BRUNECK – Das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ ist weitum bekannt. Jugendliche, die sich in den 70er Jahren in Berlin drogieren, prostituieren und kriminell werden. Zur gleichen Zeit gibt es auch direkt vor unserer Haustüre in Südtirol Jugendliche, welche in den Teufelskreis der Drogen geraten. Konrad Fissneider ist einer davon. Als Kind geschlagen und sexuell missbraucht, versuchte er, seine Ängste und seine schlimmen Erlebnisse mit Hilfe von Alkohol, Medikamenten und Heroin zu verdrängen.
Heute ist er clean und leistet gute Aufklärungsarbeit mit seinem Vortrag „Ich ging durch die Hölle“. Zu dessen Thema hat er auch ein Buch veröffentlicht. Warum der Südtiroler Schützenbund kürzlich einen Vortragsabend in der Alten Turnhalle von Bruneck mit einem ehemaligem Junkie organisiert hat, erklärte Bezirksmajor Haymo Laner: „Schützen setzen sich für die Heimat ein. Und Heimat beginnt in der Familie. Verschiedene Süchte können Familien zerstören und deshalb wollen die Schützen über die Gefahren von Süchten aufklären.“
Auch Bildungs- und Kulturreferent Mjr. Günther Morat, der Organisator des gelungenen Präventionsabends, meinte zu den 50 anwesenden Personen, dass auch die Schützen ihren Beitrag zur Suchtprävention leisten und gleichzeitig Vorbilder für die Gesellschaft sein wollen. Untermauert wurden die ergreifenden Erzählungen Fissneiders mit einem Video, in welchem er noch ausführlicher über seine Sucht erzählte. Er berichtete, wie er seinen Körper verkaufte, ins Gefängnis kam, unzählige Autounfälle hatte, dem Tod öfters in die Augen sah, Vergewaltigungen ausgesetzt war. Nur die Angst, länger im Gefängnis zu bleiben, habe ihn nach jahrelanger Selbstzerfleischung dazu getrieben, eine Therapie in der Mitte der 80er Jahre zu beginnen, welche ihn aus dem Drogensumpf herausholte.
Durch die Drogensucht habe er seinen Körper ruiniert, er leide an Hepatitis und die halben Knochen mussten mit Implantaten ausgetauscht wurden, erläuterte der 54-jährige Fissneider. Schon bald könnte er an den Rollstuhl gefesselt sein, seine Leber spiele nicht mehr mit. Heute ist es sicher einfach, zu urteilen, Fissneider hätte ja die Finger von den Drogen lassen können. Damals gab es aber niemanden, der über die Gefahren der Drogen aufklärte. Heute ist Fissneider ein lebendes Beispiel, das junge Menschen vor dem Griff zu Drogen warnen kann. Mit vielen Fragen von Seiten des Publikums und den ausführlichen Antworten Fissneiders endete der interessante Vortragsabend.
Bericht und Foto: Efrem Oberlechner