BOZEN – Aufrichtige Anteilnahme drückt der Südtiroler Schützenbund in einer Pressemitteilung den Angehörigen von Dr. Josef Sullmann aus, der am 12. Juni 2012 verstorben ist.
Dr. Josef Sullmann war im Zuge des Freiheitskampfes der 1960er Jahre ebenfalls als Mitglied der Ultener Gruppe des BAS in Untersuchungshaft genommen. Er war mitunter Augenzeuge der Folterverletzungen, die zum Tode des Lananer Freiheitskämpfers Franz Höfler von Seiten der Carabinieri geführt haben.
Als Arzt und als überzeugter Christ leistete Dr. Sullmann ihm Erste Hilfe und begleitete ihn in die Zelle. Seine Diagnose war: Beginnende Lähmungserscheinungen des ganzen linken Ober- und Unterarmes. Er erkannte sofort die Dringlichkeit und Schwere des Falles und beantragte die sofortige Einlieferung ins Krankenhaus bei den Gefängnisbehörden; jedoch als ebenfalls Inhaftierter konnte seine Anordnung nicht befolgt werden bzw. wollte man seiner Anordnung nicht Folge leisten. Bis heute kein Wort der Entschuldigung von Seiten des Staates für diese Verbrechen.
Laut Dr. Josef Fontana war Dr. Sullmann nur durch Gerüchte und Gerede ins Visier der Folterknechte gekommen. Auch damals gab es die jeweiligen Spitzel, die aber nicht immer handfeste Beweise lieferten. Fontana war in Mailand sein Zellengefährte. Fakt ist: Dr. Josef Sullmann blieb ganze 2 Jahre und 11 Monate unschuldig in Untersuchungshaft und wurde von den Vorwürfen komplett freigesprochen.
Weiters unterzeichnete Dr. Sullmann die am 22. November 1969 verteilte Erklärung der Südtiroler politischen Häftlinge, in der sie ein klares Nein zur Paketannahme bekräftigten. Die Erklärung endete mit den Worten: „Das Paket bedeutet für das Südtiroler Volkstum Verzicht und für Italien die Erreichung seines 50-jährigen Traumes: die endgültige Anerkennung und Bestätigung der Brennergrenze.“ Dass dies Wirklichkeit wurde, kann der aufmerksame Beobachter zurückblickend bestätigen.
Noch im Juni 2011 konnten die Schützen im Rahmen der Gedenkfeier „Schreie in der Nacht“ in Neumarkt vor der ehemaligen Folterkaserne, dem heutigen Rathaus, Dr. Sullmann als Zeitzeugen begrüßen. Wir wissen, dass diese ihm und seinen Kameraden gedachte stille Anerkennung weit mehr Genugtuung brachte als jegliche Auszeichnung.
Der Südtiroler Schützenbund dankt dem Verstorbenen für seine in der Stunde der Not geleisteten Opfer und verabschiedet sich von einem stillen, einfachen und aufrechten Patrioten. Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe. Von Dr. Josef Sullmann wird morgen (Freitag, 15. Juni 2012) um 17.00 Uhr beim Trauergottesdienst in der Neumarktner Pfarrkirche Abschied genommen.
Im Namen der Bundesleitung
Mjr. Günther Morat
Kultur- und Bildungsreferent
Dr. med. Josef Sullmann †