Südtirol-Unterausschusses des Nationalrats, Abgeordneter Hermann Gahr begrüßte neben den anwesenden Honorationen ebenfalls mit besonderer Freude die Abordnung der Tiroler Schützen. Der Ausschussobmann ging abschließend auf wichtige Anliegen ein und nannte dabei die Begnadigung ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer sowie Fortschritte beim Thema Ortsnamen und die Weiterentwicklung der Autonomie. Als einen speziellen Wunsch nannte es Hermann Gahr, dafür zu sorgen, dass die spannende Geschichte Südtirols den Kindern und kommenden Generationen erzählt werde. Zu prüfen sei laut Gahr auch die sensible Frage der Doppelstaatsbürgerschaft. Wünschenswert sei es laut Ausschussobmann Gahr auch, die lokalen Partnerschaften und die Kontakte auf der Ebene des Sports, der Vereine und der Schützen zu pflegen. Das klare Ziel laute, Südtirol, Tirol und Österreich in einem gemeinsamen Europa zu verbinden.

Viel von dem was heute in Wien gesagt worden ist, kann man unterschreiben, meinte Landeskommandant Elmar Thaler im Anschluss an die Gedenkveranstaltung. Wichtig ist allerdings, so Thaler, dass beim Rückblick auf Erreichtes bei aller Freude die Herausforderungen der Zukunft nicht vergessen werden. „Autonomie, Paket und Streitbeilegung waren Meilensteine, sie stellen aber nie definitive Endpunkte in der Entwicklung eines Landes dar.“ Thaler deutet auch an, wo es seiner Meinung nach anzusetzen gilt: „Eine Europaregion Tirol ohne politischen Zusammenschluss – in welcher Form auch immer – wird ein Feigenblatt bleiben. Wenn es keine gemeinsame Innen-und Aussenpolitik gibt, wird das Konkurrenzdenken letztendlich vor allem in wesentlichen Fragen wie etwa bei Wirtschaftsthemen überwiegen. Weil in der momentanen Situation keines der Länder einen Grund sieht, auf Kompetenzen zu verzichten. Weil die Abhängigkeit von den jeweiligen Nationalstaaten bislang unüberwindbar zu groß ist und weil man viel zu oft – ähnlich wie in der EU – nach dem Prinzip Hoffnung agiert: Irgendwie werden die Länder schon zusammenwachsen.“

Dabei ist die Stimmung fürs Gemeinsame, so ist Thaler überzeugt, in weiten Teilen Tirols und auch in Österreich so gut wie schon lange nicht mehr. Spätere Generationen werden uns einmal daran messen, was wir imstande waren, aus dieser Stimmung zu machen.

Alle Bilder: Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Mike Ranz / stol

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